Mitten in der StadtWas der Mauritiussteinweg vielen anderen Kölner Straßen voraus hat

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Mauritussteinweg1 (1)

Christoph Ruddat, Gründer von Hiveworld

  • Touristen kennen in der Regel den Kölner Neumarkt, die Schildergasse und die Hohe Straße. Der Mauritiussteinweg bleibt vielen von ihnen verborgen. Er ist trotz der Nähe ein unaufgeregtes Kleinod in der Innenstadt.
  • Die unterschiedlichsten Händler haben sich in der Straße niedergelassen. Man kennt sich untereinander, kennt die Kunden.
  • Welche Läden gibt es dort? Wo lohnt sich ein Besuch? Und welche Besonderheiten gibt es? Ein Ortsbesuch.

Köln-Innenstadt – Die vielen Läden am Mauritiussteinweg sind buntgemischt und bieten etwas für jeden Geschmack. Auch unter den Anwohnern und Ladenbesitzern passt die Stimmung. Eine Übersicht.

  • Hiveworld

Gerade in Zeiten der Digitalisierung bietet der Laden „Hiveworld“ mit seinen Brett-, Sammelkarten- und Rollenspielen seit 2005 die Möglichkeit des analogen Rückzugs – ganz ohne Langeweile. Das Geschäft, in dem sich die Spiele-Verpackungen an den Wänden bis an die Decke türmen, hat Christopher Ruddat 2005 zunächst mit zwei Mitstreitern eröffnet. Ein Jahr später ist er als alleiniger Inhaber zurückgeblieben. Doch der Laden floriert – auch die Spieltische, an denen die Besucher sich Turniere in Sammelkartenspielen wie Magic, Yu-Gi-Oh oder Pokémon liefern, sind bestens besucht. „Wir sind mehr als nur ein Shop – wir sind eine Mischung aus Kaufladen und Spielkultur. Für unsere Besucher bieten wir dazu 48 Sitzplätze in unserer Gaming Zone an“, so Ruddat. „Spiele, die die Leute hier kaufen möchten, können sie direkt vor Ort ausprobieren und schauen, ob sie ihnen gefallen.“

Auch im Weyertal ist die Hiveworld vertreten – dort allerdings ohne die beliebte Spielezone. Der harte Kern des Geschäfts befindet sich im Mauritiussteinweg, den Ruddat besonders zu schätzen weiß: „Wir haben ausgefallene Geschäfte wie den Asiamarkt oder die Flohmarkthalle in der Straße. Man kennt die Läden hier über die Grenzen des Veedels hinaus – und alle kennen sich untereinander.“ Eine schöne Atmosphäre, die sich nicht überall findet, so Ruddat.

Hiveworld, Mauritiussteinweg 96www.hiveworld.de

  • Flohmarkthalle 
Glorious Arts (1)

Thomas Hahne vom Glorious Art

Seit 22 Jahren ist sie eine Institution auf dem Mauritiussteinweg: die Flohmarkthalle von Inhaber Günter Habetz. 1998 hat der heute 67-Jährige seinen Laden eröffnet. Und auch wenn der gestandene Trödelprofi bereits in Rente gehen könnte – ans Aufhören denkt er noch lange nicht. „Ich mache solange weiter, wie es die Gesundheit zulässt“, so Habetz. Die Leidenschaft, den Schallplatten, Antikmöbeln und Textilien bei einem neuen Besitzer zu einem zweiten Leben zu verhelfen, übt auch nach über zwei Jahrzehnten noch ihren Zauber auf ihn aus. Ein Grund: „Wir bieten hier alles Mögliche an, nur irgendetwas Spezielles muss es an sich haben“, erklärt Habetz. „Für sechs Monate bleiben die Waren im Sortiment. Den Preis setzen wir währenddessen immer weiter runter.“ So ändert sich das Angebot der Flohmarkthalle ständig. „Nach ein bis zwei Monaten haben wir daher ein völlig neues Sortiment – Wiederkommen lohnt sich also“, so Habetz.

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Als einer der dienstältesten Inhaber der Straße weiß er genau, was er am Mauritiussteinweg hat: „Wir sind hier stadtnah und zentral gelegen, aber ganz ohne die Hektik vom Neumarkt oder der Schildergasse.“ Bummeln sei daher in den Läden des Mauritiussteinwegs Erholung pur. „Mit perfekter Anbindung: Die Haltestelle der Linie 9 hält bei uns direkt vor der Ladentür“, grinst Habetz. „Einfach aussteigen und auf Schnäppchenjagd gehen.“

Flohmarkthalle, Mauritiussteinweg 100www.flohmarkthalle-koeln.de

  • Glorious Art
Flohmarkthalle

Günter Habetz in der Flohmarthalle

Seit zwei Jahren überzeugt das „Glorious Art“ auf dem Mauritiussteinweg mit bestechend guten Ergebnissen. Thomas Hahne, Geschäftsführer des Tattoo-Studios, fühlt sich auf der Straße ebenso wohl wie die Kunden in seinem Geschäft: „Wir haben hier unter den Händlern und Anwohnern eine sehr familiäre Atmosphäre. Jeder grüßt jeden und man kennt sich – man quatscht und trinkt das eine oder andere Feierabendbier zusammen“, so Hahne. „Außerdem sind wir hier zentral, aber dennoch ruhig gelegen. Für uns ist das hier eine klassische Hood.“

Diese offene und freundliche Art hat Hahne auch in seinem Tattoo-Laden zum Prinzip erhoben. „Gerade weil die meisten Tattoo-Studios ja den Ruf haben, muffig und düster zu sein, haben wir hier ein offenes und einladendes Konzept entwickelt“, so Hahne. „Unser Ziel ist es, Menschen ohne Berührungspunkte mit der Tattoo-Szene die Angst vor dem ersten Tintenstich zu nehmen und alles so angenehm wie möglich zu gestalten.“ So nehmen sich die Künstler des „Glorious Art“ viel Zeit für die Kunden – kostenlose Beratungstermine sorgen dafür, dass keine Fragen und Wünsche offen bleiben. „Das Tolle am Mauritiussteinweg wollen wir dabei auch in unser Geschäft holen“, erklärt Hahne. „Die Kunden sollen sich hier zuhause fühlen – in familiärer Atmosphäre in ihrem Veedel.“

Glorious Art, Mauritiussteinweg 73www.glorious-art.de

  • Weltladen Köln
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Martin Matschke vom Weltladen

Fairness statt nur Profit: Das ist seit 1976 das Motto in den sogenannten Weltläden. Gegründet wurde der erste Weltladen in Köln-Riehl – seit 2000 ist das Geschäft mit dem Fairness-Konzept in der Kölner Innenstadt zu Hause. Lange Zeit war es an der Antoniterkirche beheimatet. Seit 2016 öffnet der Weltladen seinen Kunden im Mauritiussteinweg die Pforten. „Wir wollten in der Nähe vom Neumarkt und möglichst zentral in Köln bleiben, um für unsere Kunden gut zugänglich zu sein“, erklärt Geschäftsführer Martin Matschke.

„Der Mauritiussteinweg bietet dafür die optimale Lage. Es ist eine ruhige Umgebung, die zentral gelegen ist, zu der aber trotzdem jeder gut finden kann. “ Neben den Klassikern der Weltläden wie fair gehandeltem Kaffee bietet das Geschäft auch Textilien und Dekorationsgegenstände an – entgegen aller Vorurteile im modernen und stylischen Look. Das Ziel der Weltläden bringt Matschke auf den Punkt: „Uns geht es darum, benachteiligte Kleinproduzenten aus den über 45 südlichen Ländern zu fördern. Das klappt, wenn die Preise zwar etwas höher liegen, die Qualität der Waren aber überzeugt.“ Außerdem helfen dem Geschäftsführer, der als einziger hauptamtlich dort tätig ist, 50 ehrenamtliche Unterstützer. „Dieses Engagement ist für uns natürlich eine riesige Hilfe“, so Matschke. Gegen ein hartnäckiges Vorurteil sträubt er sich dabei: „Fairer Handel muss nicht automatisch altmodisch sein – das kann auch durchaus modern und frisch entworfen sein.“ Daher sei das Publikum – ebenso wie der Mauritiussteinweg – bunt gemischt. „Das sind nicht nur ältere Kunden aus den kirchlichen Gemeinden, die in unserem Laden einkaufen. Wir haben hier auch viele Studierende und Familien. Jeder findet hier etwas nach seinem Geschmack.“

Weltladen, Mauritiussteinweg 71www.weltlaeden.de/koeln

  • Drummer's focus
Drummers Focus neu

Hans-Martin Chemnitz vom Drummer's focus

Das Wort in roter Comicschrift über dem Proberaum ist Programm: „BOOM!!“ Denn hier, im „Drummer’s Focus“ können sich Jugendliche und Erwachsene den Traum erfüllen, der in den eigenen vier Wänden schnell zu Ärger mit den Nachbarn führt – mit voller Energie am Schlagzeug zu rocken.

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In dem schallisolierten Raum, den die Musikschule auf dem Mauritiussteinweg bietet, kann jeder sich auf die Spuren seiner Drum-Idole begeben. Damit der Platzwechsel zwischen Lehrer und Schüler an den Drums nicht den Lernfluss stört, steht das Equipment dazu gleich zweifach bereit. Der Lehrer spielt vor, der Schüler nach – ganz ohne Verzögerung. Mitten in der Stadt auf Tomtom, Becken und Trommeln spielen zu können, ohne Hinterhöfe oder Industriegebiete ansteuern zu müssen – das ist laut Inhaber Hans-Martin Chemnitz das Besondere an der Schule im Mauritiussteinweg: „Wir sind hier direkt an der Straße gelegen – Jung und Alt kann hier ganz in der Nähe vom Neumarkt auf die Tube drücken“, so Chemnitz. „Das ist auch das Faszinierende an der Straße. Wir haben eine super Anbindung, liegen sehr zentral – dennoch ist aber alles beschaulich und ruhig – selbst wenn wir auf die Trommeln hauen.“

Drummer’s Focus, Mauritiussteinweg 73www.drummers-focus.de/koeln

  • Asiamarkt „Seng Heng“
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Sing Chhen Tain vom Asiamarkt „Seng Heng“

Lebensmittel, Porzellan und allerlei nützliche Alltagsgegenstände aus Fernost – einsortiert in vielen langen Gängen auf rund 400 Quadratmetern. Schon seit 1997 überzeugt der Asiamarkt „Seng Heng“ seine Kunden mit seinem riesigen Angebot verschiedenster Waren aus Asien. Inhaber ist Sing Chhen Tain, der den Familienladen mit der Unterstützung fünf weiterer Mitarbeiter führt. Schon lange ist der Markt in Köln zu einer Institution geworden – wer unter anderem auf der Suche nach speziellen Saucen, Nudel- oder Reissorten aus dem asiatischen Raum ist, kommt an dem Geschäft kaum vorbei.

„In Köln haben wir schon in den frühen 90er-Jahren den ersten Laden eröffnet, damals noch auf der Richard-Wagner-Straße“, erklärt Tain. „Doch hier am Mauritiussteinweg liegen wir noch zentraler. Damit sind wir sehr zufrieden.“ Im Laden ist Tain meist selbst an der Kasse zu finden während seine Mitarbeiter unermüdlich die Waren nachbefüllen und dafür sorgen, dass in den Fluren alles ordentlich ist. Die Gegend um den Mauritiussteinweg gefällt dem gebürtigen Kambodschaner gut: „Auf der Straße gibt es viele beständige Läden, die schon länger hier sind. Außerdem kennt man sich untereinander – das ist positiv am Mauritiussteinweg und keine Selbstverständlichkeit.“

Asiamarkt Seng Heng, Mauritiussteinweg 75

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