Sascha Spreier setzt sein ganzes technisches Know-How ein, damit sein Peugeot bestehen bleibt.
Alte Liebe rostet nichtSascha Spreier und sein Peugeot 504 - ein seltenes „Weltauto“

Sascha Spreiers Peugeot hat so seine Schönheitsfehler, ist technisch aber gut in Schuss.
Copyright: Tobias Christ
In den 1970-er und 1980-er Jahren gehörte der Peugeot 504 zum Straßenbild. Dank solider Technik, ausreichendem Komfort und schlicht-elegantem Design avancierte der Mittelklasse-Franzose zu einem Dauerbrenner, der in Wüstenregionen noch heute anzutreffen ist. In Frankreich lief er von 1968 bis 1983 vom Band, in anderen Ländern sogar bis Ende 2005. Er ist also ein echtes „Weltauto“, doch der Rost setzte hierzulande vielen 504-ern ein frühes Ende. So selten ist er geworden, dass Sascha Spreier Passanten oft erklären muss, mit welchem Oldie er da unterwegs ist. Damit sein Peugeot nicht auch noch dahinscheidet, setzt der 53-Jährige sein ganzes technisches Know-How und vor allem viel Liebe ein.

Markant ist vor allem das abgeknickte Heck.
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Typ: Peugeot 504 TI
Baujahr: 1977
PS: 106
Hubraum: 1971 ccm
Zylinder: 4
Verbrauch: ca. 11 Liter
Km/ h max: 173
Neupreis: ca. 18 000 D-Mark
Gebaute Exemplare: ca. 3,7 Mio.
Deshalb habe ich ihn:
Ende 2024 habe ich den Arbeitgeber gewechselt. Damit musste ich auch meinen Firmenwagen abgeben. Aus diesem Grund brauchte ich ein Auto. Aber auf keinen Fall ein neues. Es sollte ein Oldtimer sein, der alltagstauglich ist. Historische Fahrzeugtechnik liegt mir schon lange am Herzen. Ich schraube viel an alten Zweirädern und habe früher einen Trabant gefahren.

Vor allem in die Scheinwerfer verguckte sich Sascha Spreier, als er den 504 zum ersten Mal zu Gesicht bekam.
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Mein Freund Jürgen erzählte mir dann zufällig von seinem Peugeot 504, den er abgeben wolle. Dieses Modell sagte mir zunächst nichts. Aber als ich im Internet nachschaute, habe ich mich sofort in den Wagen verguckt. Vor allem die Frontpartie hat es mir angetan, diese abgeknickten Scheinwerfer. Das ist ein wunderschöner Entwurf vom italienischen Designstudio Pininfarina, kombiniert mit einem tollen Fahrgefühl. Am Ende hat mir Jürgen das Auto sogar geschenkt.
Das kann er:
Er ist absolut alltagstauglich und so nutze ich den Wagen auch. Ich erledige alles mit dem Peugeot. Ein anderes Auto habe ich nicht und brauche ich nicht. Die vier Scheibenbremsen arbeiten gut, er hat Servolenkung und sogar elektrische Fensterheber. Man muss bei diesem Oldtimer also auf nichts verzichten.

Aufgeräumtes Cockpit und schlicht-elegantes Design: Der Peugeot 504 gehörte zu den eher konservativen Franzosen.
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Mit seinen 106 PS hält er sehr gut im Stadtverkehr mit. Viele Leute können allerdings – wie ich am Anfang – das Auto nicht einordnen. Erst der Peugeot-Schriftzug am Heck löst das Rätsel. Insofern kann der Wagen auch gut Fragen aufwerfen.
Das kann er nicht:
Nach damaligen Verhältnissen ist er kein Spritschlucker, aber natürlich sind 12, 5 Liter in der Stadt heut zu Tage kein guter Wert mehr. Außerdem hat er optisch so seine Macken. Dieses Ding lebt eben.
Das habe ich für ihn getan:
Es musste einiges gegen die üblichen Verfallserscheinungen getan werden. Schließlich stehen mittlerweile 208 000 Kilometer auf dem Tacho. Mir ist wichtig, dass der Wagen technisch top ist, gleichzeitig sollen aber alle Teile möglichst original erhalten bleiben. Deswegen habe ich die Benzinpumpe nicht ausgetauscht, sondern aufwändig selbst überholt. Das war eine Aktion, die mir zwei, drei Wochen bei minus sechs Grad unter dem Auto eingebracht hat.

Solide und flott unterwegs - nicht die Technik, sondern der Rost machte vielen 504-ern den Garaus.
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Auch die Tankuhr, den Tankgeber, die Bremsanlagen und die Servolenkung habe ich auf den neuesten Stand gebracht. Der Peugeot war in seinem früheren Leben in der südfranzösischen Sonne unterwegs. Dadurch sind die Dichtungen im Fahrgastraum porös geworden. Auch da habe ich Hand angelegt.
Das haben wir erlebt:
Es ist ein guter Reisewagen. Die Sitze sind selbst nach 48 Jahren noch so weich und bequem, dass man sich ein bisschen wie in einem Chef-Sessel fühlt. Mit meinem Kumpel Jürgen bei geöffnetem Schiebedach 750 Kilometer quer durch die Niederlande zu fahren, war dann auch Vergnügen pur.
Das haben wir vor:
Eine Tour in die Heimat des Peugeots wäre natürlich ein Traum. Deswegen gibt es auch Pläne, mit einem anderen Freund, der einen alten Citroën hat, nach Frankreich zu fahren. Ich will weiterfahren und Spaß haben. Dafür sollte man aber vor allem das Blech im Auge behalten.
Früher sind die 504-er oft nach wenigen Jahren trotz kerngesunder Technik verschrottet worden, einfach, weil sie durchgerostet waren. Wer einen Peugeot aus dieser Zeit fährt, der achtet immer auf Rost.
Aufgezeichnet von Tobias Christ

