Schriftsteller Axel Hacke in Köln„Würde ich jeden Abend dasselbe machen, wäre mir langweilig“

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Axel Hacke vor einer Wand mit Palmenmotiv

Schriftsteller und Journalist Axel Hacke ist am 10. Januar für eine Lesung im Kölner Gloria.

Axel Hacke, 66, ist Journalist und Schriftsteller. Am 10. Januar liest er im Kölner Gloria-Theater. 

Herr Hacke, worum geht es in Ihrem aktuellen Buch „Ein Haus für viele Sommer?“

Es geht um ein sehr altes Haus in einem kleinen Dorf auf einer italienischen Insel, es geht um die Familie, die dort seit fünfzig Jahren alle ihre Ferien verbringt, es geht auch und vor allem um die Leute in diesem Dorf. Daneben um Olivenbäume, Wildschweine, Handwerker und einem kleinen alten Fiat. Damit wird erzählt von einer sehr speziellen Art des Urlaubs, der eben nicht in irgendeinem abgeriegelten Resort stattfindet.

Bei der Lesung im Gloria in Köln werden Sie aber nicht nur aus dem Buch vorlesen. Es heißt, Sie entscheiden immer erst spontan, welche Texte Sie vorstellen. Warum machen Sie das so?

Damit ich mich selbst nicht langweile. Ich habe ja sehr viele Lesungen. In der Woche, in der ich in Köln bin, sind es zum Beispiel fünf hintereinander. Würde ich jeden Abend dasselbe machen, wäre mir irgendwann langweilig. Und das will ich nicht. Ich versuche, mich selbst auf der Bühne ein bisschen unter Spannung zu halten.

Worauf können und müssen sich die Gäste einstellen?

Ich denke, auf einen unterhaltsamen und in weiten Teilen ziemlich lustigen Abend, aber nicht lustig in so einer Comedy-Art, sondern auf meine Weise in einer Heiterkeit, die nicht in der Aussparung der ernsten Dinge des Lebens besteht, sondern in deren Behandlung mit Hilfe einer gewissen Leichtigkeit.

Mit welchem Gefühl wollen Sie die Gäste aus Ihren Lesungen hinterlassen?

Was wir in der Corona-Zeit vor unseren Bildschirmen sicher vermisst haben, das ist eine gewisse Verbundenheit mit anderen, die sich eben vor einem Fernseher nicht einstellt. Wohl aber in einem Theaterraum: Dieses Dabeisein, wenn jemand auf der Bühne sich in diesem Moment große Mühe für andere gibt. Es gibt ein kluges Buch zu diesem Thema, von Kae Tempest, mit genau diesem Titel: „Verbundenheit“. Um dieses Gefühl der Verbundenheit von Leserinnen, Lesern und Autor geht es mir.

Ihre Kolumnen im SZ Magazin stehen unter dem Titel „Das Beste aus aller Welt“. Wie schwerfällt es in den sogenannten Zeiten wie diesen, etwas Heiteres auszumachen?

Das ist nicht so schwer. Heiterkeit heißt ja nicht unbedingt brüllendes Lachen, es geht eher um ein Lächeln, um eine gewisse Leichtigkeit, letztlich um eine Haltung dem Leben gegenüber, die das Schwere gerade nicht leugnet oder verdrängt, sondern es akzeptiert, sich aber trotzdem nicht davon das Lebensgefühl diktieren lässt. Der 1978 verstorbene und zu seiner Zeit unglaublich berühmte Kabarettist Werner Finck wurde in der Nazi-Zeit von der Gestapo verhaftet und dabei vor den Verhörzellen von einem baumlangen SS-Mann gefragt, ob er Waffen bei sich habe. Seine Antwort: Wieso? Brauche ich die hier? Das nenne ich Heiterkeit!

Das Thema Heiterkeit haben Sie auch im Magazin „Zeit Wissen“ beleuchtet. Sie sagen, Sie wollen nicht nur Autor heiterer Geschichten sein, sondern auch selbst heiter. (Wie) haben Sie das erreicht?

Ich habe es ja nicht erreicht. Oder nur manchmal. Ich frage mich sehr, wie ich die Heiterkeit, die in meinen Geschichten oft enthalten ist, auch in mein wirkliches Leben transferieren könnte. Ich versuche es jeden Tag. Oft gelingt es nicht. Aber schon der Versuch zählt ja.

Auf Ihrer Webseite berichten Sie auch über kleine Gegenstände („Mein Leben in Dingen“), die eine Bedeutung für Sie haben. Achten wir zu wenig auf solch kleine Dinge, die unser Leben bereichern?

Das kann man so pauschal vermutlich nicht sagen. Wahrscheinlich gibt es jede Menge Leute, die darauf noch viel mehr achten als ich, vermutlich aber auch sehr viele, denen nur die großen Dinge wichtig sind. Ich habe ja diese Rubrik auf meiner Internetseite nicht aus pädagogischen Gründen erfunden, sondern einfach, weil ich festgestellt habe, dass ich zum Beispiel in meinem Büro von lauter solchen Gegenständen umgeben bin. Von denen hat jeder eine Geschichte. Und ich sehe es nun mal als meine Aufgabe, solche Geschichten zu erzählen.

Manch einer meint, Köln hätte die Heiterkeit geradezu erfunden. Mindestens ist die Stadt jedenfalls ausführlich für ihre Heiterkeit bekannt. Was verbinden Sie mit Köln?

Also erstmal denke ich an eine gewisse Offenheit und Direktheit der Leute, die es so anderswo nicht gibt und die ich einfach super finde. Und jetzt verbinde ich mit Köln auch meinen neuen Buchverlag, Dumont nämlich, wo meine nächsten Bücher erscheinen werden. Ich glaube, jede Menge Leute aus dem Verlag kommen auch zur Lesung, und ich freue mich ungeheuer, die alle kennenzulernen.


Axel Hacke ist am 10. Januar 2023 mit „Axel Hacke liest und erzählt“ im Gloria-Theater in Köln, Beginn ist um 20 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf für 24,50 Euro.

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