Wie bei Alfred HitchcockKrähenschwärme bevölkern Kölner Wiesen und Bäume

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Krähen und Dohlen auf einem städtischen Sportplatz am Niehler Hafen

Köln – Todesbote, Hexenvogel, Unheil-Bringer, Plagegeist, Singvogel-Killer – Krähen haben einen denkbar üblen Ruf. Derzeit bevölkern die auffälligen Vögel wieder in teils großen Schwärmen von bis zu 2000 Tieren Bäume und Wiesen in Köln. So etwa in der Nähe des Niehler Hafens, wo sie einen städtischen Sportplatz als abendliche Sammelstelle auserkoren haben.

Zu Hunderten sitzen dort Rabenkrähen und Dohlen in der Dämmerung auf dem Rasen des Fußballfelds oder hocken in den Baumkronen rundum. Ihre durchdringenden krächzenden Rufe dürften bei so manchem Spaziergänger beklemmende Gefühle auslösen – Hitchcock lässt grüßen.

Ärger mit den Krähen – Anwohner fühlen sich gestört

Lassen sich die Schwärme in der Nähe von Wohnsiedlungen nieder, wie etwa vor drei Jahren in der Südstadt, gibt es regelmäßig Ärger. Anwohner fühlen sich gestört von dem Krach, dem Kot und dem Abfall, den die Vögel aus den Mülleimern ziehen. „Rabenkrähen sind in der Bevölkerung extrem unbeliebt, dabei haben diese armen Tiere die negativen Attribute wirklich nicht verdient“, sagt dagegen Achim Kemper. Der Ornithologe vom Kölner Nabu, der auch Vertrauensmann für Vogelschutz der Vogelschutzwarte NRW ist, kämpft seit Jahren für die Ehrenrettung der schwarzen Vögel.

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Als Plagegeister sind sie verrufen. Doch Krähen sind sehr intelligente Tiere.

„Krähen sind sehr intelligent, sie haben ein Ich-Bewusstsein, können nachweislich zählen und haben eine hohe Gedächtnisleistung“, zählt Kemper die Vorzüge auf. Sie könnten sich sogar die Gesichter von Menschen merken oder auch bestimmte, für sie interessante Tagesabläufe, wie etwa die Termine der Müllabfuhr. Als Allesfresser seien sie zudem große Schädlingsvernichter. Dass es die Vögel immer mehr in die Großstädte zieht, seien die Menschen selbst schuld. „Anders als auf dem Land werden sie hier nicht geschossen. Die Stadt bedeutet für sie Sicherheit und ein besonders großes Nahrungsangebot, vom Wurm auf der Wiese bis zum Hamburger-Rest aus dem Müll.“

Kölner Bucht einer der wärmsten Orte in ganz Deutschland

Hinzu kommt: Die Kölner Bucht gehört zu den wärmsten Orten in ganz Deutschland. Zu den Tieren, die ganzjährig in Köln leben, stoßen deshalb in den kalten Monaten regelmäßig überwinternde oder durchziehende Vögel aus Nord- und Osteuropa. Kemper, der die Rabenvögel in Köln seit mehr als 20 Jahren beobachtet, hat in dieser Zeit 15 Schlaf- und Sammelplätze auf dem Stadtgebiet ausgemacht.

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Die beiden größten befinden sich – im Norden – im Naturschutzgebiet Rheinaue Worringen-Langel und – im Süden – in der Westhovener Aue. „In der Abenddämmerung kann man die Schwärme beobachten, die sich aus der ganzen Umgebung am Rhein sammeln und knapp  über der Wasseroberfläche Richtung Schlafplatz fliegen“, so Kemper.

Kölner Plätze dienen Vögeln als Partnerbörse

Weitere, von Jahr zu Jahr wechselnde Sammelplätze gab und gibt es auch an der Rennbahn in Weidenpesch, am Flughafen, an der Rodenkirchener Brücke, in Dünnwald und im Naturschutzgebiet in Flittard. „Diese Plätze dienen den Vögeln auch als Partnerbörse“, sagt Ornithologe Kemper. „Hat sich ein Paar erst mal gefunden, bleibt es sich lange treu.“

Die Tiere hätten sich bestens an die Lebensbedingungen in der Großstadt angepasst und nutzten dort sogar die sich bietenden technischen Möglichkeiten. Um beispielsweise Nüsse zu knacken, lassen sie diese vor roten Ampeln auf die Straße fallen und warten dann, bis ein Auto darüber gefahren ist.

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