Der Bürgerverein Eigelstein beobachtet zunehmend aggressive Radler. Nutzer der dortigen Fahrradstraße wehren sich gegen diese Wahrnehmung.
Debatte über EigelsteinRadfahrer wehren sich gegen Vorwürfe des Bürgervereins

Die Fahrradstraße am Eigelstein wird nach Aussagen des örtlichen Bürgervereins zum Gefahrenherd für Radfahrer und Fußgänger.
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Nachdem der Bericht über eine schwelende Aggression zwischen Radfahrern und Fußgängern in der öffentlichen Wahrnehmung unter anderem als einseitig und stigmatisierend kritisiert wurde, melden sich jetzt die Fahrradfahrer zu Wort. „Im Artikel wurden einseitige Schuldzuweisungen erhoben. Ich fahre oft über den Eigelstein und habe aggressive Verhaltensweisen, wie etwa Beschimpfungen oder zu hohes Tempo der Radfahrer noch nicht beobachtet. In der Regel ist das auch gar nicht möglich, weil dort häufig Fußgänger in Gruppen auf der Fahrbahn unterwegs sind. Andere überqueren die Straße, ohne nach links oder rechts zu schauen. Es kann doch nicht sein, dass ich mich als Radfahrerin dafür entschuldigen muss, eine Fahrradstraße zu benutzen“, erklärt eine Radlerin, die anonym bleiben möchte.
Das Problem liege vor allem an einem fehlenden Bewusstsein der Passanten für die Umwidmung der Strecke als Fahrradstraße, glaubt die Wege-Nutzerin und befürwortet eine verstärkte Vorort-Aufklärung seitens der Stadtverwaltung. „Ich bin heute wieder dort gefahren. Eine junge Frau wechselte die Straßenseite, ohne sich umzuschauen. Ich bremste ab und klingelte. Sie drehte sich mit den Worten um, ich müsse aufpassen, schließlich hätte ich keine Vorfahrt. Was soll man da sagen?“
„Die Straßenverkehrsordnung sieht auf einer Fahrradstraße keine flanierenden Fußgänger vor.
Josef Trimborn bewertet die Verlautbarungen der Repräsentanten des Bürgerverein Eigelstein als Stimmungsmache. „Wenn eine Straße auf beiden Seiten Fußwege/Bürgersteige vorweist, dann ist es schon sehr vermessen, die Radfahrer als Rüpel zu bezeichnen, bloß weil diese in ihrem zulässigen Tempo vorankommen wollen.“ Da die geschilderte Praxis am Eigelstein offenbar noch nicht zu einem nennenswerten Unfall geführt habe, spreche dies bei aller Empörung eher für die Radfahrer, so Trimborn, der nach eigenen Angaben in diesem Jahr schon mehr als 6.000 Kilometer mit dem Rad zurücklegt hat.
Eine weitere Radfahrerin bezieht sich in ihrer Stellungnahme schlicht auf die allgemeine Rechtslage: „Die Straßenverkehrsordnung sieht auf einer Fahrradstraße keine flanierenden Fußgänger vor,“ sagt Anja Berger. Es erfordere demnach Lösungen, ohne eine Gruppe Verkehrsteilnehmer zu stigmatisieren und eine andere zu armen Opfern zu machen. „Ich habe in großer Not schon Fußgängern ein lautes, panisches ‚Vorsicht!‘ entgegengebrüllt, um zu verhindern, dass sie mir ins Rad laufen. Begleitet von einem waghalsigen Ausweichmanöver und einer Notbremsung. Meine Stimme ist die letzte Option, meine ‚Auto-Hupe‘“, betont Berger. Die Grundforderung einer verstärkten gegenseitigen Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer wurde in den Bürgerbekundungen überwiegend geteilt, jedoch auch als „platte Floskel“ bezeichnet, die keine Lösung in der Sache mit sich bringe.

