Ukraine-KriegWerden die Atomschutzanlagen in Köln wieder in Betrieb genommen?

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Bunker Rudolfplatz

Der unvollendete Schutzbunker in der U-Bahn-Station Rudolfplatz.

Köln – Während des Kalten Kriegs sollten die Kölner U-Bahn-Stationen Kalk Post und Rudolfplatz im Falle eines atomaren Angriffs in öffentliche Schutzräume verwandelt werden. Heute kümmert sich der Verein „Dokumentationsstätte Kalter Krieg“ um die alten Versorgungsanlagen, die sich hinter unscheinbaren Türen verbergen. Auch Führungen werden angeboten. Seitdem in der Ukraine der Angriffskrieg herrscht, bekommt Vorsitzender Robert Schwienbacher zudem Anfragen, die ihn nachdenklich stimmen.

Im Zuge des Ukraine-Kriegs spricht die Welt wieder über Atombomben. Werden die alten Atomschutzanlagen in Köln jetzt wieder in Betrieb genommen?

Es wäre Aufgabe des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, dazu etwas zu sagen. Aber ich halte es für unwahrscheinlich, da die Anlagen schon 2007 aufgegeben worden sind. Funktionstüchtig ist keine mehr und modernen Waffen haben sie ohnehin nichts entgegenzusetzen. Aber es melden sich jetzt deutlich mehr Menschen bei uns, als vor dem Ukraine-Krieg.

Was wollen sie wissen?

Ob die Schutzräume öffentlich zugänglich sind und ob man dort im Ernstfall unterkommen könnte. Wir klären natürlich darüber auf, dass es sich nur noch um Erinnerungsorte handelt und nicht mehr um aktuelle Zivilschutzanlagen. Aber aus solchen Anfragen spricht natürlich die Angst vor einem atomaren Angriff. Das hat uns schon nachdenklich gemacht.

Haben die Anlagen auch für Sie eine neue Bedeutung bekommen?

Ich persönlich glaube fest an den Frieden. Natürlich haben wir auch ganz kurz überlegt, was von den Anlagen theoretisch wieder herstellbar wäre. Unterm Strich wäre der Nutzen aber sehr gering. Die U-Bahn-Stationen Rudolfplatz und Kalk Post wären im Ernstfall in Schutzräume verwandelt worden, in denen gefilterte Luft und Lebensmittelvorräte das Überleben 14 Tage lang sichern sollten. Die Zugänge wären mit schweren Stahltüren verschlossen worden. Diese Anlagen waren für insgesamt 4000 Menschen gedacht, die es nicht mehr rechtzeitig nach Hause in ihren eigenen Schutzraum geschafft hätten. Viel zu wenig für eine Stadt wie Köln.

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Könnten nicht wenigstens die Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg reaktiviert werden?

Die 23 verbliebenen Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg wurden alle umfunktioniert, sie dienen heute als Parkhaus oder Wohnungen. Außerdem wurden sie entmilitarisiert. Um die Schutzfunktion aufzuheben, hat man Schlitze und Fenster in die Außenwände gesprengt. Das heißt, sie sind keine Bunker mehr. Bei einem atomaren Angriff würden sie ohnehin nicht helfen.

Glauben Sie, dass das Thema Zivilschutz jetzt wieder aktuell wird?

Ja, dieses Thema hat man lange vernachlässigt. Schon bei der Flutkatastrophe wurde klar, dass da Luft nach oben ist. Zum Zivilschutz gehören aber nicht nur Schutzräume, sondern auch Fragen der Bevorratung zu Hause, wenn etwa die Wasserversorgung eingeschränkt ist. Was tun, wenn Strom und Internet ausfallen? Dann können Sie nämlich weder Geld abheben noch im Supermarkt bezahlen.

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