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Anmeldeverfahren beendetMehr als 700 Kinder an Kölner Gesamtschulen abgelehnt

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Ein Lehrer schreibt Physik-Formeln an die Tafel.

Die Anmeldephase an den Gesamtschulen ist beendet.

Das Anmeldeverfahren für die Kölner Gesamtschulen ist beendet. Die Zahl der Absagen ging zwar zurück, die Not ist aber weiter groß.

Die Anmeldephase für die Kölner Gesamtschulen ist abgeschlossen. Auch in diesem Jahr gibt es sehr viele Kinder, die leer ausgehen: 705 Kölner Familien werden in den nächsten Tagen einen ablehnenden Bescheid für einen Gesamtschulplatz in ihrem Briefkasten finden. Das sind 250 Ablehnungen weniger als im vergangenen Jahr, als die Rekordzahl von 980 Absagen vermeldet wurde.

Trotzdem gibt es damit aber bereits im siebten Jahr in Folge jeweils mindestens 700 abgelehnte Kinder an den derzeit 15 Kölner Gesamtschulen. Besonders viele Kinder wurden an der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Höhenberg/Vingst abgelehnt. Mit 80 entfielen mehr als zehn Prozent der Absagen allein auf diese Schule.

Insgesamt hatten sich 3027  Kölner Viertklässler auf einer Gesamtschule angemeldet. 2322 von ihnen bekamen einen Platz. Auch in diesem Jahr ist keine neue Gesamtschule an den Start gegangen. Die zwischenzeitlich geplante Umwandlung der Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Neubrück in eine Gesamtschule, die 108 zusätzliche Gesamtschulplätze in der Nähe der Katharina-Henoth-Gesamtschule gebracht hätte, scheiterte am Votum des Ratsbündnisses aus CDU, Grünen und Volt sowie der FDP.

Köln: Neue Gesamtschulen erst zum Schuljahr 2024/25

Spürbar entspannen wird sich die Anmeldungslage an den Kölner Gesamtschulen voraussichtlich im nächsten Jahr zum Schuljahr 2024/2025. Dann sollen nach den Plänen der Stadt zeitgleich die Gesamtschule Fitzmauricestraße in Ossendorf in einem Interim starten, sowie eine zweite Vogelsanger Gesamtschule, die dann am Wasseramselweg in das Snake-Gebäude einziehen soll.

Außerdem soll eine Gesamtschule in Nippes starten, die in das Container-Interim im Bürgerpark-Nord in Bilderstöckchen einziehen soll, das derzeit noch vom Dreikönigsgymnasium übergangsweise genutzt wird. Überdies soll ebenfalls zum Schuljahr 2024/25 die vierzügige Gesamtschule des Erzbistums Köln auf dem Bildungscampus Kalk an den Start gehen. In Summe wären das, wenn alles realisiert wird wie geplant, über 400 zusätzliche Gesamtschulplätze.

Den jetzt abgelehnten 705 Kindern hilft das nicht. Sie müssen sich nun auf einem Gymnasium, einer Realschule oder einer Hauptschule anmelden. Dort beginnt die Anmeldephase am 6. Februar und dauert bis zum 10. Februar. Alle Eltern geben jeweils bei der Wunschschule auch einen Zweitwunsch an. Durch eine Straffung des Verfahrens sollen schon ab dem 15. Februar die Zu- oder Absagen per Post verschickt werden. Auch hier wird mit einer großen Zahl von Ablehnungen an den jeweiligen Wunschschulen gerechnet.

Geplante Erweiterung von vier Gymnasien noch nicht genehmigt

Die Stadt erwartet in diesem Jahr etwa 4250 Anmeldungen an den Kölner Gymnasien – bei einer derzeitigen Regelkapazität von 3765 Schulplätzen in den Eingangsklassen der Gymnasien. Daher hatte die Stadt geplant, an vier Kölner Gymnasien zum neuen Schuljahr die Zügigkeit zu erweitern und so eine weitere Eingangsklasse zu schaffen – nämlich am Gymnasium Pesch, am Humboldt-Gymnasium, am Gymnasium Neue Sandkaul und am Maximilian-Kolbe-Gymnasium. Die Krux ist allerdings, dass diese zusätzlichen Eingangsklassen noch immer nicht von der Bezirksregierung genehmigt sind. Die hatte die Genehmigung an räumliche Erweiterungen sowie ausreichend Räume für den Fachunterricht sowie den Sportunterricht geknüpft.

Derzeit laufen dazu noch Gespräche zwischen Bezirksregierung und Stadt. Nach Angaben der Bezirksregierung soll bis Mitte Februar die Entscheidung fallen. Schülerinnen und Schüler, die an ihrer Wunsch- und Zweitwunschschule eine Absage erhalten haben, müssen sich in einer zweiten Anmelderunde zwischen dem 6. und 10. März an einer Schule anmelden, die noch freie Plätze hat.  Die Stadt wird zuvor eine Übersicht der Schulen veröffentlichen, die noch freie Plätze haben. Diese Auflistung wird auf der Internetseite veröffentlicht und ist zudem den Ablehnungsbescheiden beigefügt. Die betreffenden Familien bekommen dann von der Stadt eine Liste, an welchen Kölner Gymnasien noch Plätze vorhanden sind.

"Wir werden die Ablehnungen mehr als halbieren"

In der Kölner Schulpolitik wurde die erneut hohe Zahl der Ablehnungen mit Bedauern aufgenommen. Helge Schlieben (CDU) nannte jedes der abgelehnten Kinder „eines zu viel“. „Wir werden alles daran setzen, die Zahl der Ablehnungen bis August nächsten Jahres mehr als zu halbieren.“ Das Ratsbündnis werde die Umsetzung durch die Verwaltung engmaschig kontrollieren, damit das versprochene Ziel von mehr als 400 Schulplätzen zum Schuljahr 2024/25 auch erreicht werde. Bärbel Hölzing (Grüne) nannte die Situation „belastend“ für die betroffenen Familien, obwohl die Zahl der Ablehnungen gesunken sei. Für 2024 erwarten die Grünen allerdings eine deutliche Entspannung der Lage.

Der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck, nannte die Zahl von 705 Ablehnungen „erschütternd“, zumal diese Kinder nicht mal die gewünschte Schulform besuchen könnten. 108 Familien müssten nun diese „fatale Fehlentscheidung“ gegen die Gesamtschule in Neubrück ausbaden. Heiner Kockerbeck (Linke) nannte die hohe Zahl „leider keine Überraschung“. Die Stadtspitze müsse deutlich mehr Anstrengungen unternehmen, um den Wünschen nach sozial inklusiven Plätzen gerecht zu werden. Stefanie Ruffen (FDP) forderte die Verwaltung dazu auf, den Bedarf an Gesamtschulen „wirklich passgenau zu ermitteln“. Hierzu müssten die Stadt die aufschlussreiche aktuelle Elternumfrage und die Erkenntnisse aus dem Anmeldeverfahren zusammenführen und entsprechende Schlüsse daraus ziehen.

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