Kölner FriesenviertelDer Umbau des Gerling-Quartiers ist im Zeitplan – Hauptmieter ab 2025 steht fest

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Der Rohbau steht: Blick vom „25 hours“-Hotel auf einen Rohbau der „Gerling Gardens“.

Der Rohbau steht: Blick vom „25 hours“-Hotel auf einen Rohbau der „Gerling Gardens“.

Im Gerling-Quartier sollen historische Bauten mit neuem Leben gefüllt werden. Der Bau ist im Plan: Bis 2025 sollen auch die „Gerling Gardens“ stehen.

Mitten im Kölner Friesenviertel ist ein gesamter Straßenzug in beigegraue Abdeckungen gehüllt. Um das „25 hours“-Hotel, dessen marmorfarbene Fassade sich wie gewollt in die Baustellenabdeckungen fügt, wird das Gerling-Quartier grundlegend saniert. In wenigen Monaten soll es hier anders aussehen. Am Mittwoch feierten die Bauunternehmen nun das Richtfest für den Rohbau der „Gerling Garden“-Gebäudekomplexe, in die schon in der ersten Jahreshälfte 2025 die ersten Mieter ziehen sollen.

Die Kölner Proximus Real Estate AG und die Quantum Immobilien AG aus Hamburg bleiben somit im zuletzt vorgelegten Zeitplan. Ein durchaus bemerkenswerter Vorgang, denn an vielen Stellen in der Stadt ruhen die Baustellen, die schwierige Lage der Bau- und Immobilienwirtschaft nach Pandemie und Beginn des Ukraine-Kriegs macht sich auch in Köln deutlich bemerkbar. Die Zahl der neuen Projekte sinkt erheblich, mit der Gerchgroup hat der Eigentümer des Laurenz Carré direkt vor dem Dom zuletzt Insolvenz angemeldet.

Katholische KZVK wird Hauptmieter in den Gerling Gardens

Keine anderthalb Kilometer in Richtung Westen präsentieren die Brüder Michael und Florian Kunz, beide im Proximus-Vorstand, stolz den Status quo ihres Großprojekts. Michael Kunz sagte in seiner Rede, es sei in der aktuellen Lage „nicht mehr der Normalfall, dass wirklich zu Ende gebaut wird“. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber erklärte Kunz, dass im gesamten Quartier, das auch das „25 hours“-Hotel umfasst, insgesamt 80 Prozent der Flächen bereits vermietet seien. Rund 10.000 Quadratmeter sollen an die Katholische Zusatzversorgungskasse des Verbandes der Diözesen (KZVK) gehen. Die KZVK regelt die Altersversorgung für Menschen, die bei der Kirche angestellt sind, und hat ihren Sitz bereits in Köln.

Rund 6.000 Quadratmeter sind bislang nach Angaben von Kunz noch frei. Er lobte die Handwerker vor Ort als „wichtigsten Teil des Projekts. Ohne die Leute, die hier tagtäglich arbeiten, würde es nicht funktionieren.“ Am Buffet kamen die Handwerker mit wichtigen Vertretern der Kölner Immobilienwirtschaft und der Stadtspitze zusammen. Klimadezernent William Wolfgramm und Stadtentwicklungsdezernent Andree Haack waren vor Ort, Bürgermeister Andreas Wolter (Grüne) hielt stellvertretend für Oberbürgermeisterin Henriette Reker eine Rede.

Historisches Erbe: „Neue Maßstäbe in der Nachkriegsarchitektur“

„Die Gerling-Versicherung hat hier neue Maßstäbe in der Nachkriegsarchitektur gesetzt“, so Wolter über die Historie des Geländes, das jahrzehntelang in der Hand des Gerling-Konzerns lag. Dieser ist 2006 vom hannoverschen Talanx-Konzern aufgekauft worden. Wolter sagte, es sei „ein Glücksfall für die Kölner Stadtentwicklung, dass das historische Ensemble erhalten bleibt. Die Gerling-Architektur lässt sich weiterhin mühelos erkennen.“

Zu einem sorgfältigen Umgang mit dem historischen Erbe sind die Eigentümer allerdings auch verpflichtet: Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Seit 2006 geriet das Gelände immer wieder in neue Hände, zuletzt verkaufte sie die Immofinanz-Group an die beiden nun aktiven Unternehmen. Proximus und Quantum wollen das Projekt nun zu Ende bringen. Versehen mit einem neuen Rohbau und grünen Dächern soll das Quartier zu einem Mix aus Büros, Einzelhandel, Hotel und Gastronomie umfunktioniert werden, zu einem Schmuckstück der Innenstadt. Die ersten Pläne hierzu stammen vom Kölner Architekturbüro Kister Scheithauer Gross.

Das weist dem Gereonshof eine besondere Bedeutung im neu gestalteten Gerling-Quartier zu. Zuletzt sorgte der Hof im Jahr 2020 für Aufregung, als ein Sicherheitsdienst Personen, die den Platz zum Verweilen nutzten, vertrieben hatte. „Für das Gerling Quartier war der zentrale Gereonshof ein wichtiger Bestandteil der Vision eines neuen Stadtquartiers“, heißt es in der Planung der Architekten: „Als Herzstück des gesamten Ensembles diente er früher ausschließlich repräsentativen Zwecken und war durch die umliegende Büronutzung und die Durchgangsstraße kaum belebt. Bauherr und Architekt erkannten in dem ungenutzten Potenzial dieses Platzes die darin schlummernde urbane Qualität als Kern des neuen Ortes.“ Die Idee: ein mediteraner, lebendiger Platz nach dem Vorbild der Piazza Navone in Rom. Straßencafé und Restaurant sollen um den vorhandenen Brunnen herum auch die Wohnungen aufwerten. In wenigen Monaten wird zu sehen sein, was aus den Planungen im Inneren des Friesenviertels geworden ist.

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