Show in KölnKann Mentalist Timon Krause wirklich Gedankenlesen?

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Timon Krause erzählt, wie er Lügen erkennt und gibt Tipps für das nächste Gehaltsgespräch. Im September tritt er im Carlswerk in Köln auf.

„Professioneller Gedankenleser“ – das klingt erstmal nach Humbug, hat aber nichts mit Übernatürlichem zu tun. Timon Krause ist Mentalist, er analysiert die Verhaltensweisen von Menschen. Und kann so eben tatsächlich Gedankenlesen. Ein Schlucken, ein Fußzucken, unterbrochener Augenkontakt, all das können Zeichen für den 29-Jährigen sein. Zeichen, dass jemand lügt zum Beispiel. „Viele Leute glauben, es gäbe ein bestimmtes Signal, an dem man Lügen erkennt. Das stimmt aber nicht.“

Viel mehr sei das Anzeichen einer Lüge vom normalen Verhalten einer Person abhängig: Wer viel Augenkontakt hält, schaut beim Lügen vielleicht weg. Wer dagegen normalerweise im Raum umherblickt, schaut beim Lügen plötzlich in die Augen des Gegenübers, erklärt Krause. Als Laie bemerke man solche Abweichungen vom normalen Verhalten, der „Baseline“, bei nahestehenden Menschen automatisch. „Diesen Zustand, dass ich jemanden wie meinen besten Freund oder meine beste Freundin verstehe, muss ich sehr schnell erzeugen können.“ Es brauche auf der Bühne einen starken Fokus und viel Konzentration, um eben in ein bis zwei Minuten die „Baseline“ eines Fremden zu erkennen.

Das ist wie Klavier spielen. Die einen lernen es schneller, die anderen langsamer. Aber im Grunde kann es jeder lernen
Timon Krause

Aber Timon Krause hat darin viel Übung: Im Alter von zwölf Jahren fing er an, Hypnose zu lernen, nachdem er eine Show im Movie Park Germany in Bottrop sah. „Ich habe dann einfach nachgebrabbelt, was ich gesehen habe.“ Vier Jahre lang hat er Bücher gelesen und geübt, sich die Hypnose selbst beigebracht. Im Austauschjahr in Neuseeland hat er dann einen Mentalisten getroffen, der ihm die Grundtechniken des Mentalismus gezeigt hat. Klingt erstmal ganz einfach. Kann das denn theoretisch jeder? „Ja. Das ist wie Klavier spielen. Die einen lernen es schneller, die anderen langsamer. Aber im Grunde kann es jeder lernen.“ Krause, der mittlerweile einer der weltbesten Mentalisten ist, meint sogar: „Für das Erkennen von Lügen habe ich kein großes Talent.“ Durch viel Übung und Leidenschaft beherrscht er es heute trotzdem verblüffend gut.

Allgemein kommt Krause sehr bodenständig rüber. Seine „Zaubertricks“, wie zum Beispiel das Erraten von PIN-Nummern, könnten ihn garantiert zum Hit auf jeder Party machen. Darauf habe er aber gar keine Lust mehr: „Das würde sich selbst beweihräuchernd anfühlen.“ Auch sonst sei er ein eher introvertierter Mensch, der viel Ruhe brauche. Ein bisschen schwieriger ist das seit seiner Teilnahme an der TV-Show Let’s Dance in diesem Jahr, wo Krause mit seiner Tanzpartnerin Ekaterina Leonova den vierten Platz belegte. Seitdem gibt es ein deutlich höheres öffentliches Interesse an seinem Privatleben. Wie geht er damit um? Mit Stillschweigen. Sein Privatleben solle privat bleiben. Vielleicht ist Krauses ruhige Persönlichkeit auch genau das, was es ihm ermöglicht, andere Menschen so gut zu entziffern.

Mentalist Timon Krause im Interview mit KStA-Redakteurin Annika Müller.

Mentalist Timon Krause im Interview mit KStA-Redakteurin Annika Müller.

Ab September geht der 29-Jährige mit seinen „Mind Games“ auf Tour. Dabei macht er auch Halt in Köln: Am 26. September tritt er im Carlswerk auf. Das Publikum erwarte eine interaktive Show: Wer möchte, darf auf die Bühne, aber es werde niemand dazu gezwungen. Krause demonstriert Hypnose, erzählt Anekdoten aus dem Leben eines Mentalisten und gibt praktische Alltagstipps – zum Beispiel für Gehaltsgespräche. Krause verrät, dass es Sympathien wecke, wenn das Gegenüber einem einen Gefallen tut. Nicht andersherum. Man solle den Chef also zu Beginn des Gesprächs nach einem Kaffee fragen oder um das Öffnen eines Fensters bitten. „Das triggert einen Prozess. Er denkt dann: Ich habe ihr einen Gefallen getan und das würde ich nur tun, wenn ich sie mag. Dementsprechend muss ich sie mögen.“

Außerdem demonstriert Krause in seiner Show, wie Verschwörungstheorien und Fake News funktionieren und verspricht „das beste Finale, das ich je kreiert habe.“ Im Gegensatz zu einer Zaubershow tut er dabei nie so, als wäre Übernatürliches am Werk, ganz im Gegenteil: „Es wird viel desillusioniert, aber nie entzaubert.“ Er erklärt die Hintergründe hinter all seinen „Mind Games“ und „die eigentliche Erklärung ist viel krasser als die Illusion.“

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