Ärger um Grill-RestaurantsAnwohner in Köln kämpfen gegen Rauchbelästigung

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Die vielen Döner-Restaurants in der Weidengasse entwickeln sehr viel Rauch. 

Innenstadt – Der Konflikt zwischen Anwohnern und Grillrestaurantbetreibern in und ringsum die Weidengasse kann mittelfristig nicht per Gesetz gelöst werden. Weder die Landesregierung, die im vorigen Sommer auf Anfrage von Landtagsabgeordneten der Grünen Stellung nahm, noch die Stadt sehen dafür eine rechtssichere Grundlage. Der Bürgerverein Kölner Eigelstein hatte jüngst per Eingabe ein räumlich begrenztes Verbot gefordert, zumindest für die Genehmigung neuer Restaurants mit Holzkohlegrills.

Anwohner der Weidengasse fordern einen Ausgleich

Ohne Erfolg: Die Stadt habe keine Handhabe. „Die Anlagen sind legal. Wir können sie nicht stilllegen“, sagt Ulrich Höver, Leiter der zuständigen Bezirksverwaltung. Doch die Bürger wollen nicht aufgeben. Sie hoffen auf einen Kompromiss, mit dem alle leben können. „Wir sind für die kulinarische Vielfalt. Wir wollen einen Ausgleich“, sagt Burkhard Wennemar vom Bürgerverein.

Schon lange klagen die Anwohner über die Abgase in der von türkischen Restaurants gesäumten Straße. Bis zu 200.000 Partikel pro Kubikzentimeter haben die Ehrenamtler des Bürgervereins nach eigenen Angaben mit Messgeräten in der Luft bestimmt. „Das schädigt die DNA und ist gefährlich für Schwangere“, sagte Vorstandsmitglied Ruth Wennemar in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt, die die Eingabe diskutierten. Die Bezirksvertreter beauftragten die Verwaltung, andere Optionen abzuwägen, unter anderem den „Austausch mit anderen Kommunen, beispielsweise Mannheim“ zu suchen.

Vorbild aus Mannheim macht Anwohnern Hoffnung

Hoffnung machen allen Beteiligten nämlich die Erkenntnisse aus einem gemeinsamen Besuch in Mannheim. Dort betreibt Yilmaz Akilmak mit drei Partnern das Restaurant „Lale“. Auch seine Kunden schätzen den Geschmack, den die heiße Holzkohle den Spießen, Broten und Filets verleiht. Er ist bundesweit einer von nur rund einem Dutzend Grill-Betreibern, die eine Filtertechnik aus der Türkei einsetzen. Seit fast zehn Jahren gebe es in der Nachbarschaft Streit um die Abgase, sagt Akilmak. Seit sie das Restaurant vor fünf Jahren eröffnet haben, seien sie auf der Suche nach einer Lösung.

Ein halbes Jahr nun läuft die vierstufige Filteranlage über dem Grill, die Rußpartikel, Fett und Gerüche aus der Luft abscheidet. Die Reinigung übernehmen seine Mitarbeiter selbst. Fettlöser und heißes Wasser: mehr sei nicht nötig. Die Anschaffungskosten beziffert er auf bis zu 35.000 Euro. „Das muss man natürlich langfristig kalkulieren“, sagt er.

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Stadt Mannheim prüft Luftwerte

Mitarbeiter der Stadt Mannheim hätten vor kurzem die Luftqualität in der Umgebung seines Restaurants gemessen. Noch warten sie auf die Ergebnisse. Zeigt sich eine Besserung, soll die Anlage für alle Restaurants in der Umgebung verpflichtend werden. Am Kölner Eigelstein warten sie mit. Die geltenden gesetzlichen Vorgaben für solche Anlagen schreiben vor, dass die Betreiber die Abluft nach dem „Stand der Technik“ behandeln müssen. Bringt der Filter in Mannheim, so die Hoffnung des Bürgervereins, eine messbare Verbesserung, dürfte er als der aktuelle Stand des technisch Möglichen gelten und auch hier, ein Stück rheinabwärts, verpflichtend vorgeschrieben werden.

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