Der am Landgericht gestartete Strafprozess zeigt, wie die mutmaßliche Bande an die Sendungen der Deutschen Post gelangte.
146.000 Euro SchadenRiesenbetrug mit Post von der Bank – Täter in Köln mit völlig neuer Masche

Die Täter hatten es laut Anklage auf Briefe abgesehen, die über die Deutsche Post verschickt wurden.
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Die Methode war effektiv und neu: Im ganz großen Stil sollen Mitglieder einer Bande an Briefsendungen gelangt sein, die sie dann auf Beute durchsuchten. Die Angeklagten, die sich seit Donnerstag wegen gewerbsmäßigen Vorgehens vor dem Landgericht Köln verantworten müssen, sollen sogenannte Postablagekästen geplündert haben. Die Täter hatten es laut Anklage der Staatsanwaltschaft auf EC-Karten und den dazugehörigen PIN-Nummern von Bankkunden abgesehen.
Köln: Ermittlungen gegen Fahrer von Subunternehmer
Die Anklageschrift spricht von einer Vorgeschichte, die in Bergisch Gladbach spielt. Ein für ein Subunternehmen tätiger Fahrer für Postsendungen soll Komplizen den Zugang zu Briefen der Deutschen Post verschafft haben, bevor diese vorsortiert für den Postboten in Ablagekästen zwischengelagert wurden. Die Täter entwendeten hier bereits die Briefe von Bankkunden. Der Rest wurde in die Kästen zurückgelegt, sodass der Postbote zunächst keinen Verdacht schöpfte.

Einer der Angeklagten mit seinen Verteidigern Bernhard Scholz und Carsten Meyers beim Prozessauftakt im Landgericht
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Die Masche flog auf, nachdem Bankkunden diverse Abhebungen von ihren Konten gemeldet hatten, die sie nicht veranlasst hatten. Da die Geschädigten alle nah beieinander und in demselben Zustellgebiet der Post wohnten, fiel der Verdacht schnell auf den Auslieferungsfahrer, gegen den nun ein Strafverfahren läuft. Bei dem Mann handelt es sich um einen Nachbarn eines der vier Angeklagten, die seit Donnerstag wegen ähnlich gelagerter Taten auf der Anklagebank sitzen.
Köln: Laut Anklage den Auslieferungsfahrer beschattet
Der Modus Operandi lief im nun verhandelten Geschehen aber etwas anders ab. Diesmal sollen die Angeklagten auch Auslieferungsfahrer für Briefe beschattet und die Standorte der Postablagekästen – die oft nicht von normalen Stromkästen zu unterscheiden sind – in Ehrenfeld, Kalk, Porz und Leverkusen gesammelt haben. Mit Zweitschlüsseln, die aus früheren Machenschaften stammen könnten, sollen sie die Kästen nach der Anlieferung geöffnet haben.
Nun begann offenbar ein Wettlauf mit der Zeit. Die mutmaßliche Bande soll laut Anklageschrift die gerade erst deponierten Briefe entnommen und in ein bereitgestelltes Fahrzeug verbracht haben – zur Tarnung soll auch eine DHL-Jacke verwendet worden sein. Dann sollen sie die Briefe nach Bankunterlagen durchsucht haben – wohl immer vor Augen, dass bald der Postbote auftauchen und den zwischenzeitlichen Verlust seiner ihm zugewiesenen Postsendungen bemerken könne.
Köln: Anwohnerin beobachtet falschen Post-Mitarbeiter
Eine Anwohnerin aus Poll berichtete den Ermittlern, von ihrer Wohnung aus beobachtet zu haben, wie ein Mann in Postkleidung eine Kiste mit Briefen aus einem Ablegekasten genommen habe. Einige Minuten später sei er mit einem weißen Kastenwagen erneut aufgetaucht, um die Briefe zurückzulegen. Der Mann sei nervös gewesen und habe sich mehrfach umgedreht. Dann sei er rasant davongefahren. Da ihr der Vorgang direkt seltsam vorgekommen sei, habe sie das Autokennzeichen notiert. Die Beschuldigten sollen den Kastenwagen zuvor angemietet haben.
Mit den erlangten EC-Karten – teilweise wurden laut Anklage auch dazugehörige Pin-Nummern aus privaten Briefkästen geangelt – sollen die Täter diverse Geldbeträge an Geldautomaten und Supermarktkassen abgebucht haben. Die Anklageschrift spricht von 46 Opfern und einer Schadensumme von rund 146.000 Euro. Als Beweismittel dienen auch diverse Aufnahmen aus den Überwachungskameras von Geldautomaten. Zum Prozessauftakt äußerten sich die Angeklagten nicht zu den Vorwürfen, die Anwälte beantragten zunächst erweiterte Einsicht in ihnen fehlenden Akten. Ein Urteil in dem Fall soll erst im kommenden Jahr fallen.
Köln: Hermes-Paketbote vor dem Amtsgericht verurteilt
Bereits verurteilt wurde in dieser Woche ein Paketbote, der für einen Subunternehmer für die Auslieferung von Hermes-Paketen zuständig war. Der Mann soll mit einem Komplizen gemeinsame Sache gemacht haben, der in Internetshops teure Smartphones der Marke Apple bestellt haben soll. Die Masche lief laut Anklage so ab: Als Adressaten wurden Fantasienamen gewählt, die Adressen existieren jedoch wirklich. Sie fielen in das Zustellgebiet des Angeklagten.
Der Paketbote entnahm die Sendungen mit den iPhones aus seinem Zustellfahrzeug und markierte sie im System als zugestellt. Der Betrug, der schon mehrere Jahre zurückliegt, fiel erst auf, nachdem die geprellten Firmen kein Geld für die gelieferten Smartphones erhielten. Wegen Unterschlagung in 29 Fällen verurteilte das Amtsgericht den geständigen Paketboten zu zehn Monaten Haft. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

