Ende des TankrabattsKölner Autofahrer reagieren mit Wut auf steigende Preise

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Dominik Bischoff ist zunehmend ratlos, wie er bei den steigenden Preisen über die Runden kommen soll.

Köln – Am 1. September läuft nach drei Monaten der Tankrabatt aus. Autofahrerinnen und Autofahrer müssen dann mit steigenden Preisen rechnen. Doch schon bevor die Energiesteuer wieder angehoben wird, haben die Preise an den Zapfsäulen deutlich angezogen. Fragt man Kölner Autofahrerinnen und Autofahrer nach den Preisen für Benzin und Diesel, trifft man auf Wut, Ratlosigkeit und Resignation.

So etwa bei Wilhelm Weber. Der 73-Jährige steht am Dienstagvormittag an einer Kölner Zapfsäule und tankt nochmal voll: „Runtergehen wird der Preis jedenfalls nicht mehr“, sagt der 73-jährige. Auf sein Auto ist Weber angewiesen.

Kölner Autofahrer frustriert über Politik

Zwar versuche er, möglichst viele Wege mit dem Fahrrad zu erledigen, doch weil seine Frau behindert sei, müsse er sie regelmäßig mit dem Auto in die Uniklinik fahren. Knapp hundert Euro wird er an der Tankstelle los. „Günstig ist das nicht“, sagt Weber. Fragt man ihn nach dem Ende des Tankrabatts, ärgert sich der Rentner: „Ich finde es eine Unverschämtheit, dass die Regierung nichts unternimmt und wir für die steigenden Preise aufkommen müssen“ sagt er und schreitet zum Schalter, um zu bezahlen.

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Wilhelm Weber ist auf das Auto angewiesen und ärgert sich über das Ende des Tankrabatts.

Weber ist nicht der Einzige, der sich vor dem Ende des Tankrabatts nochmal mit Sprit eindeckt. Fragt man bei den Tankstellen in Köln nach, hört man etwa von „Verhältnissen wie vor den Sommerferien“, wie ein Mitarbeiter einer Tankstelle in Köln-Ehrenfeld es formuliert. Vor allem in den Morgenstunden sei jede Zapfsäule besetzt.

Zumindest am Dienstagvormittag ist allerdings von einem Ansturm auf die Kölner Tankstellen nichts zu sehen. Das hat wohl auch damit zu tun, dass die Preise bereits jetzt schon deutlich nach oben gegangen sind: „Fünf Cent bei Benzin und zehn Cent bei Diesel in einer Woche“, rechnet Thomas Müther vom ADAC Nordrhein vor.

„Mineralölkonzerne stopfen sich die Taschen voll“

Für die jetzt schon steigenden Preise macht der Lobbyverband der Mineralölkonzerne En2x auf Anfrage „logistische Herausforderungen“ verantwortlich: Unter anderem das Niedrigwasser im Rhein und fehlende Tankwagenfahrer würden den Sprit schon jetzt teurer machen. Thomas Müther reicht das als Erklärung nicht aus: „Auch die höhere Nachfrage ist nur teilweise ein Argument für die aktuelle Preisentwicklung. Wir haben vielmehr den Eindruck, dass sich die Mineralölkonzerne in den vergangenen Tagen bereits wieder ein Polster verschafft haben.“

Ob nun wegen den Transportkosten oder aus anderen Gründen – an den Kölner Zapfsäulen sorgen die bereits jetzt schon hohen Preise für Frust. „Die Mineralölkonzerne stopfen sich die Taschen voll. Und für uns interessiert sich kein Mensch“, sagt etwa Ralf Moritz als er sein Auto an einer Tankstelle im Kölner Süden tankt.

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Für den Weg zur Arbeit sei er auf das Auto angewiesen. Wie es nach dem Ende des Tankrabatts weitergehen soll, weiß er noch nicht. „Ich habe zwei Kinder zuhause. Wir kommen gerade noch so über die Runden, ein Urlaub war dieses Jahr jedenfalls nicht drin. Und wenn die Gas- und Stromrechnung kommt, wird es noch schwieriger.“

Auch Dominik Bischoff blickt ratlos in die Zukunft, als er sein Auto volltankt. „Wenn die Preise wieder nach oben gehen, werde ich höchstens einmal im Monat volltanken können. Und ich verdiene nicht schlecht“, sagt der 30-jährige LKW-Fahrer.

ADAC rechnet nicht mit sprunghaften Preisanstieg bei Sprit

„Und beim Sprit hört es ja nicht auf. Überall gehen die Preise hoch. Ich werde teilweise beim Einkaufen im Supermarkt mehrere hundert Euro los. Wie man sich das als Ottonormalverbraucher leisten auf Dauer leisten kann, ohne dass der Staat oder der Arbeitsgeber helfen, weiß ich nicht.“

Immerhin – zumindest mit sprunghaft ansteigenden Preisen zum 1. September rechnet Müther vom ADAC nicht zwangsläufig, denn die Tankstellen werden bis Ende August noch steuervergünstigten Sprit einkaufen. „Solange dann noch vergünstigter Sprit da ist, fordern wir, dass die Konzerne das auch an die Verbraucher weitergeben“, sagt er. Am wichtigsten bleibe aber aus Verbrauchersicht laut Müther, die Preise zu vergleichen.

Ernüchterndes Fazit zum Tankrabatt

„Es gibt teilweise riesige Unterschiede zwischen den Anbietern.“ Außerdem sollten Autofahrerinnen und Autofahrer am besten abends tanken gehen. Dann seien die Preise am niedrigsten: „Damit kommt man auf eine Ersparnis von bis zu zwölf Cent pro Liter, manchmal sogar auf mehr.“

Sein Fazit zum Tankrabatt fällt ernüchternd aus: „Der Entlastungsgedanke dahinter war durchaus richtig. Aber der Rabatt ist nicht vollständig bei den Verbrauchern angekommen.“ Profiteure seien vor allem die Mineralölkonzerne. Müther setzt seine Hoffnungen deswegen auf die Untersuchung des Bundeskartellamts: „Es ist dringend notwendig, dass in den gesamten Prozess von der Ölförderung bis zum Preis an der Zapfsäule mehr Transparenz reinkommt. Das ist teilweise noch eine Blackbox.“

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