Auch wegen CoronaPolizei Köln präsentiert niedrigste Einbruchszahlen seit Jahrzehnten

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Uwe Jacob Stemmeisen

Polizeipräsident Uwe Jacob demonstriert, wie einfach es ist, ein kaum gesichertes Fester aufzustemmen.

Köln – Die Technik kann bisweilen auch einen Polizeipräsidenten vor ein Rätsel stellen. Sein Wohnhaus sei inzwischen mit derart modernen Sicherungssystemen ausgestattet, dass er es sogar von unterwegs und im Urlaub per Handy überwachen könne, sagte Jacob am Donnerstag vor Journalisten. „Als ich neulich auf Mallorca und meine Frau im Garten war, habe ich über das Smartphone die Rollläden runtergelassen und meine Frau ausgesperrt“, sagte er lachend. Dieses Malheur habe aber schnell wieder in Ordnung gebracht und die Rollläden wieder hochgefahren.

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Jacob war eigentlich gekommen, um eine frohe Kunde nun auch selbst zu verkünden: Es gibt in diesem Jahr wohl so wenige Einbrüche in Köln wie noch nie. Die Entwicklung, über die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Anfang Oktober berichtete, freue ihn besonders, da sich viele Opfer nach einem Einbruch in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher fühlen. „Wer die Erfahrung gemacht hat, dass Schubladen, Kleiderschränke und Unterwäsche durchwühlt wurden, will oftmals einfach nur noch raus aus der Wohnung“, sagte Jacob am Anfang der im Herbst beginnenden „Einbruchssaison“.

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Einbrecher kommen meist am Nachmittag

1146 Einbruchsdelikte gab es zwischen Januar und September dieses Jahres in Köln, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. 2019 lag die Zahl ganzjährig noch bei 1992, 2019 bei 2482. Bei 625 Fällen – also mehr als der Hälfte davon – blieb es in diesem Jahr beim Versuch. Die Versuchsquote hat sich gegenüber den Vorjahren noch einmal erhöht. Aktuell steigen die Zahlen zwar wieder an, sagt Kripo-Chef Klaus-Stephan Becker. Doch das sei jahreszeitlich typisch, denn meistens kommen die Täter in den Wintermonaten freitags und samstags zwischen 16 und 20 Uhr. Haupteingangspunkt sind Terrassen- und Wohnungstüren, sowie Fenster.

Klaus Stephan Becker

Kripo-Chef Klaus-Stephan Becker

Die Tendenz, dass das Rekordtief aus dem vergangenen Jahr in diesem Jahr nochmal unterboten wird, ist laut Polizei auf zwei Entwicklungen zurückzuführen. Zum einen sind durch Corona, Lockdowns und Ausgangssperre viele Menschen zu Hause geblieben. Für potenzielle Einbrecher ein abschreckender Faktor, sagt Becker. „Man kann sagen, dass Corona die Einbrecher in Kurzarbeit geschickt hat“, sagte Becker. Außerdem führt er die niedrigen Zahlen auch auf „gute Polizeiarbeit“ zurück und meint damit etwa die Präventions-Kampagne „Riegel vor“, mit der die Behörde Mieter und Eigentümer über Möglichkeiten etwa der Tür- und Fenstersicherung berät. Die hohe Versuchsquote zum Beispiel könne mit besser gesicherten Häusern und Wohnungen erklärt werden.

Um aber zu demonstrieren, dass moderne Technik keinen vollen Schutz bietet, übte sich Jacob selbst am Stemmeisen. Es dauerte nicht lang, bis der Polizeipräsident ein handelsübliches Fenster aufgebrochen hat. Geübte Einbrecher hätten wohl nur Sekunden gebraucht. „Mechanik vor Technik“ gelte also auch heute noch beim Schutz vor Einbrechern, sagte Becker. Die meisten Vorrichtungen seien „gar nicht so teuer wie man glaubt“ und „gut investiertes Geld“.

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