„Ich dachte, er stirbt“Kölnerin wütet im Severinsklösterchen und landet vor Gericht

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Das Kölner Severinsklösterchen.

Köln – Auf dem Papier war es eine unflätige Beleidigung gegenüber einer Klinik-Mitarbeiterin, die die Kölner Staatsanwaltschaft einer Kölnerin (50) vorwarf. Doch der Prozess am Mittwoch vor dem Kölner Amtsgericht offenbarte auch eine traurige Geschichte. Die Angeklagte wollte im Severinsklösterchen zu ihrem schwerkranken Freund, wurde aber nicht zu ihm vorgelassen. 

Köln: Angeklagte trank zwei Flaschen Wodka am Tag 

Die Angeklagte berichtete, viele Jahre auf der Straße gelebt zu und Heroin genommen zu haben. Seit kurzem habe sie mit ihrem Lebensgefährten ein Obdachlosen-Hotel in Ehrenfeld bezogen, die Miete würde ihr von der Rente abgezogen. 

„Mein Freund ist schwerer Alkoholiker“, sagte die 50-Jährige, das habe auch sie wieder abhängig gemacht. Mittlerweile habe sie ihren Konsum aber reduziert, „von zwei Flaschen Wodka am Tag auf eine halbe, gemischt mit Limonade.“ 

Klinik-Mitarbeiterin im Severinsklösterchen beleidigt

Am Tattag im Juni vergangenen Jahres habe ihr schwerkranker Lebensgefährte – er hat HIV und Hepatitis – aus Mund, Nase und Ohren geblutet, er sei mit dem Rettungswagen ins Severinsklösterchen eingeliefert worden. 

„Ich wollte zu ihm“, erklärte die Angeklagte. Als man sie nicht ließ, hatte sie die Tür zur Notaufnahme gestürmt, sich auf den Boden geworfen und losgeschimpft, die Empfangsdame der Klinik beleidigte sie als „Fotze“. Sie habe die Zurückweisung nicht verstehen können. „Ich dachte, mein Freund stirbt, ich wollte ihm beistehen“, sagte die ehemalige Altenpflegerin. 

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Die betroffene Mitarbeiterin erklärte im Zeugenstand, die Angeklagte mit Informationen versorgt zu haben. Sie habe nicht zu dem Verletzten gedurft, da das Paar nicht verheiratet war; außerdem sei zunächst nicht klar gewesen, ob die Angeklagte ihrem Freund die Verletzungen beigebracht habe. 

Köln: Von Jugendlichen mit Flaschen attackiert 

Die Richterin zeigte Verständnis und stellte das Verfahren ohne Auflagen ein. Die 50-Jährige wird demnächst wieder vor Gericht erwartet, diesmal als Zeugin. 

Wie Verteidiger Dr. Jürgen Graf mitteilte, wurde die Frau im Bereich des Römisch-Germanischen Museums von Jugendlichen geschlagen und mit abgebrochenen Glasflaschen traktiert.

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