Zuhause für alle„Veedelszimmer“ in der Weidengasse ist zur beliebten Anlaufstelle geworden

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau mit gelocktem Haar und ein Mann mit grauem Haar stehen neben einem Lastenrad mit der Aufschrift EigelBike.

Michael Seffen und Ruth Wennemar engagieren sich im gemeinnützigen Bürgerverein Kölner Eigelstein.

Das vor rund drei Jahren eröffnete Veedelszimmer in der Weidengasse 23 hat sich als Beratungsstelle und Kultur-Raum etabliert.

Sorgen, Freude, Ärger und Problemlösungen haben im Eigelsteinviertel eine Adresse: Das Veedelszimmer an der Weidengasse 23 ist erste Anlaufstelle für die Gefühlslage der Bewohnerinnen und Bewohner. Nach der Eröffnung durch Oberbürgermeisterin Henriette Reker vor nahezu drei Jahren hat sich das einstige leerstehende Ladenlokal zu einem Fixpunkt zwischen Ebertplatz und Hauptbahnhof entwickelt, in dem Besucher tägliche Beratungsangebote in Behördenangelegenheiten, Diskussionsabende zu kritischen Entwicklungen wie Obdachlosigkeit, Prostitution, Drogenmissbrauch und Vermüllung vorfinden.

Gemeinsam kochen an jedem letzten Donnerstag im Monat

Gemeinsame Kochaktionen mit kostenlosen Mahlzeiten am letzten Donnerstag im Monat sowie Feiern runden das Angebot ab. „Wir haben uns in das Zimmer sofort verliebt und wussten, dass wir hier einen Ort der Begegnung schaffen wollen“, erinnert sich Ruth Wennemar. Die Vorständin im gemeinnützigen Bürgerverein Kölner Eigelstein zeigt sich optimistisch angesichts des Engagements von mehr als 200 Mitgliedern aus allen Gesellschaftsschichten, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit eine erhebliche Entlastung für die Stadtverwaltung darstellen.

Eine Frau und ein Mann sitzen an einem Holztisch.

Ruth Wennemar und Michael Seffen bieten den Bewohnerinnen und Bewohnern des Eigelsteinviertel im Veedelszimmer Beratungen und Kulturofferten.

Dank der Vereinsbeiträge sowie den jährlichen Erlösen aus dem Weihnachtsmarkt an der Eigelsteintorburg konnte zudem mit Michael Seffen ein Veedelskümmerer eingestellt werden, der als direkter Ansprechpartner in allen Belangen im Quartier präsent ist. „Ich bin im Kunibertsviertel aufgewachsen und lief schon als Schulkind täglich durch den Eigelstein. Hier bin ich zu Hause. Es erfüllt mich mit Freude, dass ich meinen Beitrag zur Lebensqualität im Stadtteil liefern kann“, so der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann. Neben den werktäglichen Büro-Sprechstunden von 13 bis 14 Uhr ist Seffen vor allem im Außeneinsatz aktiv, um bei Streitigkeiten zu schlichten oder um Sachverhalte zu erfassen. „Ich stehe in permanenten Kontakt zum Ordnungsamt, mit Streetworkern, den Abfallwirtschaftsbetrieben aber auch mit der Polizei. Wir haben ein vertrauensvolles, gutes Verhältnis aufgebaut“, so der Kümmerer.

Ruth Wennemar beschreibt das mit Sofa, Sesseln, rustikaler Holzbank, (künstlichem) Kaminfeuer, Küche und sanitärer Anlage ausgestattete 30 Quadratmeter große Zimmer als Ort, der Menschen aller Couleur ein Heimatgefühl bietet. Ein Garten sorgt für zusätzliche Verweilmöglichkeiten und schafft Betätigungsanreize. Jeden letzten Donnerstag im Monat finden Kochabende statt. „Ihr seid schuld, dass ich mich hier zu Hause fühle“, sagte mal eine Bewohnerin zu mir. Wir sind ein Ankerpunkt, wenn die es Leute wollen. Manche sehnen sich nach ein bisschen Gemeinschaft, andere hoffen, dass sich konkret etwas ändert, zum Beispiel bezüglich der Emissionsüberschreitungen von gastronomischen Holzkohlegrillöfen. Das Problem schien mit dem Einbau von neuen Filtern behoben, aber die Objekte erwiesen sich leider als unwirksam“, sagt die Sprecherin des Vereins. Die Nutzung der Einrichtung ist für Vereinsangehörige kostenlos. Abseits der Mitgliedschaft fallen moderate Unkostenbeiträge an.

Ausstellung „Draussensicht“ zum Thema  Obdachlosigkeit

Der Ort bietet sich zudem als Plattform für Künstlerinnen und Künstler aus den bildenden und darstellenden Bereichen an. Regelmäßige Ausstellungen, aber auch Lesungen gehören zum Programm. So ist ab Freitag, 22. März bis Sonntag, 5. Mai die Fotodokumentation „Draussensicht“ zu sehen. Darin gewähren einstmals wohnungs- und obdachlose Menschen Einblicke in ihre persönliche Wahrnehmung der Stadt. Die Vernissage beginnt um 19 Uhr. Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 13 bis 14 Uhr sowie nach telefonischer Absprache unter 01520 2677741. Veranstalter sind der Oase e. V. und das Straßenmagazin Draussenseiter in Kooperation mit der Dr. Peter Deubner-Stiftung. Der Eintritt ist frei.


Veedelszimmer, Weidengasse 23, 50668 Köln, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 13 bis 14 Uhr, Tel. 01520 2677741, www.eigelsteinveedel.de

KStA abonnieren