Zirkuszelt am Kölner SchokoladenmuseumCirque Bouffon-Show inspiriert von Maler Hieronymus Bosch

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Künstlerinnen und Künstler auf einer runden Bühne um eine Empore herum.

Aufführung desCirque Bouffon im Zirkuszelt am Schokoladenmuseum Köln.

Die neue Show des Cirque Bouffon „Paraiso“ sei „eine Art Vision“ mit Einlagen aus Akrobatik, Komik, Livemusik, Theater und Tanz.

Wo hat dieses sonderbare Männchen bloß seinen Kopf gelassen? Immer wieder läuft es humpelnd durch die Manege, wirkt mal drollig, mal mitleiderregend, dann wieder unheimlich. Wer steckt im langen Mantel der Figur, der das Haupt fehlt? Als sich das verwachsene Männchen schließlich ans Trapez wagt, beginnt die Auflösung des Rätsels. Es ist der wohl verblüffendste Moment der neuen Show „Paraiso“ des Cirque Bouffon.

Am Samstagabend hatte sie im Zirkuszelt am Schokoladenmuseum Köln-Premiere. Geht man nach dem Jubel des Publikums, steht dem Erfolg der Produktion in Köln nichts im Wege. Wie gewohnt bietet der Zirkus eine Mischung aus Akrobatik, Komik, Livemusik, Theater und Tanz. „Paraiso“ sei „eine Art Vision“, sagt Direktor Fréderic Zipperlin, „eine Welt, die uns gern den Kopf verdreht“. Bei der Entwicklung der Show hat er sich vom Werk des spätgotischen Malers Hieronymus Bosch inspirieren lassen, das reich ist an geheimnisvollen Figuren und Fabelwesen.

Köln: Cirque Bouffon-Show erinnert an Gemälde von Hieronymus Bosch

Die Requisite tragen zum Charakter des Wundersamen bei, vom Fahrrad in Gestalt eines Fischs bis zu rotierenden Schneiderpuppen. Vor allem zu nennen ist ein bizarres Gebilde, das am Anfang und Ende der Vorstellung mittig von der Decke hängt: ein Metallgestänge mit langen Tentakeln, die in Trichtern enden. Es ist nicht nur Kunstwerk, sondern auch ein außergewöhnliches Blasinstrument. Viel Musik begleitet die Nummern, die sich dank wiederkehrender Symbole wie etwa einer Krone und sich durchziehender Themen zu einer Geschichte verbinden. Komponiert hat die mal mitreißend rasanten, mal verhalten-melancholischen Klänge der musikalische Leiter Sergej Sweschinski, der als Kontrabassist auftritt.

Die Instrumentalisten sind nicht auf einer Empore platziert, sondern in der Mitte des Geschehens und Teil der Inszenierung. Fast alle Szenen sind von fremdartigem Gesang in einer Fantasiesprache begleitet, bei der Premiere vorgetragen von Co-Direktorin Anja Krips. Neu im Ensemble ist Clownin Noémie Pichereau, die, das Haar zum Riesenzipfel hochgebunden, als leibhaftiger Running Gag ihre Kapriolen schlug. Für Gelächter sorgten auch Suzanne Da Cruz und Yana Lutsiv als verfeindete Ballerinas, deren Pas de deux in eine wilde Balgerei ausartete, die auf dem Trapez ihr Ende fand.

Publikum beim Cirque Bouffon „ganz nah dran, fast schon mittendrin“

Alexis Hedrick zeigte am Seil und dann mit einem großen Reifen ähnlich einem Rhönrad, dass sie akrobatische Künste sowohl hoch oben als auch am Boden beherrscht. Helena Lehmann erntete Beifall für ihren Vertikaltanz an einer Drehstange. Und Alexander Mitin führte vor, bis zu welchen Extremen sich ein seit der Kindheit darin geübter Körper verbiegen lässt; als er sich in hohem Tempo unzählige Male auf derselben Stelle überschlug, applaudierte das Publikum frenetisch.

Die Zauberei von Winston Fuenmayor gab wieder Rätsel auf, ob sich nun weiße Bälle pulverisierten oder Spielkarten magisch vermehrten. Auf die Frage, was die Magie des Cirque Bouffon ausmacht, sagt der Direktor, dass das Zelt mit seiner Intimität wesentlich dazu beitrage: Das Publikum sei „ganz nah dran, fast schon mittendrin“. Dazu gehört, dass man dicht beieinander sitzt. Mit „Paraiso“ ist Zipperlin gelungen, was ihm nach seinen Worten vorschwebte: ein „poetisches Gesamtkunstwerk“.


Der Cirque Bouffon gastiert bis zum 4. Juni in Köln immer Mittwoch, Donnerstag und Freitag 20 Uhr, Samstag 15 und 20 Uhr, Sonn- und Feiertage 14 und 17 Uhr. Karten über Kölnticket (zzgl. VVK-Gebühr) oder in der Kasse am Zelt (ohne Gebühr) zwei Stunden vor der Vorstellung. Preise 19 bis 49 Euro.

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