„Mit diesem Buch verstehen Sie Köln“Neuer Bildband zeigt die Stadt von Anfang an

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1868: Das letzte Foto des noch intakten Domkrans 

Köln – Köln ist von Anfang an bunt, laut, bildgewaltig. Ob Keramik, Mosaike, Glas, Skulptur, Lithografie, Kirchenfenster, Gemälde, viele der über 400 Abbildungen erzählen vom bunten Alltagsleben der Stadt und lassen den Betrachter in vergangene Zeiten eintauchen. Eine Einladung, genauer hinzusehen. So wie die Passanten auf einem Gemälde von 1655: „Ein Quacksalber verarztet öffentlich einen Kranken“. Da zieht ein Bader auf einer Bühne bei St. Maria im Kapitol vor aller Augen einen Zahn – und man möchte nicht auf seinem Stühlchen sitzen.

Oder der eisige Winter 1784: Vom Ufer aus ist zu sehen, was das Hochwasser alles mitreißt, Schiffe, Bäume, Karren, Kühe. Ein Slapstick-Film dagegen die Karikatur von 1823: Der kölnische Zoll zerpflückt das Gepäck der Touristen – schlimmer geht’s auf keinem Flughafen zu. Und laut war Köln auch früher schon: Auf einer Zeichnung von 1844 sind die preußischen Artilleristen zu sehen, die vor der Eigelsteintorburg ihre Schießübungen durchführen.

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Die aquarellierte Zeichnung „Rheinansicht der Stadt Köln“ von Kaspar Karsen (1810 – 1896), reproduziert auf der Innenseite des Bucheinbandes.  

Die Fotografen Reinhard Matz und Wolfgang Vollmer haben für ihren neuen Bildband zehn Jahre lang nach Objekten, Grafiken, Lithografien, Bildern, Fotografien gesucht, nicht nur in Köln, auch weltweit. Und sie hatten großes Finderglück. So können sie auch Episoden und Momente in ihrer visuellen Köln-Chronik erzählen, die noch nie veröffentlicht wurden – gleich auf der Innenseite des Umschlagkartons: das Aquarell „Rheinansicht der Stadt Köln“

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Der Dom, 1852 gemalt von C. Springer

„Das ist ein Buch, das uns über den Winter bringt“, lobte Benedicte Savoy, Kunsthistorikern am Pariser College de France und an der TU Berlin. Savoy präsentierte das Buch am Dienstag im Greven-Verlagshaus der Presse. Und sie ist, zu Recht, begeistert von der opulenten Ausstattung des Buches und der kuratierten „Stadtführung auf dem Sofa“: „Mit diesem Buch verstehen Sie Köln!“

400 Motive erzählen vom Leben in Köln

So wie die drei Vorgänger-Bände – „Köln vor dem Krieg“, „Köln und der Krieg“ und „Köln nach dem Krieg“ – glänzt auch dieses Buch mit einer originellen Fotoauswahl und hoher Bildqualität. 400 Motive erzählen Alltagsleben aus der römischen, mittelalterlichen oder neuzeitlichen Epoche, angefangen von einem Mahlstein für Getreide, der vor 4500 Jahren in Lindental in Gebrauch war, bis hin zu einem Gemälde, das die Verlegung eines Telegrafenkabels von Felten & Guillaume am Rheinufer bei Mülheim zeigt.

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Ein Bilderbuch und zugleich ein Lesebuch, denn Textausschnitte berühmter Autoren wie Petrarca, Giacomo Casanova, Johanna Schopenhauer, Eugène Delacroix oder Friedrich Wilhelm Hackländer bieten sich gleichsam als Stadtführer für die Epochen an.

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Feiernde Dombauhütte 1874: Jeder mit anderer Kopfbedeckung 

Ausgesucht wurden Bilder und Texte, die möglichst lebensnah Stadtgesellschaft, Religion, Handel, Militär oder Kunst in Köln im Laufe der Epochen bis ins Jahr 1880 vorstellen. Darunter die vermutlich erste Fotografie des Rheinpanoramas aus dem Jahr 1822. Es gibt auch Abbildungen, die ahnen lassen, warum der Journalist Johann C. Riesbeck 1784 schrieb: „Von außen bietet die ungeheure Stadt Köln mit einem Wald von Mastbäumen und den unzähligen Kirchtürmen einen prächtigen Anblick. Allein alle Pracht verschwindet, sobald man einen Fuß unter das Tor gesetzt hat.“ Ein Köln-Bildband, der beglückend über den Winter und lange Corona-Stunden bringt.

Reinhard Matz, Wolfgang Vollmer, Köln von Anfang an. Leben, Kultur, Stadt bis 1880. 392 Seiten, 402 Abbildungen. Greven Verlag, ISBN 978-3-7743-0923-4; 50 Euro

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