Wer nicht müde wird, die eigenen Veedel zu besingen, sollte sie auch alle gesehen haben, findet unser Autor. Am besten bei einem Spaziergang.
Wofür ich Köln liebeWie ich die Schönheit Kölns bei einem Stadtspaziergang durch Blumenberg entdeckte

Die Belvederebrücke entdeckte unser Autor zufällig - er plädiert für mehr Stadtspaziergänge in Köln.
Copyright: Max Grönert
Seit 2010 ist Köln wieder eine Millionenstadt. Dass es so weit kommen konnte, ist der Eingliederung mehrerer umliegender Gemeinden, wie den heutigen Stadtbezirken Porz oder Rodenkirchen, zu verdanken. Dieser Umstand macht sich vor allem in der Fläche bemerkbar: Denn in dieser Hinsicht ist Köln hinter Berlin und Hamburg sogar die drittgrößte Stadt Deutschlands. Köln ist im wahrsten Sinne des Wortes weitläufig. Das habe ich während der Corona-Zeit lieben gelernt.
Wenn mir in Lockdown-Zeiten die Decke auf den Kopf zu fallen drohte, bin ich vor die Tür gegangen. Anfangs waren es fantasielose Ziele: Aachener Weiher, Brüsseler Platz oder Neusser Platz. Die Innenstadt wurde zusehends langweilig und so erweiterte ich den Radius stetig – irgendwann waren 25.000 Schritte am Tag keine Seltenheit mehr, was auch an den ungewöhnlichen Zielen lag.
Bessere Orientierung als Zugezogener
Obwohl ich nicht in Köln geboren bin, hatte ich nach 2023 gegenüber vielen hier aufgewachsenen Freunden und Bekannten einen gehörigen Wissensvorsprung, was die Stadt angeht. Blumenberg war beispielsweise niemandem ein Begriff und das Verständnis, an den nördlichsten Zipfel Kölns hinauszuwandern, war eher begrenzt.
Dabei hilft dieses Hobby nicht nur ungemein bei der Orientierung, es hat mir auch, so platt es klingt, viele Orte gezeigt, die mir wahrscheinlich sonst verborgen geblieben wären. Ich denke zum Beispiel an die orangefarbene Belvederebrücke, die Vogelsang und Müngersdorf miteinander verbindet und es Fußgängern sowie Radfahrern ermöglicht, die dortigen Bahngleise zu überqueren.
Ich denke an die meiner Meinung nach schönste Straße Kölns, die Siebengebirgsallee in Klettenberg. Oder an einen warmen Samstagnachmittag, als ich nach einem Gewaltmarsch von Brück nach Thielenbruch aus dem Gierather Wald gewandert kam und ein kleiner Kiosk, dessen Besitzer erst per Klingel herbeigerufen werden musste, mir das schon lange ersehnte Kaltgetränk überreichte.
Kurzum: Gerade, wenn man sich treiben lässt, lohnen sich Stadtspaziergänge in Köln eigentlich immer. Es klingt banal, aber die Vielseitigkeit macht den Reiz aus. Köln ist schöner als es landläufig heißt.