Kölner Tanzschule bangt um Existenz„Vielleicht hat unsere Vermieterin ja ein Herz“

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André Lehnert und Paula Scherf in ihrer „Tanzstelle“

André Lehnert und Paula Scherf in ihrer „Tanzstelle“

  • Wegen der Ausbreitung des Coronavirus' mussten in Köln Restaurants, Kneipen oder auch Sportstätten wie Tanzschulen schließen.
  • André Lehnert und Paula Scherf betreiben gemeinsam die „Tanzstelle“ in Neuehrenfeld. Das Geschäft lief gut – bis jetzt.
  • Alle bereits ausverkauften Veranstaltungen wurden storniert, Tausende Euro müssen rückerstattet werden. Ein Kampf ums Überleben.

Köln – So ruhig wie im Moment ist es selten in der „Tanzstelle“. André Lehnert und Paula Scherf unterrichten hier normalerweise „kreativen Kindertanz“, „Modern Dance“ und bieten Tanztheater-Projekte an. Auch Geburtstag können Kinder in der ehemaligen Wurstfabrik in Neuehrenfeld feiern. Den großen, hellen Raum im Hinterhof haben der Schauspieler und die Tänzerin erst vor einem halben Jahr renoviert. „Alles in Handarbeit“, erzählt André Lehnert stolz. Und dass sie in dieses Studio ihr ganzes Erspartes gesteckt haben. Jetzt stehen sie mit leeren Händen da.

Wegen der Corona-Krise sind ihnen – wie Tausenden Selbstständigen – alle Einnahmen weggebrochen. Niemand kommt zum Tanzen. Aber auch andere Aktivitäten des Paars liegen auf Eis: Sie arbeiten etwa mit Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien oder aus schwierigem sozialen Umfeld. Sie bieten Tanztheater-Miniaturen für Kitas mit Scherf als Clownin „Peppa“ an. Und ein „Oster Tanz Camp“ war geplant. Das Geschäft lief gut – bis jetzt.

Alles wurde storniert, alles muss rückerstattet werden

„Workshops, Kindergeburtstage, Feriencamps – das ist alles schon verkauft gewesen, Tausende Euro sind das. Alles wurde storniert, alles muss rückerstattet werden.“ Natürlich haben die beiden auch schon geschaut, ob es für Selbstständige wie sie in der Corona-Krise Unterstützung gibt – schließlich betonen Politiker aller Couleur immer wieder, dass sie sich auch um Selbstständige und Kreative kümmern wollen.

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„Bislang – nichts“, ist Lehnerts ernüchterndes Fazit. Zwar gebe es Hilfskredite, aber dafür hätten sie nicht genug Sicherheiten. Ein paar Erleichterungen seien angekündigt worden – bei der Künstlersozialkasse oder den Steuervorauszahlungen. Aber das helfe in ihrem Fall nicht wirklich weiter.

Frist für Projektanträge wird nicht verschoben

Das einzige, was die beiden vom Kölner Kulturamt gehört haben, war die Nachricht, dass die Frist für die Projektanträge nicht verschoben werde. Die Planung für das ganze Jahr 2021 muss also bis zum 31. März stehen. Dabei sind Paula Scherf und André Lehnert gerade vollauf damit beschäftigt, irgendwie den Kopf über Wasser zu halten. Sie haben sich Equipment ausgeliehen und wollen jetzt Online-Kurse produzieren. „Damit uns unsere jetzigen Kunden wenigstens erhalten bleiben“.

Für ihr gemeinnütziges „disdance“-Projekt wollen sie eine Spendenaktion starten. „Vielleicht hat ja auch unsere Vermieterin ein Herz“, hofft Scherf. Lehnert betont, dass sie die Maßnahmen gegen die Epidemie richtig finden. „Aber wir werden von der Politik hängen gelassen. Wir wissen: das Wasser läuft ins Boot, und es sinkt.“

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