Zuletzt war es still geworden um das Großprojekt für eine moderne Kölner Justiz.
In SülzSo steht es um den Neubau der Kölner Justiz – Sicherheitslücke soll geschlossen werden

Links das aktuelle Justizhochhaus an der Luxemburger Straße, hinten rechts das geplante Interim mit neuer weißer Fassade
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Lange war es still um den geplanten Abriss und Neubau des Kölner Justizzentrums in Sülz. Mitarbeiter unkten bereits, dass das Projekt auf der Kippe stehe – nicht zuletzt nach einer nicht gerade optimistischen Einschätzung von NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) im Februar. Doch nun wurde ein entscheidender Schritt getan: Der Siegerentwurf der Architekten HPP aus Düsseldorf wurde in einem nachgelagerten Verhandlungsverfahren bestätigt und soll endlich umgesetzt werden.
Köln: Bauherr wagt keine zeitliche Prognose zum Abriss
„Da sich das Projekt noch in einer frühen Planungsphase befindet, können zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen zu Zeiträumen für den Abriss des bestehenden Hochhauses oder den Beginn der Neubauten getroffen werden“, teilt ein Sprecher des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebs mit. Mal war von einem Abrissbeginn im Jahr 2031 die Rede, dann von 2034. Von den ursprünglichen Plänen, die eine Fertigstellung für 2028 anvisierten, hatte man sich schon frühzeitig verabschiedet.

Blick von der Luxemburger Straße: So soll das neue Kölner Justizzentrum angegrenzt an den Park im Inneren Grüngürtel einmal aussehen.
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„Ich bin sehr vorsichtig geworden, was Zeitpläne angeht“, hatte Minister Limbach bei der Vorstellung der neuen Landgerichtspräsidentin Katrin Jungclaus erklärt, betonte aber die „Meilensteine“, die in Sachen Neubau bereits erreicht worden seien – nämlich die Gestaltungswettbewerbe. Limbach zeigte sich dennoch zurückhaltend: „Das Projekt ist auf die Schiene gesetzt, aber es müssen noch viele Stationen abgefahren werden – und hoffentlich nicht mit zu vielen Haltestellen.“
Nun scheint der Weg frei für das neue Justizgebäude. Der abgesegnete Siegerentwurf, den eine Jury, der auch die Präsidenten von Land- und Amtsgericht angehörten, ausgewählt hat, sieht fünf ineinander verwobene und lichtdurchflutete Würfel vor, die an den Inneren Grüngürtel angrenzen. Eine breite Glasfront am Eingang soll für eine offene und transparente Justiz stehen – so hatte es sich der damalige Landgerichtspräsident Roland Ketterle zu Beginn der Ausschreibung gewünscht.
Das Grundgerüst der fünf würfelartigen Gebäude stand bereits mit Abschluss des vorangegangenen städtebaulichen Wettbewerbs im Oktober 2022 fest, der auch den Komplettabriss des bestehenden Hochhauskomplexes aus dem Jahr 1981 besiegelte. Eine weitere Hochhauslösung, die teilweise mit dem alten Gebäude integriert worden wäre, wurde abgelehnt. Für Bürgernähe soll auch der neue „Platz der Justiz“ sowie ein Parkabschnitt mit Weiher sorgen. Dieser soll im Inneren Grüngürtel entstehen, dort, wo sich derzeit noch das Autonome Zentrum und das Justizparkhaus befinden – auch hier steht der Abriss bereits fest.
Köln: Justizbeschäftigte sollen bald in Interim ausweichen
Weit fortgeschritten sind hingegen die Arbeiten am Interimsgebäude, in das die rund 1200 Beschäftigten von Land- und Amtsgerichten ziehen sollen, um den Neubau im laufenden Betrieb stemmen zu können. Derzeit wird die alte Arbeitsagentur in direkter Nachbarschaft ertüchtigt. Das Gebäude erstrahlt seit einigen Wochen mit weißer Fassade, neue Fenster wurden eingebaut. Vor allem im Eingangsbereich wird noch gewerkelt – dieser befindet sich augenscheinlich noch mitten in der Entkernung.
„Der Umzug in das Interimsgebäude soll ab Januar 2027 erfolgen“, so Landgerichtssprecher Wolfgang Schorn auf Anfrage. Während im Interim etwa Büros, eine Kantine und die Bibliothek untergebracht werden, bleibt der alte Saaltrakt im Bestandsgebäude bis zum schrittweise geplanten Abriss zunächst erhalten – damit verbunden ist der Vorführbereich für Gefangene, die meist aus der JVA Ossendorf zu den Prozessen gebracht werden. Auch der Hochsicherheitssaal 112 – hier finden derzeit die Prozesse um den „Kölner Drogenkrieg“ statt – soll somit zunächst erhalten bleiben.
Nach dem Umzug ins Interim soll nun auch eine seit vielen Jahren geplante Maßnahme umgesetzt werden – eine zentrale Sicherheitsschleuse. Zum Unmut vieler Justizbeschäftigter gelangen Besucher von Land- und Amtsgericht bisher unkontrolliert ins Gebäude, was eine große Sicherheitslücke darstellt. Erst an den Schleusen zu den Straf- und Zivilbereichen wird kontrolliert. Dies führte zuletzt zu einer Evakuierung des Justizgebäudes, nachdem ein Mann einen Koffer im Foyer vergessen hatte.
Im Mai 2027 soll am Nebeneingang des Justizgebäudes mit dem Bau der einheitlichen Schleuse begonnen werden – so, wie es an anderen Gerichtsstandorten längst Standard ist. Die erheblichen Verzögerungen – der frühere Präsident Ketterle sprach seit Jahren von dem Projekt – wurden zuletzt mit den durch die Auslagerung von Personal und Büroräumen geringeren Besucherkapazitäten begründet. Außerdem musste das Vorhaben baulich noch einmal umgeplant werden.
Köln: Leichtbauhallen zeigen bereits hochmodernen Justizbetrieb
Einen Vorgeschmack darauf, wie zeitgemäß sich die Kölner Justiz in Zukunft präsentieren kann, geben seit Januar dieses Jahres die als Ausweichfläche eingeweihten Leichtbauhallen mit vier großen Gerichtssälen auf dem früheren Justizparkplatz an der Rudolf-Amelunxen-Straße. Große Leinwände werfen hier die Akteninhalte an die Wand. Jeder Arbeitsplatz ist verkabelt, an die Soundanlage können Kopfhörer angeschlossen werden, um Dolmetscher einzuklinken. Auch in den großzügigen Zuschauerbereichen gibt es Bildschirme und Lautsprecher.
Im maroden Bestandsgebäude hingegen herrscht Kabelsalat, in vielen Sälen gibt es keine Bildschirme oder Mikrofonanlagen. Besucher müssen sich in die Zuschauerbereiche quetschen, mal ist es in den Sälen zu heiß, mal viel zu kalt. Die Mitarbeitenden sind erleichtert, dass der geplante Neubau jetzt einen weiteren wichtigen Schritt genommen hat. Auf die Frage, was er denn an dem alten Gebäude schätze, brachte es ein Vorsitzender Richter einmal auf den Punkt: „Schön ist nur der Blick nach draußen.“