Shopping-AlternativeWas die Merowinger Straße in der Kölner Südstadt zu bieten hat

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Die Merowinger Straße - Kleinod in der Südstadt

  • Abseits des Trubels der Innenstadt bietet sich die Kölner Südstadt als alternative Einkaufsmeile an.
  • Besonders die Merowinger Straße hat viel zu bieten: Hier gibt es Kölner Labels – und Kaninchen im Klamottenladen.
  • Wir stellen eine Auswahl von Läden vor. Eins davon wird leider nicht mehr lange geöffnet sein. Der Grund: die zunehmende Konkurrenz durch das Internet.

Innenstadt – Ein vielfältiges Angebot an Geschäften, meist von Inhabern geführt, die Besonderes bieten: Der Mix auf der Merowingerstraße ist einzigartig im Veedel und längst über die Grenzen der Südstadt hinaus ein Geheimtipp. Wir stellen einige von ihnen vor.

Bett & Decke

Seit 35 Jahren gibt es Bett & Decke schon. Gegründet wurde es damals von Bernd Odenthal, Ekkehart Tratzsch, Rosemarie Trockel und Gabi Schilling. Nach und nach sind alle ausgestiegen, heute ist Gabi Schilling die einzige Inhaberin. Vor sieben Jahren ist sie in die Merowinger Straße 35 gezogen. Obwohl sie an diesem Standort glücklich ist, läuft das Geschäft nicht mehr gut. „Hier im Haus kommen täglich 30 Pakete bei den Nachbarn an, das Internet macht es dem Einzelhandel sehr schwer.“

Bett und Decke

Gabi Schilling von Bett & Decke

Eine Goldgrube war das Geschäft noch nie, im März nächsten Jahres muss sie es aber endgültig schließen. Tassen, bunte Kuscheltiere, Decken, Bademäntel und Dekoration säumen die Wände des Geschäfts. „Etwa 90 Prozent entsprechen auch meinem eigenen Geschmack, aber bei manchen Einzelteilen denke ich mir: Was hat dich denn da geritten?“ Glücklich ist sie in der Merowinger Straße, auch ihre Kunden mag sie gern, „aber ich kann nachts nicht mehr schlafen“.

Green Guerillas

„Bei uns wird beraten und ich kann auch erklären, warum die Jeans so viel kostet“, sagt Wolfgang Bortz, Shopleiter von Green Guerillas in der Hausnummer 6. Der Standort hat Strategie, denn in der Südstadt ist das Interesse an Nachhaltigkeit groß – und im Geschäft wird nachhaltige Kleidung verkauft, zum großen Teil vom Kölner Label Armed Angels.

Wolfgang Bortz von Green Guerillas

Wolfgang Bortz von Green Guerillas

Es ist bereits die zweite Filiale, die erste wurde 2010 auf der Roonstraße von Marlies Binder und Kai Tettenborn eröffnet. Öko muss nicht nach Öko aussehen, meint Wolfgang Bortz – 80 Prozent der Kunden kommen wegen des Stils. Er findet, dass die Merowinger Straße einen sehr familiären Charakter hat. „Da werden aus Kunden schon auch mal Bekannte, die zum Feierabend auch ein paar Bierchen vorbeibringen.“

39einhalb

Schuhe, Gürtel, Taschen und auch ein paar ausgewählte Kleidungsstücke verkauft Elke Scherbaum in ihrem Geschäft 39einhalb. Seit zehn Jahren arbeitet und strahlt sie in ihrem Geschäft. „Ich habe mein zweites Hobby zum zweiten Beruf gemacht“, denn bis 2006 war sie hauptberuflich als Künstlerbetreuerin tätig. „Dann kam das Internet und die Arbeit ist weniger geworden. Aber ich bin sehr glücklich darüber, dass ich den Beruf gewechselt habe.“ Die studierte Betriebswirtin ist glücklich in der Merowinger Straße 26, weil hier der Zusammenhalt zwischen den Geschäftsinhabern groß ist.

Elke Scherbaum betreibt den Schuhladen 39einhalb.

Elke Scherbaum betreibt den Schuhladen 39einhalb.

Die Ur-Kölnerin, die als Kind drei Jahre in Kuwait verbracht hat, hat sich das Geschäft so gestaltet, wie es ihr gefällt. „90 Prozent der Sachen, die ich verkaufe, gefallen mir. Nur die Ballerinas, die mag ich nicht so gerne“. Seit drei Jahren spürt sie auch den Trend der Nachhaltigkeit, „deswegen verkaufe ich auch ein paar vegane Schuhe und Taschen“. Wird es sie vielleicht doch noch einmal irgendwo anders hin verschlagen? „Die tragen mich mit den Füßen voran raus.“

Galanti

„Die Südstadt hat einfach ein familiäres, italienisches Flair“ – das ist einer der Gründe, warum Pino Galanti 2015 den gleichnamigen Friseursalon Galanti Hair eröffnet hat. Der gebürtige Sizilianer zog zu seinem 40. Geburtstag mit seiner Frau Pina Matilda Galanti aus Dormagen in die Südstadt – und möchte dort nie wieder weg.

Familie Galanti - alle sind Friseure.

Familie Galanti - alle sind Friseure.

Der Salon ist durch und durch ein Familienbetrieb: Seine Frau, sein Sohn Antonino, seine Tochter Clara und ihr Freund Sebastiano Pirillo arbeiten alle zusammen als Friseure. „Jeder hat eigene Stärken, und als Familie können wir uns einfach aufeinander verlassen. Das merken die Kunden“, freut sich der Vater dieser Friseurfamilie. Das Besondere: Jeder Kunde hat das Recht, innerhalb einer Woche zurückzukommen, falls die neue Frisur doch nicht so ganz das Richtige ist: und das kostenlos.

Okki Dokki

 Schon seit zwölf Jahren gibt es das Okki Dokki auf der Merowinger Straße 41. In diesem kleinen Geschäft wird ökologisch nachhaltige Kleidung für Frauen und Kinder verkauft. Warum nicht für Männer? „Weil wir leider nicht genug Platz haben.“ Und warum Öko-Kleidung? „Weil ich nichts anderes verkaufen könnte“, sagt Ingrid Ludwig, die Inhaberin des Geschäfts.

Ingrid Ludwig betreibt das Okki Dokki.

Ingrid Ludwig betreibt das Okki Dokki.

Die Marken, die sie in ihrem Laden verkauft, sind alle Fair-Wear-zertifiziert. Einige Kleidungsstücke sind von der hauseigenen Marke Ludwig und Kleebank – aus Stoffen, die wegen Überproduktion sonst weggeschmissen würden. Maskottchen hat das Bekleidungsgeschäft auch: derzeit zwei Kaninchen, die im Hinterhof Salat mümmeln.

Miss Meany

Im Jahr 2010 öffneten die Türen des Rockabilly-Fachgeschäfts, das die 1950er und 1960er Jahre lebendig werden lässt, mit ihrer zeittypischen Mode: Dort gibt es Kleider mit Petticoats, Bowlinghemden, Handtaschen und Fliegen in allen Farben zu kaufen. Im Hintergrund läuft Swing und Jazz. Die meisten Kleider im Miss Meany werden nach alten Schnittmustern in England hergestellt und ins Geschäft in der Merowinger Straße 50 geliefert. „Besonders fülligere Frauen werden hier fündig, weil die Kleidung ihrer Figur schmeichelt“, sagt Britta Röhrs.

Yvonne Kaiser (l.) und Britta Röhrs  im Miss Meany

Yvonne Kaiser (l.) und Britta Röhrs  im Miss Meany

Die meisten Kunden suchen hier etwas für Motto-Partys oder Karneval, manche kommen auch aus der Kölner Rockabilly-Szene. Die Miete für das Geschäft teilt sich Britta Röhrs mit Yvonne Kaiser, die hinter einem trennenden weißen Vorhang den Friseursalon Kaiserschnitte betreibt, in dem „bald nur noch natürliche und pflanzliche Produkte verwendet werden“. Die beiden verstehen sich gut und verbringen auch den einen oder anderen Feierabend zusammen.

Tag des Veedels

Zur Stärkung des Einzelhandels in den Vierteln findet, initiiert von den Kölner Werbe- und Interessengemeinschaften, am Freitag, 22. November, der Tag des Veedels statt, an dem teilnehmende Geschäfte bis 22 Uhr geöffnet sind.  

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