Messerstecherei in KölnOpfer sagen vor Gericht aus – Angeklagte gestehen Kokainhandel

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Sichergestelltes Messer nach einem Angriff

Sichergestelltes Messer nach einem Angriff

Köln – Wie kam es dazu, dass am 25. Juni des vergangenen Jahres ein 35-jähriger Mann in der Nähe des Neumarkts so schwer verletzt wurde, dass er in Lebensgefahr schwebte? Darum geht es in dem Prozess, der zwei Albanern vor dem Kölner Landgericht gemacht wird. Versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung werden Tarik G. (22) und seinem Cousin Hamza F. (25, alle Namen geändert) zur Last gelegt. Am Montag wurden unter anderen Enes H., das beinahe gestorbene Opfer, und sein 28-jähriger Bruder, der nur leichte Verletzungen davongetragen hatte, als Zeugen gehört. Beide kommen ebenfalls aus Albanien.

Die Aussage von Enes H. lässt sich etwa so zusammenfassen: Sein Bruder hatte von einem Freund, der aus derselben Heimatstadt stammt, gehört, er sei von Tarik G. und Hamza F. aus nichtigem Anlass attackiert worden. Um die Angelegenheit für ihn zu klären, fuhren die Brüder zum Josef-Haubrich-Hof, wo sie sich mit den Angeklagten verabredet hatten. Diese gingen, mit Messern bewaffnet, gleich auf den Bruder los.

Mehrfach mit dem Messer verletzt

Schützend stellte sich Enes H. vor ihn. Der Bruder suchte das Weite, fiel hin, griff sich einen losen Stein aus dem Pflaster und warf ihn in Richtung der Angreifer. Enes H. kämpfte nun mit Tarik G., der den Vorschlag, die Sache doch noch gütlich zu regeln, ignoriert hatte und ihn mehrfach mit dem Messer verletzte. Am gefährlichsten war ein Stich in die Brust, der die Lunge in Mitleidenschaft zog. Die zwei Männer stürzten hin, Enes H. lag oder saß jetzt auf seinem Gegner; in dieser Situation bekam er zwei kleine Stiche in den Rücken. Unterdessen hatte sein Bruder mit einem Stuhl von einer Café-Terrasse die Angreifer abzuwehren versucht, dann war er weggelaufen.

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Schließlich flüchteten auch die Angreifer. So weit das Resümee der Aussage. Enes H. war blutüberströmt in die Uniklinik gebracht worden. „Unbehandelt hätten die Verletzungen zum Tode geführt“, sagt ein Assistenzarzt im Zeugenstand.

Angeklagte haben mit Kokain gedealt

Tarik G. hat vorige Woche eingeräumt, zugestochen zu haben, jedoch hinzugefügt, er sei dazu „gezwungen“ gewesen. Entscheidend ist die Frage, ob die Angeklagten gleich auf die Brüder losstürzten oder erst dann die Messer zückten, als der Stein auf sie zu flog. Was die Beteiligung des älteren Cousins angeht, zeigte sich Enes H. unsicher. Er könne sich „nicht gut erinnern“, ob Hamza F. ihn, nachdem er mit dem anderen Angeklagten zu Boden gegangen war, von hinten angegriffen und in den Rücken gestochen habe. In einem von drei Briefen an die Staatsanwaltschaft schreibt Hamza F.: „Ich schwöre Ihnen, ich bin ein unschuldiger Mensch.“

Fraglich ist, warum die Männer tatsächlich aneinandergerieten. Spielten Drogengeschäfte eine Rolle? Die Angeklagten haben eingeräumt, mit Kokain gedealt zu haben; und Enes Hs. 28-jähriger Bruder sagte am Montag im Zeugenstand, er habe neben der Schwarzarbeit mit Drogen gehandelt. Oder war eine Familienfehde das Motiv? Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. 

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