An einer Böschung am Hafenbecken ist die Polizei zufällig auf eine liebevoll gepflegte Grabstätte gestoßen.
Mysteriöser FundPolizei Köln ermittelt wegen Grab im Niehler Hafen – und löst den Fall in 20 Minuten

Dieses Grab im Niehler Hafen hat Mordermittlungen der Polizei ausgelöst.
Copyright: Polizei
Ein Gelände nahe des Cranachwäldchens in Niehl, direkt am Hafen. Jemand hat hier eine Grabstelle errichtet. Auf dem Erdboden liegt eine Metallplatte, umrandet von sauber gelegten Kieselsteinen. Drei Grablichter stehen daneben. Eingeritzt in die Platte sind ein Geburts- und ein Sterbedatum, darunter ein Name.
24.6.2005, 4.10.2025, Apilhas.
Wer auch immer hier bestattet wurde, er oder sie ist 20 Jahre alt geworden. Jetzt ist das Grab ein Fall für die Polizei. Oder genauer gesagt: war ein Fall für die Polizei. Denn dies ist nicht nur die Geschichte einer ungewöhnlichen, sondern auch die Geschichte der womöglich schnellsten Todesermittlung in der Historie der Kölner Kripo.
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Die Grabstätte in Gendenken an „Aphilas“
Copyright: Polizei
Vier Wochen lang war die Gedenkstätte niemandem aufgefallen. Die Böschung befindet sich auf dem Betriebsgelände der Köln-Düsseldorfer, Spaziergänger sind hier selten unterwegs. Dann, am 2. November, einem Sonntag, platzte in der Nähe ein Rohr. Wasser trat aus, Techniker wurden gerufen, auch Polizisten der Wache Nippes schauten sich den Schaden an.
Dabei bemerkten sie die frische, liebevoll angelegte Grabstelle – und wurden stutzig: Wer hat sich hier so viel Mühe gegeben? Ist das ein Haustiergrab? Aber welches Haustier wird 20 Jahre alt? „Wir mussten zunächst in Betracht ziehen, dass da möglicherweise etwas anderes begraben worden sein könnte als ein Tier“, erzählt Dirk Oberlies dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Oberlies ist stellvertretender Leiter des KK11 der Polizei Köln, des Kommissariats für Todesermittlungen, zuständig für schwere Gewaltdelikte, Mord und Totschlag. Die Streifenpolizisten hatten nach dem Fund die Kriminalwache informiert und die den Bereitschaftsdienst des KK11. Die Spurensicherung rückte noch am Sonntag aus, untersuchte das Grab und das direkte Umfeld. Fotos wurden gemacht, mögliche Hinweise auf Täter oder Opfer gesucht. Auf eine Exhumierung wurde zunächst verzichtet, aber: „Eine Kollegin im KK11 hat den Vorgang gleich am Montagmorgen übernommen“, berichtet Dirk Oberlies.
Köln: KD hatte die Bestattung im Hafen genehmigt
Die Ermittlerin rief bei der KD als Eigentümerin des Geländes an – und die Reederei konnte helfen. Denn das Unternehmen hatte einem Ehepaar, beide langjährig für die KD tätig, genehmigt, seine Katze in einer hinteren Ecke auf dem Betriebsgelände zu bestatten. Der Kater hieß Apilhas und war im Alter von 20 Jahren gestorben, durchaus viel für eine Wohnungskatze, die in der Regel zwischen 14 und 18 Jahre erreicht.

Apilhas wurde 20 Jahre alt.
Copyright: Rodrigues-Loef
„Ich bin mit ihm groß geworden. Meine Eltern und ich haben ihn über alles geliebt“, sagt Tabea Rodrigues-Loef, als der „Kölner Stadt-Anzeiger“ sie am Telefon erreicht. Der Kater gehörte der Familie. Als Tabea vor 16 Jahren geboren wurde, war Aphilas vier. „Er hat in einem eigenen Bettchen neben meinem Bett geschlafen“, erzählt die Schülerin. „Am 4. Oktober bin ich morgens aufgewacht, da lag er tot unter meinem Bett.“ Schon die Tage davor sei er immer schwächer geworden.
Köln: Kater Apilhas wurde 20 Jahre alt
Für die Familie war schnell klar: Aphilas hat ein würdiges Begräbnis verdient. Eine Holzkiste diente als Sarg, außen bemalt und mit seinem Namen beschriftet, innen ausgekleidet mit einer Decke. „Wir haben ihm sein Lieblingsspielzeug dazu gelegt“, sagt Tabea, eine Plastikmaus und einen Fisch aus Stoff.
Bei der Bestattungszeremonie waren Tabeas Eltern und ihre beste Freundin dabei. Sie hoben eine mehr als ein Meter tiefe Grube aus und legten den Sarg hinein. „Wir haben uns im Arm gehalten und geweint, alles war ganz still“, erzählt Tabea. Seitdem pflegt die Familie die Grabstelle und stellt regelmäßig neue Kerzen ab.
Dass sich plötzlich die Mordkommission für Aphilas interessierte, erfuhr die 16-Jährige morgens in der Schule. „Mein Vater schrieb mir eine Nachricht, dass die Polizei angerufen hat und man wohl glaubte, da könnte ein Mensch begraben sein.“ Man habe das aber schnell aufklären können, sagt Tabeas Mutter. „Wir haben auch angeboten, dass wir die Katze wieder ausgraben, aber die Polizei hat uns geglaubt.“
Weil die Grube tief genug sei, liege auch keine Ordnungswidrigkeit vor, sagt Mordermittler Oberlies. Mindestens 50 Zentimeter müssen es sein und weit genug entfernt von öffentlichen Wegen. Dasselbe gilt übrigens auch für ein Begräbnis von Hunden oder Katzen im eigenen Garten.
Nach „Kondolenzbekundungen“ an die Familie sei die Angelegenheit für die Polizei erledigt gewesen, bestätigt Oberlies. „Der Kriminalfall hat sich zum Glück schnell in Wohlgefallen aufgelöst.“ Ganze 20 Minuten und zwei Telefonate dauerten die Todesermittlungen bis zur Aufklärung – schneller geht es nicht mal im „Tatort“.

