Kommentar zur Ost-West-StadtbahnTest mit 90-Meter-Bahnen ist keine „Spielerei“

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Ansichten des Neumarkt in Köln.

In Zukunft könnten hier testweise 90-Meter-Bahnen verkehren.

Autor Tim Attenberger kritisiert die Haltung der Grünen zu einem Test zum Ausbau der Ost-West-Stadtbahn.

Der Beschluss zum Ausbau der Trasse für die Ost-West-Stadtbahn ist die wichtigste Entscheidung, die der Stadtrat bis zur nächsten Kommunalwahl 2025 treffen muss. Dabei geht es nicht nur darum, die bestmögliche Lösung aus Sicht der Verkehrssteuerung zu finden. Es geht vielmehr darum, städtebaulich einen echten Mehrwert für die nächsten Generationen zu schaffen. Während die Nachbarstadt Düsseldorf mit gravierenden baulichen Veränderungen in der Innenstadt und neuen U-Bahn-Tunneln die Weichen für die Zukunft gestellt hat, verharrt Köln in einer Art Schockstarre. Die wirklich großen Entscheidungen schieben Politik und Verwaltung nur allzu gerne auf die lange Bank.

Es gibt sicher einige Argumente dafür, auf den Bau eines neuen U-Bahn-Tunnels zu verzichten. Doch jeder Politiker und jede Politikerin, der sich gegen diese Variante entscheidet, muss sich auch dessen bewusst sein, dass die einmalige Chance auf eine städtebauliche Aufwertung verpasst würde, die so nicht noch einmal kommen wird. Und er oder sie muss die Verantwortung dafür übernehmen, was es bedeutet, wenn wuchtige, 90 Meter lange Stadtbahnzüge dann oberirdisch mitten durch die Innenstadt fahren und diese regelrecht zerschneiden.

Köln: Ablehnende Haltung der Grünen wirkt unsouverän

Deshalb ist es absolut richtig, 90-Meter-Bahnen vor der Entscheidung des Stadtrats testweise auf der Strecke der Linie 1 einzusetzen. Dann kann sich jeder einen realistischen Eindruck davon verschaffen, was ein oberirdischer Ausbau bedeuten würde.

Es ist bedauerlich, dass sich die Grünen als größte Fraktion gegen das Vorhaben aussprechen und von „Spielereien“ sprechen. Es ist bei einem Beschluss mit einer solchen Tragweite extrem wichtig, alle Fakten genau zu kennen. Dem sollte sich niemand verwehren. Die Ablehnung wirkt unsouverän – geradezu so, als habe man Angst davor, dass sich die Stimmung nach dem Testlauf eindeutig in Richtung eines Tunnelbaus entwickeln könnte.

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