Streik und Personalnot in KitasKölner Eltern: „Wir sind am Limit“

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Kita-Streiks treffen Eltern und Kinder.

Köln – Kölner Eltern wollen die Zustände in Kölner Kitas, die geprägt sind von Personalnot und Betreuungsengpässen, nicht mehr hinnehmen. „Wir Eltern sind am Limit“, sagt Heike Riedmann, Mutter zweier Kinder und Vorsitzende des Jugendamtselternbeirats (JAEB) Köln. Der JAEB ist die gewählte Elternvertretung von knapp 700 Kitas aller Träger in Köln und fordert in einer Petition eine breit angelegte Fachkräfteoffensive und eine Entlastung der Eltern.

Die Petition unter dem Motto „Betreuungsausfall in Kölner Kitas – Jede verpasste Chance kostet Zukunft“ enthält eine Liste von Forderungen, etwa eine Erweiterung der Ausbildungskapazitäten, berufliche Aufstiegschancen für das Personal, attraktive Programme für Quereinsteigende mit angemessener Bezahlung sowie eine tarifliche Vergütung für alle Beschäftigten. Außerdem wünschen sie sich einen runden Tisch zum Fachkräftemangel mit Vertretern der Stadt, Kita-Trägern, Gewerkschaften und den Elternvertretern.

Kölner Eltern haben Angst um ihre Jobs 

„Eltern sind in den vergangenen zwei Jahren über ihre Grenzen gegangen“, sagt Heike Riedmann im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Personalmangel in Kitas brenne seit Jahren, Corona habe die Situation mit Schließungen massiv verschärft. Nun seien Familien zusätzlich mit den Warnstreiks der Beschäftigten in städtischen Kitas konfrontiert. „Bei uns rufen weinende Eltern an, die Angst haben, wegen der häufig fehlenden Kinderbetreuung ihren Job zu verlieren“, berichtet die JAEB-Vorsitzende. „Eltern können es nicht mehr stemmen.“

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Der JAEB unterstütze die Anliegen und Forderungen der Beschäftigten nach besseren Arbeitsbedingungen „vollumfänglich“, sagt Riedmann. „Sie streiken für ein gutes Ziel.“ Es müsse dringend auf Missstände aufmerksam gemacht werden. Aber bei aller Solidarität: Die Streiks träfen nicht die Arbeitgeber, sondern die Eltern und Kinder – und das mit voller Wucht. „Wieder einmal geht wertvolle Betreuungszeit verloren, während Eltern weiterhin die vollen Beiträge zahlen müssen.“ Kinder bräuchten eine verlässliche Tagesstruktur und Kontinuität. Jeder Tag Betreuungsausfall sei einer zu viel. Statt kurzfristig angekündigter Streiks mit Kita-Schließungen wünscht sich Riedmann gemeinsame kreative Aktionen von Eltern, Kindern und Beschäftigten.

Großteil der städtischen Kölner Kitas geschlossen

In einer Umfrage des JAEB zum Thema Personalmangel gab rund ein Viertel der teilnehmenden Eltern an, dass in den vergangenen drei Monaten an mehr als zehn Tagen für ihre Kinder keine oder nur eine eingeschränkte Betreuung stattgefunden hat. Konkret bedeutete das, die Kita war spontan geschlossen oder Eltern mussten ihre Kinder früher abholen. An der nicht repräsentativen Umfrage hatten 1449 Eltern teilgenommen, deren Kinder einer Kölner Kita besuchen. 

Unterdessen ging der dreitägige Warnstreik der Mitarbeitenden in städtischen Kitas weiter. Nach Angaben einer Stadtsprecherin waren am Montag lediglich neun von rund 220 Einrichtungen geöffnet. 110 waren komplett geschlossen, 92 teilweise geöffnet. Am Dienstag waren 14 Kitas offen, 107 geschlossen und 98 teilweise geöffnet. Auch für Mittwoch hat die Gewerkschaft Verdi zu Streiks aufgerufen. Für Donnerstag ruft die Gewerkschaft Komba alle Mitglieder des Sozial- und Erziehungsdienstes zum ganztägigen Streik auf. 

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