Gratis-Rechtsberatung in KölnUkrainerin möchte ihre Tochter nach Deutschland holen

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Rechtsanwältin Katja Gerlach (l.) berät im Kölner Justizgebäude die aus der Ukraine geflohene Liudmyla Kharytonenko.

Köln – „Ich hoffe, dass der Krieg bald vorbei ist“, sagt Liudmyla Kharytonenko, als sie die kostenlose Rechtsberatungsstelle im Kölner Justizgebäude aufsucht. Die 63-jährige Ukrainerin ist aus der schwer unter Beschuss stehenden Stadt Charkiw geflohen und seit einem Monat in Deutschland. „Ich wurde hier sehr herzlich empfangen“, sagt Kharytonenko, die bei einer Familie im Westerwald wohnt.

Ukrainerin will Tochter nach Deutschland holen

Mit ihren Gedanken ist die 63-Jährige in ihrer Heimat. „Die Lage in Charkiw ist sehr schwierig“, sagt sie, „die Menschen können nicht mal Einkaufen gehen.“ Teile ihrer Verwandtschaft leben weiterhin in der Ukraine. Ihre engste Familie konnte fliehen. Doch ihre Tochter sitze in Syrien fest. Jetzt sucht die 58-Jährige rechtliche Hilfe, ob und wie sie ihre Tochter zu sich nach Deutschland holen kann.

Es sind Fragen wie diese, die Rechtsanwältin Katja Gerlach an diesem Tag im zweiten Stock des Justizgebäudes beantwortet. Die Schlange ist lang auf dem Flur, viele weitere Geflüchtete aus der Ukraine nehmen das kostenlose Angebot des Kölner Anwaltsvereins an, informieren sich über arbeitsrechtliche Fragen oder lassen sich bei Kommunikationsproblemen mit den Behörden helfen.

Sondersprechstunden im Kölner Justizgebäude

„Der Kölner Anwaltverein verurteilt den Angriff Russlands auf die Ukraine auf das Schärfste. Es handelt sich um einen furchtbaren Verstoß gegen das Völkerrecht, der die Weltordnung und den Frieden für alle gefährdet“, hatte der Vorsitzende Markus Trude erklärt. Daher habe man das bestehende Angebot für bedürftige Rechtssuchende auf ukrainische Flüchtlinge erweitert.

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Der Anwaltverein, dessen Mitglieder spontan geholfen hätten, stellt auch Dolmetscher, außerdem wirken teilweise auch Rechtsanwälte mit, die Ukrainisch und Russisch sprechen. Die Sondersprechstunden für Geflüchtete aus der Ukraine werden jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 12 und 14 Uhr im Land- und Amtsgericht an der Luxemburger Straße angeboten.

Minister steht für weitere Legislaturperiode bereit

„Dieses Angebot zeigt, wie intensiv Justiz sein kann“, freut sich der NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) beim Besuch der Sondersprechstunde am Donnerstag, hier würde bedürftigen Menschen ganz unbürokratisch geholfen. „Mir wäre es natürlich am liebsten, wir bräuchten diese Beratung nicht mehr allzu lange, weil dann Frieden herrscht“, sagt der Minister.

Biesenbach hatte vor einem Jahr die kostenlose Anwaltsberatung mit initiiert, bei der generell Bedürftige ohne großen Aufwand zu ihrem Recht kommen können. „Wir haben bei der Justiz in den vergangenen Jahren viel angestoßen“, sagt Biesenbach, der sich mit seinen 74 Jahren fit genug für eine weitere Legislaturperiode als Minister fühlt. Wenn die Wahlergebnisse im Mai mitspielen. Und man ihn fragt.

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