„Jetzt ist der Krater noch größer“Immer mehr Schlagloch-Fallen in Köln – Stadt kommt kaum hinterher

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Schlaglöcher auf der Kerpener Straße.

Zahlreiche Schlaglöcher sind derzeit im Stadtgebiet zu sehen, wie hier auf der Kerpener Straße.

Nach Minus-Temperaturen im Winter treten seit Wochen immer mehr Schlaglöcher auf. Die Stadt Köln ist im Dauereinsatz.

Sieht man sie zu spät oder kann ihnen nicht ausweichen, wird das Auto gehörig durchgerüttelt. Schlimmstenfalls sind kaputte Reifen, verbogene Spurstangen oder Risse in der Ölwanne die Folge. Für Fahrradfahrende stellen Schlaglöcher eine noch größere Gefahr dar – Stürze können lebensgefährlich enden.

Wie viele Schlaglöcher sich derzeit auf Kölns Straßen auftun, kann nur gemutmaßt werden. Die Stadt hat keine Zahlen dazu vorliegen, da hierzu keine Statistik geführt werde, wie eine Sprecherin der Stadt mitteilt. Fakt jedoch ist, dass es mehr sind als in den milden Wintern zuvor. Nicht wenige Straßen wirken gerade nach den Frostmonaten so löchrig wie ein Schweizer Käse.

Mehr Schlaglöcher in Köln als in den Vorjahren

Daher sind die Mitarbeitenden des städtischen Bauhofs derzeit in voller Personalstärke unterwegs, um die Straßenschäden zu beseitigen. Um der städtischen Verkehrssicherheitspflicht nachzukommen, sind im gewöhnlichen Dienstalltag 35 Einsatzkräfte beauftragt. Doch das reicht nicht aus, wie die Kommune auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärt.

Demnach sind zusätzlich externe Firmen im Auftrag der Stadt Köln im Einsatz, um das Schadensaufkommen der Straßen-, Geh- und Radwege in den Griff zu bekommen. Aufgrund der Schadensfülle sind die externen Firmen mittlerweile ganzjährig im Auftrag der Stadt Köln im Einsatz. „Die Beseitigung der Schäden wird über das laufende Jahr andauern“, sagt die Sprecherin. Größere Beeinträchtigungen würden in der Abteilung „Straßenbau“ des Amtes für Straßen und Radwegebau bearbeitet und in die Planungen zur großflächigen Sanierung mit einbezogen.

Schlagloch auf der Innere Kanalstraße

Unfallgefahr: ein Schlagloch auf der Innere Kanalstraße.

Wie viele Löcher pro Tag auf dem 2.800 Kilometer umfassenden Kölner Straßennetz durchschnittlich „geflickt“ werden, kann die Stadt nicht beantworten. Ebenso wird nicht erhoben, wie viele täglich gemeldet werden. Seit Jahren gibt es die sogenannte Schlagloch-Hotline. Unter der Rufnummer 0221 / 221-38141 können montags bis donnerstags von 7 bis 16 Uhr, freitags von 7 bis 12 Uhr Beschädigungen auch auf Geh- oder Radwegen gemeldet werden.

Stadt Köln: Hotline für Schlaglöcher

Hinweise nimmt die Stadt auch online über die Anwendung „Sag's uns“ entgegen. Allein am Donnerstagvormittag fanden sich hier zahlreiche Meldungen über Schlaglöcher. Unter anderem wurde „ein Riesenloch“, an der Inneren Kanalstraße, Ecke Weinsbergstraße gemeldet. „Die Stelle war vor ein paar Tagen ausgebessert worden. Jetzt ist der Krater noch größer. Selbst mit unserem Offroadwagen war das nicht ohne.“

Ab wann ein Schlagloch als Gefahr für die Verkehrssicherheit gilt, könne pauschal nicht beantwortet werden, heißt es seitens der Stadt. „Schäden, die eine akute Unfallgefahr darstellen, werden unmittelbar beseitigt beziehungsweise abgesichert“, sagt die Sprecherin. Bei sich entwickelnden Schäden, die unter Straßeninstandsetzungs- und -unterhaltungsmaßnahmen fallen, bestehe keine unmittelbare Gefahr. „Solche Schwachstellen werden verstärkt beobachtet und mittelfristig beseitigt. Schönheitsreparaturen werden umgesetzt, wenn die personellen Kapazitäten dies ermöglichen.“

Schlaglochschäden am Auto oder Motorrad übernimmt nur eine Vollkaskoversicherung. Wenn die Löcher gut erkennbar waren, mit einem Schild davor gewarnt wurde oder eine angeordnete Geschwindigkeitsbeschränkung nicht eingehalten wurde, kann der Schadensersatzanspruch gekürzt werden oder ganz entfallen, heißt es beim ADAC.

Auch dürften Verkehrsteilnehmer nicht generell davon ausgehen, dass der Fahrbahnbelag keine Schäden aufweist. Bei juristischen Auseinandersetzungen berief sich die Stadt Köln in der Vergangenheit mehrfach auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs vom 10. Juli 1980 (Aktenzeichen: III 58/79): Demnach ist eine Verkehrssicherungsverletzung der Kommune nicht erkennbar, wenn bei Einhaltung des Sichtfahrgebotes und aufmerksamer Fahrweise das Schlagloch erkannt und hätte umfahren werden können.


So entsteht ein Schlagloch: Die kleinen Krater entstehen zumeist als Folge von Frost- und Tauwetter: Niedrige Temperaturen und die hohe Frequenz von schweren Fahrzeugen verursachen kleine Risse im Straßenbelag. Wasser dringt in diese Risse ein, das sich bei Kälte ausdehnt und gefriert. Dadurch wird der Asphalt angehoben. Taut das Eis, bleiben Wasserlachen unter der Fahrbahndecke zurück. Über dem aufgeweichten Untergrund bricht die Decke schließlich unter dem Gewicht der Fahrzeuge ein und zerbröselt.

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