Zwei Kaffee, bitte!„Männer wollen nicht so zurückstecken wie wir“

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Laura Pitzen-Schiffer

Laura Pitzen-Schiffer ist Mutter von drei Kindern und muss Alltag und Arbeit unter einen Hut bringen.

Köln – Ich weiß gar nicht, ob das als Thema überhaupt interessant ist“, meint Laura Pitzen-Schiffer, als ich sie frage, ob es etwas gebe, was sie zurzeit besonders beschäftige. Sie habe in den letzten fünf Jahren drei Kinder bekommen, und was sie beschäftige, sei ihr Alltag: als Mutter, als Hausfrau, demnächst wieder als Studienrätin zurück im Schuldienst und außerdem als Künstlerin.

„Aber nicht auch alleinerziehend?“, frage ich. Die 36-Jährige lächelt. „Doch, fast – zumindest unter der Woche.“ Sie sei vor gut vier Jahren von Köln nach Kürten gezogen. Ihr Mann arbeite in der Kölner Innenstadt, sei morgens um halb acht aus dem Haus und kehre um 21 Uhr heim. Also wenn die Gute-Nacht-Geschichte bereits gelesen ist, stelle ich fest.

Schwierigenkeiten im Alltag

In der nächsten halben Stunde spricht Laura Pitzen-Schiffer über ihren Alltag und die Schwierigkeit, in diesen auch ihre künstlerische Arbeit einzubauen. Es funktioniere, wenn es um einen konkreten Anlass gehe wie 2016, als sie eine große Einzelausstellung im Euskirchener Rathaus gehabt habe mit 40 Bildern und elf Skulpturen. „Das war 14 Tage vor dem geplanten Kaiserschnitt mit dem dritten Sohn“, fügt sie grinsend hinzu.

Bei einer anderen Ausstellung 2010 hätten am Abend des selben Tages die Wehen eingesetzt. „Ich wusste vorher genau, dass ich das jetzt machen muss, weil ich es hinterher nicht mehr schaffen würde. Also habe ich reingeklotzt auf Teufel komm raus.“

Die gebürtige Bonnerin erzählt weiter, dass sie – auch bedingt durch ihr Biologiestudium – sehr naturverbunden sei. „Thema meiner Examensarbeit war Bildung zu nachhaltiger Entwicklung.“ Damals, vor elf Jahren, sei vom Begriff „Nachhaltigkeit“ interessanterweise noch gar keine Rede gewesen und ihr Professor habe gemeint: „Da schreibt im Moment ja kein Mensch drüber, also machen Sie mal!“ Wir lachen beide.

Am Abend geht die Arbeit los

Ich komme noch mal auf ihre künstlerische Arbeit zurück und erfahre, dass ihr ursprüngliches Thema der Baum gewesen sei, sie in letzter Zeit jedoch wieder figürlich mit Ton arbeite. Bei ihren Skulpturen – vielfach Frauen mit Kind – komme es ihr auf die „Darstellung der gleichzeitigen Anforderung“ an.

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Ich frage mich – und dann auch sie, wie man neben drei kleinen Kindern noch zum Töpfern kommt. „Abends“, sagt mein Gegenüber mit einem etwas zerknirscht wirkendem Lächeln. Dann berichtet Laura Pitzen-Schiffer von einem Artikel, den sie neulich in der „Zeit“ gelesen habe neben einem Foto „von so einem Berlin-Mitte-Vater“ mit dem Baby im Tragetuch.

„Wir geben alle unsere Ziele auf“

Das Problem sei halt, dass medial gerne das Bild einer neuen Vätergeneration transportiert werde, das nicht der Realität entspreche. Die Wirklichkeit sei die, dass die Männer drei Monate in Elternzeit gingen, wenn das Baby geboren sei und dann vielleicht noch mal einen Monat, wenn es ein Jahr alt sei.

Ansonsten bleibe fast alles an den Frauen hängen, was nur deshalb funktioniere, weil Frauen sich aufgrund ihrer Biologie viel zu schnell als ganze Persönlichkeit aufgeben.

„Wir geben alle unsere Ziele auf mit Ausnahme des Mutterseins. Männer können das nicht.“ – „Meinen Sie „können“ oder „wollen“?“, frage ich. – „Nee, natürlich wollen! Die wollen nicht so zurückstecken wie wir.“ Hinzu komme, dass Frauen ausdauernder und geduldiger seien. Wenn ihr Mann mit den drei Jungs losziehe nach dem Motto „Wir machen heute mal einen Männertag“, sei das natürlich toll, aber jeden Tag den Männertag machen wolle der definitiv nicht.

Mütter würden zu wenig anerkannt

Ihrer Überzeugung nach wollen die meisten Frauen deshalb wieder so früh in den Beruf zurück, „weil es unglaublich anstrengend und eintönig ist“, nur mit Kindern zu Hause zu sein. Es sei anstrengend, jede Sekunde ansprechbar zu sein und die Verantwortung zu tragen. Das Grundproblem dabei sei, dass die gesellschaftliche Anerkennung für das fehle, was eine Mutter leistet. „Es ist wie mit der Hausarbeit. Jeder sieht nur, wenn es nicht gemacht ist.“

Sein Kind oder seine Kinder entgegen dem Trend länger als ein Jahr selbst zu betreuen, könne zwar auch sehr erfüllend sein. „Aber man muss dazu Mut haben und mehr Kraft und Nerven als man sich vorstellen kann.“

Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?Das beschreibt unsere Autorin Susanne Hengesbach in der Serie „Zwei Kaffee, bitte!”, die immer dienstags in unserer gedruckten Ausgabe und im E-Paper erscheint.

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