Allen Mietern gekündigtPassage am Kölner Heumarkt wird umgebaut

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Wo heute noch die Passage ist, könnte nach der Renovierung ein Café der Aidshilfe entstehen.

Wo heute noch die Passage ist, könnte nach der Renovierung ein Café der Aidshilfe entstehen.

Köln-Innenstadt – Die Kölner Aidshilfe will nach mehr als 30 Jahren seine Hauptzentrale an der Beethovenstraße aufgeben und an die Pipinstraße 7 ziehen. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagte Sprecher Erik Sauer. Daher plane man mit 32 festen Mitarbeitern und zahlreichen freien Helfern an den Heumarkt zu wechseln. Der neue Sitz wäre zudem barrierefrei, was das Domizil an der Beethovenstraße nicht ist – es kann kein Aufzug in die Anlage eingebaut werden. Derzeit handelt es sich nur um Planungen. „Unterschrieben ist aber noch nichts“, so Sauer.

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Werde sich die Aidshilfe mit dem Vermieter, der GAG, einig, könnte im Erdgeschoss ein Café für die Klienten entstehen, das auch einen Mittagstisch umfassen würde. Auf drei weiteren Etagen könnten unter anderem das Frauen- und Familienzentrum, die Beratungsangebote sowie der Checkpoint, in dem unter anderem HIV-Tests durchgeführt werden, untergebracht werden. Letzterer hatte seinen Standort bereits zuvor an der Pipinstraße und ist in dieser Woche für die Zeit der Umbaumaßnahmen an die Beethovenstraße gezogen.

Die GAG will das Haus aus den 1950er Jahren, in dem sich auch eine Ladenpassage befindet, modernisieren lassen.

Brand- und Lärmschutz seien in die Jahre gekommen und müssten dringend modernisiert werden, sagt Sprecher Jörg Fleischer. „Das ganze Gebäude befindet sich technisch in keinem guten Zustand.“ Die Büros verfügten nur über einfache Fensterscheiben, die Haustechnik sei veraltet und um einen zweiten Fluchtweg zu schaffen, musste am Gebäude eine Feuerleiter angebracht werden.

Die GAG will mit den Baumaßnahmen Anfang 2019 beginnen, die Arbeiten sollen binnen 18 Monaten abgeschlossen sein. In dieser Zeit werde das Gebäude völlig entkernt, die Ladenpassage werde aufgelöst. Ob die Aidshilfe tatsächlich in die neuen Räume einzieht, ließ Fleischer offen. „Das will ich nicht kommentieren.“

Clarissa Schröpfer-Fischer, Inhaberin Fußpflege

Clarissa Schröpfer-Fischer, Inhaberin Fußpflege

Klar ist aber, dass mehrere Geschäftsleute, die kleine Läden in der Passage betreiben, Anfang kommenden Jahres schließen müssen. Am Mittwoch habe Kioskbesitzer Mo Pour (57) die schlechte Nachricht erhalten und ist konsterniert: Seit 17 Jahren betreibt er seinen Laden am Heumarkt, hat nach eigenen Angaben 60.000 Euro in das Geschäft gesteckt. „Ich habe als Taxifahrer gearbeitet, in der Gastronomie. Ich habe gearbeitet und gearbeitet – und nun ist alles weg.“

Buchhandlung und Fußpflege-Salon müssen weichen

Ähnlich geht es drei weiteren Mietern. Kristina Moeller, die einen Kosmetik-Salon an der Pippinstraße 7 hat, sagt: „Die Nachricht hat mich traurig gemacht und ist schwierig für mich und meine Familie.“ Weichen müssen auch ein Fußpflege-Salon sowie ein Buchhandlung, die Karl Noswitz führt. „Wenn es eine der letzten christlichen Buchhandlungen nicht mehr geben würde, wäre die Vielfalt Kölns um eine bereichernde Facette ärmer“, schreibt er per E-Mail. Einen Umzug könne er sich nicht leisten.

Mo Pour betreibt seit 17 Jahren einen Kiosk in der Passage.

Mo Pour betreibt seit 17 Jahren einen Kiosk in der Passage.

Die Ladenbesitzer monieren, dass die Passage aus den 50er Jahren geschlossen werden soll. „Das schützenswerte Flair der Passage aus der Petticoat-Zeit geht verloren“, so Noswitz. Die GAG teilte mit, dass lediglich die Hausfassade unter Denkmalschutz stehe und alle Arbeiten im Einvernehmen mit dem Denkmalschutz getroffen würden. Die Stadt bestätigte, dass die Arbeiten mit dem Stadtkonservator abgesprochen seien.

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