„frank & frei“Journalistin spricht katholischer Kirche Willen zur Erneuerung ab

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Christiane Florin (links), Joachim Frank und Tine Stein

Christiane Florin (l.), Joachim Frank und Tine Stein

Journalistin Christiane Florin und Politologin Tine Stein diskutieren bei „frank & frei“ über die möglichen Erfolgschancen des Synodalen Wegs. 

Der synodale Weg ist vergebliche Arbeit“, sagt Christiane Florin, Redakteurin beim Deutschlandfunk. „Aber das heißt nicht, dass er sinnlos ist.“ Mehrmals spricht sie bei der von Joachim Frank, Chefkorrespondent des „Kölner Stadt-Anzeiger“, moderierten Diskussion „frank & frei“ am Montagabend in der Karl-Rahner-Akademie Tine Stein den Respekt für ihre Arbeit aus.

Stein ist Politologin und berät das Synodalforum I zur Macht und Gewaltenteilung in der Kirche. Doch abseits der Respektsbekundungen macht Florin deutlich, dass sie einen Erfolg des Synodalen Wegs für ausgeschlossen hält. Sie hält das Gesprächsformat sogar für gefährlich. Es schüre falsche Hoffnung, die es niemals erfüllen könne.

Schon kleine Erfolge könnten von den Bischöfen als große Veränderungen verkauft werden, obwohl die grundlegenden Fragen unangetastet blieben. „Männer und Frauen sind gleich“, sagt Florin. „Das muss auch von der Kirche so ausgesprochen werden.“ Alles andere sei eine bewusste Missachtung der Menschenrechte.

Synodaler Weg: Bischöfe können Veto einlegen

Die Satzung des Synodalen Wegs sei sein größtes Problem. Auf der Bühne von „frank & frei“ skizziert Florin diesen komplexen Aufbau. Einerseits sind Beschlüsse des Synodalen Wegs kirchenrechtlich nicht bindend. Andererseits haben Bischöfe in einem separaten Gremium die Möglichkeit, Beschlüsse zu blockieren. Sie sind eine Sperrminorität.

Deshalb bliebe laut Florin auch der Synodale Weg Teil der kirchlichen Systemlogik, die vor allem auf zwei Dingen basiere: der binären Geschlechterordnung. Und dem Unterschied zwischen Klerikern und Laien. Da aber nur Männer in den Stand der Kleriker eintreten dürfen, sei die Auflösung dieses Systems fast unmöglich. Weshalb sollten die männlichen Bischöfe ihre eigene Machtposition schwächen?

Tine Stein hält dagegen. Sie führt ein historisches Beispiel aus der Schweiz an. Dort hatten Frauen lange auch kein Stimmrecht. Doch durch Aufstände, Demonstrationen, dem „Vetorecht zuhause“ und Lobbyismus in den entscheidenden Institutionen brachten sie die Schweizer Männer dazu, für das Frauenwahlrecht zu stimmen.

Stein vergleicht Kirche mit absolutistischem Staat

Durch den Synodalen Weg wolle man eine ähnliche Veränderung anstoßen. Die Kirche gleiche noch einem absolutistischen Staat, in der die Kirchenoberen weder Rechenschaft ablegen müssen noch von Gläubigen belangt werden können.

Die Diskussionsforen der Synode seien ein erster Schritt in die richtige Richtung. Auch in der Praxis gebe es Bewegung, sagt Stein. „In meiner Gemeinde konnte ich an Pfingsten Eucharistie feiern und predigen“, sagt Stein. „In meiner Jugend durfte ich nicht einmal ministrieren.“

Florin kritisiert Aussagen von Münchner Erzbischof

Florin spricht den „Reformbischöfen“ das Potenzial für eine echte Veränderung ab. Als Beispiel nennt sie ein Interview in der „Süddeutsche Zeitung“, in der der Münchner Erzbischof Reinhard Marx eine Diskussion über das Missbrauchsgutachten mit der Ankündigung „beerdigte“, er könne sich ein Ende des Zölibats vorstellen.

„Die Priester seien dann nicht mehr so einsam“, gibt Florin das Interview wieder. „Klingt so jemand, der für Gleichberechtigung einsteht – oder jemand, der seinen Priestern ein schöneres Leben bereiten will?“

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