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Deutsch-Ukrainisches Festival in KölnKünstler trotzen dem Krieg mit Kunst als Zufluchtsort

2 min
Zum Festival gehören neben szenischen Lesungen, Filmdokumentationen und Ausstellungen auch Musikperformances.

Zum Festival gehören neben szenischen Lesungen, Filmdokumentationen und Ausstellungen auch Musikperformances.

Ukrainische und deutsche Künstler erkunden mit dem Blau-Gelben Kreuz in den Untergründen der Innenstadt Kunst als Schutz- und Zufluchtsort.

Das Tageslicht zeigt die Verheerungen: Trümmer, Leichen, Leid. Der Pate des Kriegsalltags in der Ukraine heißt Tod. Die Welt nimmt vor dem Monitor Anteil. Wo der Humanismus Großmachtfantasien unterliegt, bleiben Utopien für eine Zukunft in Frieden. Diese Visionen werden nicht von der Politik und deren Entscheidungsträgern genährt, sondern vor allem von der Kunst, die neue Visionen in Bildnissen oder Klängen erschafft.

Festival-Co-Leiter André Erlen möchte ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform für Lebensperspektiven bieten.

Festival-Co-Leiter André Erlen möchte ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform für Lebensperspektiven bieten.

Mit der dritten Auflage des Deutsch-Ukrainischen Festivals der Künste offenbaren 40 Künstlerinnen und Künstler, dass sich der Lebenswille nicht von Armeen besiegen lässt. Nach dem Auftakt im Kolumba-Museum und den letztjährigen Darbietungen in der Comedia suchen die Initiatoren nun Untergründe auf, um sich dem Publikum mit Malereien, szenischen Lesungen, filmischen Dokumentationen sowie Musikproduktionen zu präsentieren. Damit verweisen die Organisationen auf die Thematik „Schutzräume“, in denen die Künstler ausweichen, um dem Terror aus der Luft und auf den Straßen standzuhalten. Zwischen dem 23. und 25. Oktober werden die Kellerräume der TanzFaktur Köln, der Kronleuchtersaal der städtischen Kanalisation und der Santa Clara-Keller zu einer Zufluchtsstätte des Widerstands gegen Despotismus und Tyrannei.

Wir wollen auch Geschichten jenseits des Krieges zeigen.
André Erlen

Auch, wenn es sich befremdlich anhöre, werde man feiern, denn die Kunst sei vital und wehrhaft, sagt Festival-Mitorganisator André Erlen. „Die Künstlerinnen und Künstler möchten nicht, dass ihr Leben nur noch von der Zerstörung bestimmt wird. Wir wollen deshalb auch Geschichten jenseits des Krieges zeigen und neben dem Verlust der Hoffnung Raum geben“, erklärt der Künstlerische Co-Leiter des Projekts. Zum Programm gehören unter anderem die multimediale Ausstellung „Der Fluss heulte wie ein verwundetes Biest“ über die „Kultivierung“ des Dnipro und die Kolonialisierung der Natur.

Zudem ist die Dokumentation „Militantropos“ zu sehen, die bei den Filmfestspielen von Cannes und im Rahmen des Filmfests München 2025 aufgeführt wurde. Darin wird die Veränderung von Menschen, die den Krieg als bare Lebensrealität annehmen, thematisiert. Mit „Songlines of Ukraine: Die Entdeckung des multikulturellen Bessarabiens“ erwartet die Besucher ein elektroakustisches Konzert, das zwischen experimentellen und traditionellen Klängen variiert. Die Lesung „Theater, das ich machen würde, wenn ich jetzt nicht an der Front wäre“ offenbart Gedanken von Theaterschaffenden in der ukrainischen Armee. Die Veranstaltungsreihe wird vom Verein Blau-Gelbes Kreuz initiiert, der seit 2014 humanitäre Hilfen für die Menschen in der Ukraine leistet.


„Immer wieder Aufbruch“, Deutsch-Ukrainisches Festival der Künste #3, Verein Blau-Gelbes-Kreuz, 23. bis 25. Oktober, TanzFaktur Köln (Siegburger Straße 233W), Kronleuchtersaal (Ecke Theodor-Heuss-Ring/Clever Straße), Santa Clara-Keller (Am Römerturm 3), Eintritt frei, www.bgk-verein.de