NS-DokumentationszentrumNeue Bildungs-Angebote mit Fokus auf Einzelschicksalen ab Freitag

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Flur des Erzählcafes im NS-Dokuzentrum

In einem der Erzähl-Café sollen die Besucher ins Gespräch über die Ausstellung kommen.

Für das Eröffnungsfest am Samstag sind auch prominente Gäste angekündigt.

Das NS-Dokumentationszentrum (NS-Dok) Köln eröffnet am Freitag mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker ihre neuen Bildungsangebote Remote Island, Junges Museum sowie die Erzählcafés. Am Samstag veranstaltet das NS-Dok diesbezüglich ein Eröffnungsfest, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstagmittag gibt das Museum exklusive Einblicke in die neuen Räume des EL-DE-Hauses.

„Mit der Eröffnung bespielt das NS-Dok erstmals das gesamte EL-DE-Haus“, erzählt Henning Borggräfe, Direktor des NS-Dokumentationszentrums. Nach dem Beschluss zur Einrichtung einer Gedenkstätte im Gefängnis der ehemaligen Gestapo-Zentrale im Jahr 1979 beschloss 2017 der Rat der Stadt Köln die Erweiterung des Museums um die dritte und vierte Etage. Das Konzept für die Nutzung der neuen Räume hat das Museum mithilfe einer Arbeitsgruppe selbst erarbeitet.

Köln: Neue Bildungs-Angebote im NS-Dokuzentrum

Auf den beiden neuen Etagen bietet das NS-Dok drei neue Bildungsangebote an, die sich vor allem an Kinder und Jugendliche richten: das Junge Museum, Remote Island und die Erzählcafés. Außerdem befinden sich drei neue Workshop-Räume auf der vierten Etage. Das Junge Museum richtet sich an Kinder ab acht Jahren. In einem Kino im vierten Stock sehen die Kinder einen kurzen Film, in dem es um die Bedeutung von Zeit und Vergangenheit geht.

Anschließend begegnen die Besucherinnen und Besucher den Lebensgeschichten der Jüdin Faye Cukier, die verfolgt wurde und aus Köln fliehen musste, und dem Kölner HJ-Funktionär und überzeugtem Wehrmachtssoldaten Edgar Gielsdorf. In zwei Gruppen setzen sich die Kinder nacheinander mit den beiden Biografien auseinander. „Die personale Vermittlung steht hier im Mittelpunkt und wir bauen gemeinsam mit den Kindern die Ausstellung fertig“, erklärt Bastian Schlang, wissenschaftlicher Mitarbeiter im NS-Dok. Deswegen hat sich die Arbeitsgruppe für ein textloses Museum entschieden. In der dritten Etage befindet sich Remote Island.

Besucher sollen auf „Remote Island“ einen Inselvertrag schließen

Dabei handelt es sich um eine Art analoges und begehbares Computerspiel. Nach einer globalen Apokalypse finden sich die Spielenden auf einer Insel gestrandet wieder und müssen in Kleingruppen selbstständig verschiedene Aufgaben bewältigen. Zu den fünf verschiedenen Themen Schutz, Wohnen, Ernährung, Kultur und Arbeit durchlaufen die Spielerinnen und Spieler verschiedene Challenges oder werden vor Entscheidungsfragen gestellt. So setzen sie sich damit auseinander, wie ihr Zusammenleben auf Remote Island organisiert werden kann. Die Stationen durchlaufen die Kleingruppen ohne ihre Lehrkräfte oder Mitarbeitende des Museums.

Dabei werden sie akustisch begleitet. Bei einer abschließenden Diskussionsrunde im Inselrat verständigen sich die Spielenden schließlich über ihre Entscheidungen und schließen gemeinsam einen Inselvertrag. „Die Gruppen gehen selbstständig, selbstverantwortlich und sehr handlungsorientiert durch die einzelnen Themenräume und können sich diese aneignen“, berichtet Ilja Gold, ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter des NS-Dok. Schließlich befinden sich ebenfalls auf der dritten Etage drei Erzählcafés, die von Schulklassen oder Gruppen im Anschluss an einen Besuch des NS-Dok gebucht werden können. In gemütlicher Atmosphäre können dort die Besuchenden miteinander ins Gespräch kommen und gemeinsam vertiefend reflektieren.

Eröffnungsfest am Samstag

„Es war uns ein wichtiges Anliegen, Räume zu schaffen für die Nachbereitung von Ausstellungsbesuchen“, sagt Schlang. „Dafür gibt es verschiedene Methodenvorschläge, die wir den Gruppen machen“, ergänzt er. Aus sechs Vorschlägen des Museums können die Gruppen wählen und sich gemeinsam darüber verständigen, wie sie vorgehen wollen. Beim Eröffnungsfest am Samstag können sich alle Interessierten einen Eindruck über das neue Angebot verschaffen. Außerdem bietet das NS-Dok weitere Programmpunkte an, beispielsweise einen Comicworkshop mit Büke Schwarz und ein Abendprogramm mit Eko Fresh.

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