Fehlendes DetailStiftung startet Kunstexperiment in der Südstadt – diese Ausstellung funktioniert anders als gewöhnlich

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Ein Holzobjekt, das mit Bindfäden an einem Nagel befestigt ist, steht in einem Ausstellungsraum.

Die Betrachter finden an den Arbeiten keine Namen und technischen Daten.104 Werke sind in der Michael Horbach Stiftung zu sehen.

Die Michael Horbach Stiftung präsentiert Werke aus den Bereichen Malerei, Fotografie und Objektkunst und verzichtet dabei auf ein besonderes Detail.

Die Kunst braucht ihre Meister, doch nicht selten überstrahlen deren Attribute das geschaffene Objekt. Jene Visitenkarten inklusive der Beschreibungen des Ausstellungsstücks werden von den Betrachtern oftmals intensiver studiert als das Kunstwerk selbst. In der aktuellen Werkschau „Mosaic“ verzichtet Kuratorin Pari Moradi auf derartige Beigaben und lenkt den Fokus explizit auf die Reflexion von Farben, Formen, Figuren und Szenarien.

Ebenso viele Persönlichkeiten wie Exponate folgten dem Aufruf der Stiftung zur Teilhabe am Experiment, das vertiefte Einsichten in den Mikrokosmos der bildenden Kunst ermöglichen soll. Nicht die technischen Daten, sondern die jeweilige Darstellung gilt es, aufmerksam zu lesen. Im Falle des Interesses nach zusätzlichen Informationen wenden sich die Besucher an die Mitarbeiter der Galerie und erfahren Wissenswertes über die Urheber, deren genutzte Materialien oder Preise. Letztere variieren von 140 bis 2800 Euro.

„Erlegter“ Mond und gemeuchelter Engel in der Kölner Südstadt

Als Kriterium hatten die Veranstalter im Vorfeld einen Minimalismus formuliert, der sich jedoch nur in wenigen Werken offenbart. Zwar finden sich zahlreiche Kleinformate, doch unabhängig von deren Größe loten die internationalen Künstler darin multiple Perspektiven aus. Neben dokumentarischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen verfallender Stadtgesellschaften finden sich Dorf- und Landidyllen in blühenden Farben. Triste Industrieflächen fließen über den Rahmen weiter in vermeintliche Natur-Oasen, die wiederum Mensch und Tier umarmen respektive in den Würgegriff nehmen.

Realität prallt hier auf Fiktion, die wiederum zur neuen Wirklichkeit werden könnte, wenn es etwa den Erdenbewohnern gelingen sollte, sich der Himmelskörper zu bemächtigen. Eine Zeichnung greift diesen Gedanken mittels eines Jägers auf, der seinen Speer Richtung Mond schleudert (und „erlegt“). Ein hinterrücks gemeuchelter Engel verblutet nicht unweit davon in Agonie und Traurigkeit, während sich im Zentrum der Stätte rostige Nägel, altes Garn und klobige Steine in nervöser Allianz auf dünnem Holz festhalten, ihre gegenseitige Abhängigkeit und die Idee von Gleichgewicht nahezu hörbar verdammend.

Jene Spannung setzt sich durch drei Räume fort, in denen die Verweilzeit oder Vorgaben zu den Werken von Inspiratoren wie Eduardo Guena, Reza Nadji, Stefan auf der Maur, Xavier Formés, Jodi D. Swanson, Milan Kunc, Linda Nadji, Thierry Valencin oder Arnd Kriegler keine wesentliche Rolle spielen.


„Mosaic“, Kunsträume der Michael Horbach Stiftung, Wormser Straße 23, 50677 Köln, geöffnet bis 31. August, Öffnungszeiten: sonntags 11 bis 14 Uhr, mittwochs/freitags 15.30 bis 18.30 Uhr und nach Vereinbarung unter der Rufnummer 0176/27489797, Eintritt frei

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