Fall vor Kölner GerichtFrau erpresst teure Geschenke – war es nur ein Rollenspiel?

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Symbolbild

  • Eine junge Frau wird von einem Ex-Partner wegen Erpressung verklagt.
  • Kläger und Angeklagte führten ein Rollenspiel mit Sklave und Herrin.

Köln – War es ernsthafte Erpressung? Oder ein Rollenspiel in gegenseitigem Einvernehmen? Um diese Frage geht es in einem außergewöhnlichen Prozess vor dem Kölner Amtsgericht.

Angeklagt ist die 29-jährige Denise F. (Name gändert). Die Staatsanwaltschaft nimmt an, dass sie einen Mann, mit dem sie zuvor eine Beziehung hatte, zwischen Februar und September mehrfach mit Drohungen dazu genötigt hat, ihr Geld zu überweisen. Als Druckmittel habe sie angekündigt, andernfalls Fotos und Videos zu verschicken, die ihn in „verfänglichen sexuellen Posen“ zeigen würden, oder Tonaufnahmen an seinen Arbeitgeber zu senden, auf denen zu hören sei, dass er schlecht über den Vorstand rede. Der Mann arbeitet als Justiziar bei einem Verband.

Stimmen die Vorwürfe, forderte die Angeklagte unter anderem Geld für ein Fahrrad, ein teures Parfüm, ein Smartphone und einen Laptop. In der Anklageschrift ist der Gesamtbetrag mit rund 4800 Euro beziffert. Zwei Mal zahlte der Mann laut Staatsanwalt nicht. In einem Fall, dem letzten der Anklage, soll Denise F. von ihm 13 000 Euro für eine Brustvergrößerung verlangt haben. Zum Schein sei er darauf eingegangen. Er erstattete Strafanzeige.

Verteidiger: Mann wollte sich für Denise F. verschulden

„Anfangs dachte ich, es ist ein klarer Fall von Erpressung“, sagte der Verteidiger. „Es sah so aus, als ob da eine sexuelle Beziehung von Sklave und Herrin aus dem Ruder gelaufen ist.“ Doch seine Mandantin habe ihm glaubhaft versichert, die Erpressung sei Teil des Rollenspiels gewesen. Eines Spiels, dass angedauert habe, als die sexuelle Beziehung schon beendet gewesen sei.

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Der Mann habe Denise F. ausdrücklich darum gebeten, „erpresst“ zu werden, und „wollte sich für sie verschulden". Die Fotos und Videos habe die Mandantin nicht heimlich aufgenommen, sondern ihr „Sklave“ habe sie dazu aufgefordert und ihr die technischen Geräte dafür zur Verfügung gestellt. Der Anwalt zitierte aus dem Whatsapp-Austausch des Paars, etwa eine Stelle, wo der Mann schreibt: „Ich bekomme schon eine Erektion, wenn ich daran denke, wie viel ich Ihnen schon gegeben habe.“ Ihr etwas zu zahlen verschaffe ihm „das Gefühl, gebraucht zu werden, einen Wert zu haben".

Kläger erscheint nicht vor Gericht

Die Richterin las aus den Akten weitere schriftliche Äußerungen vor, zum Beispiel diese: „Liebe Queen, Sie sind mein Alles, mein Universum, um das sich mein armseliges, erbärmliches Leben dreht"; er sei „ein Stück Dreck“ und „alles andere neben Ihnen bedeutungslos". Denise F. sagte zu dem mutmaßlichen Rollenspiel schlicht: „Mir hat das Spaß gemacht.“ Ihr Anwalt betonte, man könne nicht „rational“ an eine Sache herangehen, die „überhaupt nicht rational" sei. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, wunderte sich der Staatsanwalt und meldete zugleich Zweifel an: „Jeder normale Mensch wird sagen: Wenn die Beziehung beendet ist, ist auch das Rollenspiel beendet.“

Warum hat der Mann Denise F. schließlich angezeigt? Ist es ein Fall von falscher Verdächtigung? Gefragt werden konnte er nicht, denn er war nicht zur Verhandlung erschienen - unentschuldigt. Die Richterin verhängte gegen ihn ein Ordnungsgeld in Höhe von von 500 Euro und legte einen Fortsetzungstermin fest. Dann soll der Mann polizeilich vorgeführt werden.

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