Sebastian WurthSo will der Kölner nach DSDS und Schlager-Boyband solo durchstarten

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Sänger Sebastian Wurth, Ex-Mitglied der Schlager Boyband „Feuerherz“, will nun solo mit Popmusik auf Deutsch durchstarten. Er steht in Winterjacke an der Haltestelle Deutzer Freiheit.

Sebastian Wurth lebt in Köln und startet seine Solo-Karriere.

Er war in der DSDS-Staffel von Pietro Lombardi, schreibt Songs für Maite Kelly und Roland Kaiser. Nun will Sebastian Wurth solo durchstarten.

Es ist ein kalter Dezembertag in Deutz, die Sonne scheint über den Rhein. Sebastian Wurth läuft das Ufer entlang, bester Laune. Der Kölner steht kurz vor seinem Umzug von Deutz ins Linksrheinische. Doch für den 28-Jährigen gibt es noch mehr Gründe zur Freude außer seinem Umzug auf „die richtige Rheinseite“, wie er sagt. Nach der Teilnahme bei „Deutschland sucht den Superstar“ vor über zehn Jahren und der Trennung seiner Boyband „Feuerherz“ hat Wurth nun zu sich selbst gefunden – und startet sein Solo-Projekt.

Mit 16 Jahren in der DSDS-Staffel von Pietro Lombardi

„Was ich jetzt mache, hat in meinem Umfeld schon einen kleinen Hype ausgelöst“, erzählt er beim Hafer-Cappuccino im Café Heimisch. „Mir wird gesagt, dass das komplett ich bin. Es ist toll, das so gespiegelt zu bekommen.“ Nach seiner Casting-Show-Teilnahme und einer Schlager-Boyband hat sich Wurth nun dem deutschsprachigen Pop verschrieben, mit selbst komponierten und getexteten Liedern. „Als ich meinen Eltern zum ersten Mal einen Song von mir vorgespielt habe, hatten sie Tränen in den Augen. Das ist vorher noch nie passiert. Das war für mich die Bestätigung: Ich muss das durchziehen.“

Wurth ist noch keine 30 und macht schon sein halbes Leben lang Musik. „Angefangen habe ich durch meinen Dad, der Jazzmusiker ist“, sagt Wurth. Zunächst lernte er Trompete, fing als Teenager dann an Gitarre zu spielen und dazu zu singen. „Videos davon habe ich dann bei My Space hochgeladen. Wie man das früher eben gemacht hat“, sagt Wurth und lacht. Schon mit zehn Jahren habe er seiner Oma erzählt, dass er gern bei „Deutschland sucht den Superstar“ teilnehmen würde. Mit 16 war er in der achten Staffel dabei, erreichte den fünften Platz. Der Gewinner ist ein weiterer, nicht ganz unbekannter Kölner: Pietro Lombardi.

„Das, was ich damals gemacht habe, war perfekt für mich. Ich habe so viel erlebt. Als 16-Jähriger nach China für einen Auftritt zu fliegen und die Leute jubeln dir zu – ist nicht das Schlechteste“, sagt Wurth. „Ich habe in meinem Leben immer Geld mit Musik verdient. Das ist schon verrückt.“ Noch einmal würde er wohl nicht an einer Casting-Show teilnehmen, sagt er. Mit Social Media gebe es mittlerweile andere Möglichkeiten, bekannt zu werden.

Wurth schreibt auch Songs für eine Kölner Band

Nachdem der Hype nach der Casting-Show abebbte, machte Wurth sein Abitur, fing ein Studium in Münster an. Über sein Management lernte er schließlich die Bandkollegen von „Feuerherz“ kennen. „Ich hatte dann die Wahl: Entweder du versuchst es noch einmal mit der Musik, bekommst einen Plattenvertrag bei Universal, oder du lässt es. So konnte ich meinen Traum nochmal leben.“ Von 2015 an bestand die Band, Ende 2020 lösten sich „Feuerherz“ auf. „In der Zeit bin ich erwachsen geworden. Irgendwann wollte jeder von uns etwas anderes, auch musikalisch.“ Mitten in der Corona-Pandemie eine gut laufende Band aufzugeben – für den Sänger ein großes Wagnis.

„Das war die schwerste Entscheidung, die ich in meinem Leben treffen musste. Aber ich wollte mich selbst verwirklichen.“ Dem Schlager hat Wurth allerdings nicht völlig den Rücken gekehrt: Er arbeitet mittlerweile als Songwriter für Größen wie Roland Kaiser oder Maite Kelly. „Ich bin ein wenig hinter die Kulissen gerückt und habe mit vielen Leuten gearbeitet“, erzählt Wurth. Auch für das Album „Kopp us Hätz an“ der Kölner Band Auerbach hat er an vielen Songs mitgeschrieben, komponierte Pop-Songs für Julia Engelmann, mit Mo-Torres ist er befreundet. „Ich finde mich hier immer mehr in den Kölner Klüngel ein“, sagt Wurth und lacht.

Obwohl sich das Zentrum der deutschen Musikszene in Berlin befindet, ist Köln die Stadt, in der Wurth bleiben will. „Hier ist mein Heimathafen. Mich verbindet viel mit der Stadt, ich liebe die Kölner. Ich sehe es so: Ich habe hier meine Heimat und kann von hier aus in die Welt.“

Solo-Tour im neuen Jahr, bereits große Nachfrage in Köln

Raus in die Welt geht Wurth jetzt auch mit seiner eigenen Musik. „Ich bin volle Kanne aufgeregt“, sagt er. „Ich habe 2013 das letzte Mal etwas alleine veröffentlicht. Ich musste über mich hinauswachsen.“ Wurth macht jetzt deutschsprachige Musik mit Texten, „die voll aus dem Leben sind“, wie er sagt. „Meine erste Single wird ‚Kapitel 1‘ heißen und geht um Neuanfänge. Ob es eine Trennung oder ein neuer Job ist. Das zeigt sich auch im Musikvideo: Ich springe am Ende in einen zehn Grad kalten Fluss. Man muss sich überwinden. Ich hoffe, dass die Leute sich damit identifizieren können.“ Modern soll es klingen, Popmusik mit urbanen Elementen. „Ich liebe selbst auch Hip Hop, daraus ist die Mischung entstanden.“

Wichtig ist dem 28-Jährigen, das Projekt organisch wachsen zu lassen. „Ich will und brauche keinen Hype. Mir ist es wichtiger, Leute zu finden, die Bock haben, auf meine Konzerte zu kommen. Musik zu machen, die Menschen in jedem Alter anspricht.“ Noch bevor die erste Single veröffentlicht ist, kündigte Wurth vier Tour-Termine in Deutschland an. Köln war nach fünf Tagen ausverkauft, mittlerweile ist das Konzert in eine größere Location verlegt worden. „Das ist Wahnsinn“, sagt Wurth. „Gerade in Zeiten, in denen die Kartenverkäufe oft schleppend laufen. Es wird eine kleine Tour, eine Art Vorstellabend. Ich will mein ganzes Herz dareingeben, zeigen: Ich bin wieder da.“

Sebastian Wurth spielt am 4. März 2023 im Club Volta. Tickets kosten 28 Euro. Die erste Single „Kapitel 1“ erscheint im Januar.

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