VideoberichteSüdstadt-Wirt organisiert in der Türkei Hilfsmittel und Wohnungen mit Kölner Spenden

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09.02.2023, Köln-Südstadt, Im Restaurant Mahal spielen spontan Musiker und sammeln Geld für die Türkei.

Im Restaurant „Mahal“ haben spontan Musiker gespielt und Geld für die Türkei gesammelt.

Während seine Freunde in seinem Kölner Restaurant Spenden sammeln, packt ein Wirt aus der Südstadt in seiner Heimat mit an. Mit den Spenden versorgt er die Erdbebenopfer und hält alles für Instagram fest.

„Wir haben gestern Abend bis 1 Uhr zusammengesessen, Musik gemacht, aber auch viel geredet, über die Situation in der Türkei, wie wir helfen können. Die Leute waren alle sehr bewegt“, sagt Cane Tounkara. Sie hatte am Donnerstag, 9. Februar, zusammen mit dem Musiker Daniel Klaus ein Benefizkonzert im Restaurant „Mahal“ an der Eburonenstraße für die Erdbebenopfer in der Türkei veranstaltet. Dort finden donnerstags regelmäßig Open-Stage-Musikabende statt.

1000 Euro für Opfer des Erdbebens in der Südstadt gesammelt

Das Lokal gehört Onur Altunkaya. Er kommt aus Antakya, das mitten im Erdbebengebiet liegt. Gleich am Dienstag war der 36-Jährige in die Türkei geflogen, um in seiner Heimatstadt zu helfen. Auch sein Bruder Özgur, der eigentlich jetzt nach Köln kommen wollte, um im Mahal als Koch zu arbeiten, ist vor Ort.

Es waren gut 30 Menschen zum Jam-Konzert ins Restaurant gekommen, nicht so viele wie Tounkara gehofft hatte, dennoch ist sie zufrieden und gerührt über die Hilfsbereitschaft. „Es war gut, zusammen zu sein und die, die da waren, waren sehr großzügig. Wir haben 1000 Euro zusammenbekommen, das ist toll“, berichtet sie.

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Das Geld schickt sie mit Freunden, die jetzt in die Türkei fliegen, zu den beiden Brüdern. Özgur ist in Adana, belädt dort Lastwagen mit Hilfsmitteln und sucht nach Wohnungen für Überlebende, deren Heim in Trümmern liegt. „Einige Wohnungen hat er schon angemietet – auch mit dem Geld, das Kölner Freunde geschickt haben“, schildert Tounkara.

Kölner versorgt Betroffene im türkischen Erdbebengebiet mit Hilfsmitteln

Onur ist am Mittwoch mit einem Lastwagen voller Babynahrung, Decken, Benzin und Wasser und anderen dringend benötigten Dingen von Adana nach Antakya gefahren. „Sie haben für die Strecke von rund 200 Kilometern gut zehn Stunden gebraucht“, erzählt die zierliche Frau. Vor allem nach Wasser hätten viele Menschen gefragt, als der Lkw abgeladen wurde, habe Onur berichtet. Ein Video von den beladenen Lkw hat Tounkara bei Instagram auf dem Profil des Restaurants gepostet.

Während die Musikveranstaltung in seinem Restaurant lief, rief er aus Antakya an. „Er hat geholfen, Menschen zu bergen. Er hat gesagt, dass er schreckliche Dinge sieht, überall Trümmer, Verletzte und Tote. Er ist ein gestandener Mann, aber er hat geweint am Telefon“, erzählt Tounkara.

Onur habe sich mit vier weiteren Helfern zusammengeschlossen, ein Auto und Benzin organisiert und fährt jetzt auch in die Dörfer der Umgebung von Antakya, wo bisher keine Hilfe angekommen sei. „Sie schlafen im Auto, lassen zwischendurch den Motor laufen wegen der Kälte, aber nicht zu viel, sie wollen ja nicht das Benzin verbrauchen“, berichtet sie. Vor allem Zelte fehlen, habe er gesagt, da man gar nicht so viele Wohnungen anmieten könne, wie gebraucht würden.

Nach Erdbeben: Mutter der Brüder aus Krankenhaus entlassen

Auch die Mutter der Brüder wurde bei dem Erdbeben verletzt, ist aber schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen. „Dort kann man die Leute nicht lange behalten. Sie und auch weitere Verwandte und andere Menschen konnte Özgur in einer Halle unterbringen. Das ist kein Haus und keine Wohnung, aber ein Dach über dem Kopf“, sagt Tounkara. Die Schwester der beiden erwartet ein Baby. Das soll in den nächsten Tagen kommen. „Sie ist völlig traumatisiert und erträgt es kaum, in einem Gebäude zu sein“, schildert Tounkara. Von vielen Freunden habe man noch keine Nachricht. „Die Ungewissheit ist schrecklich“, sagt sie.

Der türkische Staat lasse die Menschen in Antakya und Umgebung allein. „Es sind so viele Helfer aus aller Welt dort, die ihren Alltag aufgegeben haben, um dort zu helfen, ehrenamtlich, aber es ist kein Militär vor Ort und auch sonst keine Hilfe von staatlicher Seite. Es ist unfassbar“, sagt Tounkara erschüttert.

Sie selbst wäre auch gerne in die Türkei geflogen, um dort zu helfen, kann aber wegen ihres gebrochenen Fußes nicht. Sie will stattdessen weiter Hilfe von Köln aus organisieren. Auch am nächsten Donnerstag wird es wieder ein Open-Stage-Konzert für die Erdbebenopfer im Mahal an der Eburonenstraße 1 geben. „Ich weiß, da ist Weiberfastnacht, aber wir wollen es durchziehen, jeden Donnerstag“, so Tounkara. Das Mahal will sie zu den üblichen Zeiten offenhalten.

Damit die Menschen sehen können, was Onur und Özgur vor Ort machen und wie sie das gespendete Geld einsetzen, schicken die beiden Videos, die Tounkara weiter auf Instagram postet.

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