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Kölner DauerbaustelleNächster schwerer Rückschlag für das Dom-Hotel

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt das eingerüstete Dom-Hotel, davor stehen Buden des Weihnachtsmarktes auf dem Roncalliplatz.

Seit 2013 ist das Dom-Hotel geschlossen, bis es eröffnet dauert nun nochmals länger als geplant.

John F. Kennedy oder Jimi Hendrix: Die Liste prominenter Gäste des Dom-Hotels ist lang. Doch seit fast einem Jahrzehnt ist es geschlossen – und das bleibt noch länger als geplant so.

Am Welterbe Kölner Dom, direkt in der Innenstadt, begann im Frühjahr 2013 die Sanierung des Dom-Hotels, eineinhalb Jahre hatten die Planer  angesetzt. Der Betrieb des Luxus-Hotels sollte weiterlaufen, im Herbst 2014 alles fertig sein. Doch daraus wurde nichts – Kölns prominenteste Baustelle am Dom besteht bis heute. Auch jetzt, fast zehn Jahre später, gilt: Es dauert mal wieder länger am Roncalliplatz, dort residiert das Dom-Hotel seit 1893.

Die Bayerische Versorgungskammer (BVK) als Besitzer bestätigte die Verzögerung dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, ein Sprecher teilte mit: „Die Eröffnung des Hotels ist für den Sommer 2024 geplant.“ Der Grund sind demnach Verzögerungen im Bauablauf, deshalb ist das Hotel frühestens im März 2024 fertig, danach muss es noch für den Betrieb vorbereitet werden.

Im vorigen Sommer hatte die BVK als Bauende Oktober/November 2023 angepeilt, die Eröffnung vier bis sechs Wochen danach vorgesehen, also rund um den Jahreswechsel. Nun dauert es rund sechs Monate länger, bis die Althoff-Gruppe das Fünf-Sterne-Plus-Hotel mit 130 Zimmern und Suiten eröffnen kann – wenn der Terminplan dieses Mal hält.

„Das Dom-Hotel ist ein Hotel in einer der zentralsten Lagen, die es gibt. Dass die Stadt es hinnimmt, dass der Bau elf Jahre dauert, ist eine Schande.“
Jürgen Sziegoleit, Ex-Hoteldirektor

Der frühere Hoteldirektor Jürgen Sziegoleit sagt zur Dauerbaustelle neben dem Welterbe: „Das Dom-Hotel ist ein Hotel in einer der zentralsten Lagen, die es gibt. Dass die Stadt es hinnimmt, dass der Bau elf Jahre dauert, ist eine Schande.“ Die Althoff-Gruppe wollte sich auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zur erneuten Verzögerung nicht äußern.

Das Dom-Hotel ist nicht irgendein Hotel. Laut BVK schliefen dort schon John F. Kennedy, Jimi Hendrix, Louis Armstrong und Kaiser Wilhelm II. Die Bar war nach Schauspieler Peter Ustinov benannt, der öfter zu Gast war.

In der Vergangenheit hatte die BVK angekündigt, einen langen Atem zu haben – den braucht sie auch. Zwischen dem Kauf im Jahr 2009 und der Fertigstellung 2024 liegen eineinhalb Jahrzehnte und viele, viele Millionen Euro (siehe Chronik am Ende des Textes). Das Unternehmen schweigt konstant zur Summe.

Aus der einst geplanten Sanierung im Betrieb hat sich seit 2013 ein Neubau hinter der denkmalgeschützten Fassade samt Treppenhaus entwickelt. Denn das Hotel war nach dem Zweiten Weltkrieg mit allem wieder aufgebaut worden war, was gerade verfügbar war. Das führte zu massiven Sicherheitsproblemen, als Bauarbeiter das Haus entkernt hatten und die Bausubstanz sahen. Projektsteuer Turadj Zarinfar hatte 2017 sogar von „Lebensgefahr“ gesprochen. Also einigte die BVK sich mit der Stadt auf den Neubau hinter der Fassade, 2018 begann der Abbruch.

Die erneute Verzögerung nimmt ein klein wenig den Druck von der Stadt, sie muss die städtische Tiefgarage unter der Domplatte sanieren, auch Gäste des Dom-Hotels nutzen sie. Die Schäden waren schon 2016 aufgefallen, passiert war aber zunächst wenig – und jetzt muss es flott gehen, die Tiefgarage möglichst fertig sein, wenn das Hotel eröffnet. Der Stadtrat hat die Sanierung dieses Jahr beschlossen.

Laut Stadtverwaltung sind die Vorbereitungen zur Teilsanierung seit Herbst abgeschlossen. Aktuell sucht die Stadt Firmen für die Arbeiten, sie sollen im März loslegen.

Das Dom-Hotel ist eines von drei neuen Häusern zwischen Wallraf- und Roncalliplatz, die BVK bezeichnet das Bauvorhaben deshalb als Dom-Carré. An der Straße „Am Hof“ hat sie ein Geschäftshaus gebaut. Und am Wallrafplatz entsteht ebenfalls ein Haus, in dem Hotelgäste schlafen können.

Wenn das Dom-Hotel fertig ist, werden die Gäste aus dem Hotel auf die nächsten Baustellen schauen: Unter anderem das Römisch-Germanische Museumwird saniert, das Museum Ludwig samt Philharmonie ebenfalls und die neue „Historische Mitte“ samt Kölnischem Stadtmuseum wird gebaut, wenn der Stadtrat 2023 zustimmt. Das gilt als sicher.

Chronik: 2003: Die Renovierung für rund neun Millionen Euro ist beendet 2009: Die Bayerische Versorgungskammer kauft das Dom-Carré samt des Dom-Hotels

2013: Die im Betrieb geplante Sanierung ist nicht möglich, das Haus schließt. Die Althoff-Gruppe (Grandhotel Schloss Bensberg) kündigt an, als Betreiber zu fungieren 2014: Ein Wettbewerb entscheidet: Das Hotel bekommt ein Dachgeschoss für die Gastronomie

2015: Der Kölner Immobilienentwickler Lammerting steigt als, die BVK will selbst umbauen 2017: Die Sanierung reicht nicht aus, nur Fassade und Treppenhaus bleiben stehen, der Rest wird neu gebaut.

2020: Grundsteinlegung. Die BVK geht von einer Fertigstellung im Winter 2022/2023 aus 2022: Althoff präsentiert erste Bilder, wie die Zimmer aussehen sollen

2024: Fertigstellung und Eröffnung (Stand jetzt)

Anmerkung: In einer vorherigen Version des Artikels hatten wir geschrieben, dass der Luxus-Modehersteller Hermès schon in einem Haus des Dom-Carrés verkauft. Das stimmt nicht. Er ist dort mittlerweile ausgezogen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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