Kostenlose c/o-pop-KonzerteDas waren die Highlights des Musikfestivals am Samstag

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Menschenmassen auf der Venloer Straße.

Köln – Endlose Schlangen vor dem Club Bahnhof Ehrenfeld, Bumann & Sohn oder artheater, eine autofreie und dafür menschenvolle Venloer Straße und ausgelassene Stimmung: Am Wochenende hat die c/o pop mit ihren kostenlosen Konzerten der „c/o Ehrenfeld“ endgültig die Kultur zurück auf die Straßen Kölns gebracht.

Vor den bunten c/o-pop-Buchstaben auf der Venloer Straße bleiben die Menschen stehen und machen Fotos, an der einen Ecke gibt es Selbstdesigntes zu kaufen, an der nächsten legen DJs auf. So, wie Köln sich am Wochenende hier präsentiert, fühlt es sich tatsächlich mal großstädtisch an.

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Die c/o pop lockte am Wochenende mit kostenlosen Konzerten.

Im Fokus stehen aber auch am Wochenende die musikalischen Acts. Wer am Samstag genug Geduld beim Anstehen mitbringt, den erwartet die volle Bandbreite an Genres. Auch wir haben einen kleinen Rundgang gemacht.

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Schrammeliger Post-Punk mit den Kölnern von Lawn Chair

Während sich am Club Bahnhof Ehrenfeld vor dem Auftritt der Sängerin Paula Hartmann bereits eine Schlange bis zum Kiosk an der Ecke bildet, ist es am Artheater am frühen Abend noch vergleichsweise ruhig. Zumindest, bis das Konzert im Keller losgeht: Die Kölner Post-Punk-Band Lawn Chair begeistert mit feinstem Gitarren-Geschrammel, das die Konzertbesucherinnen und –besucher zurück in das London der 80er Jahre versetzen kann.

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Die Kölner Band Lawn Chair.

„We will start a punkrock band that everyone will love“ heißt es in einer Textzeile – für zu ambitioniert mag man diesen Satz nach dem Auftritt nicht halten. Die Erfolgskurve bei Lawn Chair geht aktuell steil nach oben. Das wunderbar grungige und tanzbare „Men with Shifty Eyes“ sammelt auf Streaming-Plattformen Tausende Klicks.

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Sängerin Claudia von Lawn Chair.

Alle Bandmitglieder studieren oder studierten an der Kölner Musikhochschule, im März haben Lawn Chair ihre gleichnamige EP veröffentlicht. Zum Erfolg des Live-Konzerts im Artheater trägt besonders die energetische Frontfrau Claudia bei. Gerade in der Post-Punk-Szene sind Frauen oft immer noch die Ausnahme. Die Lawn-Chair-Sängerin verleiht der Band das gewisse Etwas, ohne ihre Sonderrolle in der Szene zu ihrer Agenda zu machen.

Tamilische Lässigkeit mit Priya Ragu im CBE

Nach dem Lawn-Chair-Konzert ist dann Zeit für eine kurze Stärkung, bevor es um die Ecke im Club Bahnhof Ehrenfeld weitergeht. Hier spielt die tamilisch-schweizerische Künstlerin Priya Ragu. Mit Mitte 30 ist Ragu erst verhältnismäßig spät im professionellen Musikbusiness angekommen, lange wurde sie, auch durch den Druck der Eltern, auf ein bürgerliches Leben getrimmt. Glücklicherweise hat Ragu ihren Job bei einer Schweizer Fluggesellschaft vor einigen Jahren dann doch noch gekündigt, nun produziert sie Musik gemeinsam mit ihrem Bruder Japhna Gold.

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Ein Ausnahmetalent: Die tamilisch-schweizerische Künstlerin Priya Ragu.

Ragu macht nun eine einzigartige Mischung aus Pop und R’n’B, die sie mit tamilischen Klängen versetzt. Der Vergleich zu Lauryn Hill liegt nahe. Ihre Stimme klingt warm, auf der Bühne strahlt sie die Lässigkeit einer Künstlerin aus, die weiß, dass sie nun endlich dort angekommen ist, wo sie hingehört. Ragu hat mittlerweile einen Plattenvertrag bei Warner, ihr 2021 erschienenes Album „damnshetamil“ ist das, was man einen „No Skip“ nennt: Hier muss kein Song übersprungen werden.

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In Köln spielt Ragu ihre neue Single „Illuminous“, gefolgt von „Good Love 2.0“. „Mit diesem Song hat meine ganze musikalische Reise angefangen“, sagt Ragu. Mit „Good Love 2.0“ hatte sie ihren Durchbruch.

Beim Kölner Konzert werden auch die Hip-Hop-Elemente in Ragus Musik deutlich. Nach 35 Minuten schließt Ragu mit dem treibenden „Chicken Lemon Rice“ und man wünscht sich, es wären noch ein paar Songs gespielt worden.

BRKN spielt erstes Indoor-Konzert seit zwei Jahren

Wer es einmal in den Club Bahnhof Ehrenfeld hineingeschafft hat, der verlässt ihn in der Regel auch nicht wieder – vor allem nicht vor dem Headliner-Auftritt des Tages. Der Rapper und Sänger BRKN (gesprochen Berkan) ist aus Berlin-Kreuzberg angereist, um in Köln nicht nur das einjährige Jubiläum seines dritten Studioalbums „Drama“ zu feiern, sondern auch, um seinen ersten Indoor-Gig seit mehr zwei Jahren zu spielen. Dementsprechend aufgeregt ist der Musiker. „Ich bin maßlos überfordert“, sagte Berkan angesichts des vollen Clubs. „Ich werde komplett durchdrehen heute!“

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Der Berliner Rapper und Sänger BRKN.

Dieses Versprechen löst Berkan ein und zeigt gleichzeitig, warum er aktuell mit das Beste ist, was deutscher Hip-Hop zu bieten hat: Berkan hat nicht nur eine soulige Gesangsstimme, er spielt auch Klavier, und noch besser, Saxophon. In seinen Songs wie „Kein Liebessong“, „Drama“ oder „Jede Nacht“ rappt und singt Berkan über Trennungsschmerz, innere Zerrissenheit aber auch über das Feiern, ohne, dass das jemals abgedroschen klingt.

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BRKN begeisterte die Fans im Club Bahnhof Ehrenfeld.

Die Beats sind durchweg tanzbar, was sich auch im CBE bemerkbar macht: „Die Leute in Köln sind nett, hübsch und können gut feiern“, resümiert Berkan. Nach über einer Stunde voller Energie muss Berkan förmlich von der Bühne gekehrt werden, bedankt sich anschließend auf Instagram: „Es war wie ein Traum für mich, wunderschön“. Und die c/o pop kann sich bei Berkan bedanken – für eines ihrer besten Konzerte.

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