In der Badewanne oder zwischen BüchernKünstler performen an kuriosen Orten in Köln

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Sara Blasco tanzt in der Badewanne. 

Köln-Innenstadt – Eine Badewanne inmitten von Design-Stühlen, Glastischen und  Leuchtobjekten. Daraus hervor schlängelt sich ein Bein, das zögernd den Raum erkundet. Eine Hand tastet suchend über den weißen Emaille-Rand – der Körper formt sich. Ein lächelndes Gesicht erscheint. Unter den Blicken aus erstaunten Augenpaaren steigt Sara Blasco Gutiérrez aus den Tiefen ihrer ungewöhnlichen Bühne.

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Sara Blasco Gutiérrez tanzt in einer Badewanne.

Die Tänzerin wird in den nächsten Minuten 13 Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule Innenstadt (IGIS) mit ihrer Choreographie zu traumartigen Soundsequenzen in den Bann ziehen.

Projekt der Offenen Jazz Haus Schule 

Ort des Geschehens ist der Möbel-Laden Boucherie unweit der Mauritiuskirche. Die unkonventionelle Aufführung war Teil des Projekts „SPEM – Schulprofil Populäre und Experimentelle Musik“ der Offenen Jazz Haus Schule (OJHS) und der IGIS.

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Schließlich tanzt Blasco mit einer Sechstklässlerin. 

Eine Performance-Tour führte dabei rund 100 Sechstklässlerinnen und -klässler in mehreren Gruppen zu verschiedenen Stätten sowie Künstlerinnen und Künstlern, die Ausschnitte aus ihrem Repertoire boten. Neben dem Tanz stand die Live-Musik im Vordergrund der Aktivitäten. Als Locations dienten unter anderem die Stadtbibliothek, der Plattenladen a-Musik, die Wolkenburg und die Jazz Kneipe Metronom in der Weyerstraße.

Projekt wird von der Stadt gefördert

Im Konzept des 2019 gegründeten und von der Stadt geförderten Projekts ist der Leitgedanke „Musik für alle“ fest verankert, der unabhängig von persönlichen und sozioökonomischen Voraussetzungen gelten soll. Die Auftritte werden dabei mit Dozentinnen und Dozenten der OJHS besetzt. Nach einer Corona-bedingten Absage im vergangenen Jahr erfolgten nun erstmals Auftritte vor Publikum. „Wenn wir etwas vermitteln wollen, so ist es Offenheit, so, wie es auch schon in unserem Namen steht“, erklärt Joscha Oetz von der Offenen Jazz Haus Schule. Die Auseinandersetzung mit der Kunst ermögliche die Persönlichkeitsbildung bei jungen Menschen, zudem böte das Projekt Auftrittsmöglichkeiten für Künstlerinnen und Künstler, so der Jazzmusiker.

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Der ungewöhnliche Unterricht abseits des vertrauten Klassenraums schien bei den Kids anzukommen: „Ich fand’s krass, wie man so viel in einer so kurzen Zeit zeigen kann. Die Tänzerin hat das perfekt gemacht. Es war echt schön, dabei zuzuschauen“, offenbarte Paul (11) seine Begeisterung. „Sie hat viele Gefühle ausgedrückt. Ich konnte zum Beispiel ihre Fröhlichkeit wirklich spüren. Mit ihr dann auch noch zu tanzen war total cool“, berichtete Ella (11).

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Etienne Nillesen an der präparierten Snare (l.) und Sopransaxofonist Salim Javaid improvisierten in der Stadtbibliothek.

An anderer Stätte erhielten die Konzertspaziergängerinnen und -gänger eine Kostprobe avantgardistischer Kompositionen: In der Musikabteilung der Stadtbibliothek improvisierten Salim Javaid und Etienne Nillesen am Sopransaxofon sowie an der Präparierten Snare (Schlagzeug). Die etablierten Künstler präsentierten vor den Besucherinnen und Besuchern unter dem Slogan „Concentric Circles“ eine Klang-Collage mit kreisenden Motiven.

Nicht vergleichbar mit den aktuellen Charts-Hits ließen sich die Zuhörerinnen und Zuhörer dennoch auf die progressive Sound-Reise ein: „Ich fands krass, was er mit der Trommel an Tönen erzeugt hat. Das ist zwar keine Musik, die ich mir zuhause anhören würde, aber es war trotzdem cool, so etwas mal zu hören“, zeigte sich Sechstklässlerin Juli beeindruckt. Mitschülerin Larina zollte den Musikern ihren Respekt: „Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, wie man Kreise musikalisch umsetzt. Das war ziemlich interessant. Ich höre aber lieber Sachen mit Gesang, aber nur, wenn es kein Assi-Rap ist“, betont die Elfjährige.

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