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Kölner SüdstadtBürgereingabe möchte Fläche am Kartäuserwall nach Marlis Bredehorst benennen

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Das Bild zeigt die Fläche am Straßenabschnitt „Kartäuserwall“.

Diese Fläche am Kartäuserwall hält die Stadtverwaltung jedoch für ungeeignet für die Namensgebung.

Mit der Würdigung der früheren Sozialdezernentin ist die Stadtverwaltung prinzipiell einverstanden, nur der Ort ist umstritten.

In der Südstadt soll eine Fläche am Kartäuserwall nahe der Severinstorburg nach Marlis Bredehorst benannt werden. Darum bittet ein Kreis von Freunden der früheren Kölner Sozialdezernentin in Form einer Bürgereingabe, die in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Innenstadt zur Diskussion stand. Die Stadtarbeitsgemeinschaft Queerpolitik unterstützt den Antrag.

Marlis Bredehorst BILD: RAKOCZY

Marlis Bredehorst

Nach Auffassung der Stadtverwaltung spricht prinzipiell nichts dagegen, Bredehorst mit einer Straßen- oder Platzbenennung zu würdigen. Doch sie hält die in Rede stehende Fläche, an der das „Café Ecco“ liegt, dafür nicht geeignet und schlägt als Alternative den etwa 30 Meter langen Abschnitt der Straße Kartäuserhof zwischen Kartäuserwall und Sachsenring vor. Dort gebe es keine Anlieger und Anliegerinnen, sodass bei einer Umbenennung „keine unzumutbaren Unannehmlichkeiten“ für Bürger und Bürgerinnen oder Firmen entstehen würden.

Über Würdigung von Marlis Bredehorst besteht Einigkeit

Darüber, dass Malis Bredehorst eine Würdigung verdient, herrscht allseits Einigkeit. Die Juristin und Soziologin, die 2003 Mitglied der Grünen wurde, war eine feministische, offen lesbische Politikerin und Verwaltungsfachfrau. Von 2003 an leitete sie sieben Jahre lang das Dezernat für Soziales, Gesundheit, Integration und Umwelt. Sie engagierte sich für zahlreiche Kölner Frauenprojekte und setzte sich für die queere Gemeinschaft ein, etwa indem sie die Beratungsstelle „Rubicon“ und das lesbisch-schwule Wohnprojekt „Villa anders“ unterstützte.

Das Bild zeigt den Straßenabschnitt „Kartäuserhof“.

Der Gegenvorschlag der Stadtverwaltung sieht den Kartäuserhof als Kandidaten für die Umbenennung vor.

„Ihre Verpartnerung mit der protestantischen Pfarrerin Eli Wolf und die gemeinsame Entscheidung zur Gründung einer Regenbogenfamilie waren vorbildlich für Diversität und den Kampf um gleiche Rechte“, heißt es in der Petition. Zu ihren weiteren Verdiensten gehöre, dass sie die Stelle eines Behindertenbeauftragten geschaffen und den Runden Tisch für Flüchtlingsfragen eingerichtet habe. Von 2010 bis 2013 war Bredehorst Staatssekretärin im NRW-Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter. Viele Jahre engagierte sie sich in der evangelischen Kirche. Sie starb im Oktober 2020.

Verwaltung lehnt den konkreten Vorschlag der Petition ab

Da die Fläche, die die Proportionen eines langgezogenen Dreiecks hat, östlich des Zugangs zum Haus Kartäuserwall 7-13 liege, gehe es nicht um eine Umbenennung, die die Bewohner „beeinträchtigen“ würde, sondern nur um eine Neubenennung, betonen die Antragsteller. Den nördlichen Rand des Platzes, wenn man ihn denn so nennen will, bildet ein großes Baumbeet. Die Auswahl des Orts begründen die Antragsteller damit, er liege im „Lebensumfeld“ von Marlis Bredehorst und ihrer Familie. Und er habe Bezüge zu ihren gesellschaftspolitischen Aktivitäten, zum Beispiel weil sich wenige Schritte entfernt das Kölner Lesben- und Schwulenzentrum „Schulz“ befand, aus dem das Künstlerhaus „Kat 18“ wurde.

Die Verwaltung lehnt den Vorschlag mit der Begründung ab, bei der Fläche mit dem Baumbeet handele es sich um „Straßenbegleitgrün“, das nach den Richtlinien des Stadtrates für die Neu- und Umbenennung von Straßen und Plätzen „nicht benannt wird“. Als weiteres Argument führte Bernd Kiefer vom Amt für Liegenschaften, Vermessung und Kataster in der BV-Sitzung an, man wolle den Namensbestandteil „-wall“ der Straßen, die – vom Severins- bis zum Thürmchenswall – parallel zur ehemaligen Stadtmauer verlaufen, ähnlich wie bei den „Ringen“ möglichst durchgehend erhalten und nicht an einer Stelle unterbrechen.

CDU-Fraktionschef Günter Leitner stimmte zu: Der „Wall“ habe eine solche Bedeutung in Köln, dass kein anderer Name, sei die betreffende Person auch noch so wichtig, hier „eingreifen“ dürfe. Er regte an, den Spielplatz Kartäuserwall nach Bredehorst zu benennen oder eine Plakette an ihrem Wohnhaus anzubringen. Grundsätzlich müsse man die „Invasion der Straßenbenennungen rückgängig machen“ und zu anderen Möglichkeiten der Ehrung kommen.

Ähnlich äußerte sich Tim Cremer, Fraktionsvorsitzender der SPD. Er unterstrich, Straßennamen dienten in erster Linie der Orientierung und nicht dem Gedenken. Im konkreten Fall sei die von den Petenten vorgeschlagene Fläche offenbar nicht die richtige. Die Bezirksvertreter beschlossen mit einer Gegenstimme, die von Bezirksbürgermeister Andreas Hupke kam, die Entscheidung in die nächste Wahlperiode zu verschieben und einen Ortstermin vorzuschalten.