„Die Lage wird immer dramatischer“Bahnhofsmission Köln wegen steigender Armut besorgt

Lesezeit 2 Minuten

Immer mehr Menschen in Deutschland leben in Armut. Die Bahnhofsmission hilft bedürftigen Kölnerinnen und Kölnern.

Die Armut in Deutschland wächst. Das belegen nicht nur die Zahlen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, sondern das stellen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kölner Bahnhofsmission fest. Im Video begleiten wir die Bahnhofsmission bei einem Rundgang durch den Kölner Hauptbahnhof.

War der Paritätische Wohlfahrtsverband im vergangenen Juni noch von einer Armutsquote von 16,6 Prozent in Deutschland ausgegangen, hat er die Zahl jetzt um 0,3 Prozentpunkte nach oben korrigiert. In seinem überarbeiteten Armutsbericht 2022 teilt der Paritätische mit, dass 2021 14,1 Millionen Bundesbürger von Armut betroffen waren. Das sind 840.000 Menschen mehr als vor der Pandemie.

Deutlich mehr Menschen von Armut betroffen als vor der Pandemie

Auch die Zahl der armutsleidenden Kinder musste der Paritätische in seinem neuen Bericht noch einmal hochschrauben: von 20,8 auf 21,3 Prozent. Die Armutsquote bei den Alleinerziehenden betrug 2021 42,3 Prozent. In Bremen (28,2 %), Berlin (20,1 %) und Nordrhein-Westfalen (19,2 %) leben die meisten von Armut betroffenen Menschen.

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, forderte aufgrund des Anstiegs der Armutsquote erst kürzlich ein erneutes bundesweites Entlastungspaket. „In unseren schlimmsten Träumen hätten wir nicht daran gedacht, dass es nun noch einmal nach oben geht“, kommentierte er die neuen Zahlen.

Bahnhofsmission ist ein Hilfsangebot am Kölner Hauptbahnhof

Auch Ann Christin Frauenkron, Hauptamtliche Leiterin der Bahnhofsmission Köln, hält diese Entwicklung für „definitiv besorgniserregend“. Mit ihrem Team aus rund 70 Ehrenamtlern und vier hauptamtlichen Mitarbeitern leitet sie Menschen, die in Notlagen sind, an entsprechende Hilfsangebote in Köln weiter.

Die Bahnhofsmission bietet einen Schutzraum und möchte Ansprechpartner für diese Hilfsbedürftigen sein. Das Angebot richtet sich konkret an Wohnungslose, Geflüchtete, sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, Behinderte, überschuldete und suchtkranke Menschen.

An Gleis 1 am Kölner Hauptbahnhof bietet die Bahnhofsmission täglich von 8 bis 18 Uhr Heißgetränke und persönliche Gespräche an. Letzteres sei aber oftmals gar nicht so einfach, weil sich viele schwer täten, über ihre Notlage zu sprechen, berichtet Frauenkorn.

Die Lage wird immer dramatischer.
Ann Christin Frauenkron, Bahnhofsmission Köln

„Es gibt immer mehr Menschen, die stark belastet sind und psychische Erkrankungen haben.“ Die Situation habe sich durch die Corona-Pandemie noch einmal verschlimmert. Ihr sei wichtig, dass auf diese Tatsache geachtet werde. „Die Lage wird immer dramatischer. Das treibt uns sehr um.“

Träger der Bahnhofsmission sind In Via Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Köln und das Diakonische Werk des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region.

KStA abonnieren