Jan Philipp Janzen ist mit Bands wie „Von Spar" oder „Urlaub in Polen“ seit Jahren erfolgreich. Mit „Dumbo Tracks“ bringt er nun sein erstes Solo-Projekt heraus - und macht sich auch Gedanken um kulturelle Aneignung.
Roosevelt und „Die Nerven“„Von Spar“-Musiker veröffentlicht Solo-Projekt mit prominenten Gästen
„Gerade erst hat er mit seiner Band „Von Spar“ den renommierten „Holger Czukay Preis für Popmusik der Stadt Köln“ gewonnen. Nun hat Jan Philipp Janzen unter dem Künstlernamen „Dumbo Tracks“ neue Musik veröffentlicht. Janzen, der als Schlagzeuger neben „Von Spar“ auch in den Bands „Urlaub in Polen“ und „Die Sterne“ aktiv war und ist, bringt damit erstmalig solo Musik heraus.
Janzen produziert auch andere Musiker
Benannt ist das Projekt nach den gleichnamigen Dumbo-Studios in Köln-Zollstock. Von dort aus produziert Janzen auch zahlreiche weitere Künstler, wie The Robocop Kraus, Tropen Tropen oder Buddy Casino. Über zu wenig Arbeit kann Janzen, der auch an der Folkwang Universität der Künste in Essen Musikproduktion lehrt, also eigentlich nicht klagen. Trotzdem entstand im ersten Lockdown der Wunsch danach, an einem Solo-Debüt zu arbeiten. „Ich habe Schwierigkeiten, nur eine Sache zu machen“, sagt Janzen und lacht. „Für mich ist es interessanter, mit vielen Leuten zu arbeiten und verschiedene Stile auszuprobieren. Das inspiriert mich.“
Fest vorgesehen war der Start in die Solo-Karriere allerdings nicht. „Die eigentlich anstehenden Produktionen waren auf Eis gelegt, unsere ‚Die Sterne‘-Tour war abgebrochen“, berichtet Janzen in seinem Zollstocker Studio. Mit der dazu gewonnenen Zeit probierte Janzen neue Dinge aus, kaufte sich einen Synthesizer und testete die soundtechnischen Möglichkeiten. Herausgekommen ist „Dub“, eine Spielart des Reggae. Dass es ausgerechnet dieses Genre geworden ist, ist laut Janzen kein Zufall. „Dub ist Produzentenmusik.“
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Von Roots-Reggae-Songs wird das Rohmaterial verwendet, im Studio mit Effekten versehen und neu abgemischt. Mit der Zeit bekamen die Produktionen eine immer größere Stringenz, was bei Janzen dazu führte, eine Veröffentlichung als „Dumbo Tracks“ zu planen.
Gastauftritte von Roosevelt, „Die Nerven"- und „The Notwist“-Sängern
Obwohl er bereits seit Jahrzehnten erfahrener Musiker ist, war das für ihn auch mit Aufregung verbunden. „In Kollektiven hatte ich immer die Möglichkeit, mich ein bisschen zu verstecken. Solo geht das nicht. Und in der Kunst nimmt man Kritik direkt sehr persönlich. Ich habe das jahrelang rausgezögert, aber mit dem Alter fängt man an, die Dinge gelassener zu sehen“, so der 46-Jährige.
Komplett allein muss Janzen aber auch bei „Dumbo Tracks“ nicht auskommen. „Ich wollte nicht selbst singen, das habe ich mir nicht zugetraut. Deshalb habe ich Leute angesprochen, die ich schon aus anderen Projekten kannte.“
Darunter befinden sich durchaus prominente Namen: Bei der ersten Single „Letter from an Unknown Woman“ ist der international erfolgreiche Künstler Roosevelt beteiligt, der aus den USA mittlerweile wieder nach Köln gezogen ist. Auf „Bordstein in der Nacht“ sing Julian Knoth der gehypten Punkband „Die Nerven“, auf „Everybody Knows“ ist Markus Acher von „The Notwist“ zu hören. Von eben jenem Song gibt es außerdem einen Remix von DJ Koze. Aus Jamaika, wo sowohl Reggae als auch Dub entstanden sind, stammt niemand dieser Künstler, auch Janzen nicht.
In aktuellen Debatten im Feuilleton tauchte in ähnlichen Zusammenhängen zuletzt immer wieder der Begriff „kulturelle Aneignung“ auf. Damit ist beispielsweise gemeint, dass Künstlerinnen und Künstler der westlichen Popkultur Elemente aus der Kultur oder Musik von Minderheiten übernehmen und sie ohne Anerkennung ihrer Ursprünge in einen anderen Kontext stellen.
Kultureller Austausch in der Popmusik
„Ich habe mir exzessiv Gedanken über Aneignung gemacht“, sagt Janzen. „Popkultur lebt für mich aber auch vom kulturellen Austausch. Die Frage ist doch, wo die negative Aneignung beginnt.“ Mit Anerkennung und Respekt vor den Ursprüngen ließen sich so verschiedenste musikalische Einflüsse vereinen.
Ob sich die „Dumbo Tracks“ auch live präsentieren lassen, will Janzen im nächsten Jahr erarbeiten. Bis dahin sind die zehn Songs des gleichnamigen Albums auf allen gängigen Streaming-Plattformen abrufbar.