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Ziemlich beste LeuteJurist Dennis Müller aus Nippes berät Geflüchtete

3 min
Dennis Müller engagiert sich ehrenamtlich für Geflüchtete.

Dennis Müller engagiert sich ehrenamtlich für Geflüchtete.

Wir stellen in unserer Serie „Ziemlich beste Leute“ Menschen vor, die Köln zusammenhalten. Diesmal: Dennis Müller, der ehrenamtlich Geflüchtete berät.

Das ist er: Dennis Müller (37) wohnt seit zehn Jahren in Nippes, hat Jura studiert und absolviert gerade sein Rechtsreferendariat am Landgericht Hagen. Dort unterstützt er derzeit eine Richterin, vernimmt zum Beispiel Zeugen. Außerdem arbeitet er als Rechtsberater in einer Kanzlei. Seine Freizeit verbringt er mit seinem Hund und engagiert sich bei der Initiative „Willkommen in Nippes“ im Sechzig-Viertel, die Sozial- und Rechtsberatung für Geflüchtete anbietet.

Das sagen andere über ihn: Sehr engagiert, kann nicht nein sagen. Ein bisschen zu strukturiert, wenn es zum Beispiel um Regeln und Abläufe bei Treffen der Initiative geht. Ganz der Jurist eben.

Was er macht: Seit rund zehn Jahren berät er ehrenamtlich jeden Sonntag geflüchtete Menschen bei rechtlichen Problemen, zum Beispiel wenn es um Aufenthaltstitel geht. Auch im Umgang mit dem Jobcenter oder wenn die Ausländerbehörde nicht reagiert, hilft er weiter.

Die Idee kam ihm als Student, als er in der Mittagsbetreuung einer Realschule jobbte. Es war 2015, das Jahr der Flüchtlingskrise, in den Schulen saßen viele geflüchtete Kinder. Dort gab es eine internationale Klasse mit Kindern aus verschiedensten Ländern, bei denen die Asylverfahren lange gedauert haben. „Da habe ich mir gedacht: Ich studiere Jura, vielleicht beschäftige ich mich mal mit Asylrecht.“ Sein Pflichtpraktikum absolvierte er bei einer Asylrechtsanwältin, arbeitet heute noch dort.

Müller: Menschen helfen, damit sie sich selbst helfen

Auch sozial wollte er sich engagieren und stieß auf einen Aufruf der Initiative „Willkommen in Nippes“. Sie berät geflüchtete Menschen beispielsweise darin, wie sie mit Behörden umgehen oder welche Anträge sie stellen müssen. Es gab viele Beratungsanfragen, vor allem zum Thema Asylrecht. Zusammen mit einer Kommilitonin startete er dann die Rechtsberatung vor Ort. „Wir haben beispielsweise einfach erklärt, wie das Verfahren läuft“, sagt Müller. Mittlerweile berät er die Geflüchteten vor allem dabei, wie sie Behörden oder Vermietern schreiben, oder setzt auch mal eine Klage auf. Dort wo es möglich ist, schreibt er Briefe oder Mails nicht selbst, sondern erklärt den Ratsuchenden, was sie tun müssen, um das Problem selbst zu lösen: „Mir ist wichtig, Menschen zu helfen, damit sie sich selbst helfen.“

Wenn Müller über sein Ehrenamt spricht, merkt man, mit wie viel Freude und Leidenschaft er dabei ist. „Wir machen alles selbst, was wir irgendwie schaffen“, sagt er. Das sei eigentlich alles, was außerhalb des Gerichtssaals geklärt werden kann. Zwei Stunden dauert die Beratung jeden Sonntag, ein wenig Extra-Zeit steckt er noch zu Hause rein.

Wie sehr er dabei selbst involviert ist, merkt man an den Geschichten, die er erzählt. Zum Beispiel sei es nach monatelangem Ringen mit den Behörden gelungen, eine Familie wieder zusammenzuführen. Er ist mit zum Flughafen gefahren, war dabei, als die Familie sich wiedergesehen hat. In dieser Zeit sei dann auch eine enge Bindung zu den Menschen entstanden. „Das waren dann Freunde“, sagt Müller, „ich habe mich einfach total gefreut, dass das geklappt hat.“

Wenn er Oberbürgermeister wäre: Als Oberbürgermeister wäre für Dennis Müller Kommunikation am wichtigsten, also sich mit verschiedenen Akteuren im gesellschaftspolitischen Bereich auszutauschen. Er würde sich zudem verstärkt für das Ehrenamt einsetzen, denn dort entstehe Gemeinschaft.

Sein persönliches Grundgesetz: „Das Grundgesetz.“