Warum sich Kölns Verkehrsdezernent ab und zu die Deutzer Freiheit nimmt und trotzdem nicht vom Domsockel kippt.
Satirischer WochenrückblickDer Pilgerstrom staut sich vorm Dom


Ein Radfahrer fährt auf der neu angelegten Fahrradstraße in der Trankgasse am Dom in Köln.
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Das ist aber auch ein Schlingel, unser Verkehrsdezernent Ascan Egerer. Hat er doch gegen alle Abmachungen die Autoströme aus der Domumgebung verbannt und sie in ein Radler-Paradies verwandelt. Und keiner hat es mitgekriegt.
Für diese Unverfrorenheit würde ihn so mancher Lokalpolitiker, allen voran die FDP, lieber heute als morgen vom Domsockel kippen. Dessen Umgestaltung verzögert sich, weil im Stadion nächstes Jahr fünf Spiele der Fußball-Europameisterschaft stattfinden und die Stadt sich ernsthafte Sorgen machen musste, dass ihr bei gleichzeitiger Fan-Trennung und Sockel-Sanierung die Absperrgitter ausgehen könnten.
Jetzt können Europas Fußballfans mit ihren Bierdosen im Juni vom Hauptbahnhof ungehindert über die Trankgasse zum Dom ziehen, ihr Leergut in den vielen Fahrradkörben am Wegesrand deponieren und sich in den Pilgerstrom vor der Kathedrale einreihen, um dort um den Dreikönigenschrein zu ziehen und unter Einsatz von Weihwasser und Opferkerze den Sieg ihrer Mannschaft zu erflehen.
Kölner Verkehrsdezernent nimmt sich die Deutzer Freiheit nimmt
Das alles verdanken wir einem Verkehrsdezernenten, der sich gern mal die Deutzer Freiheit nimmt, um seine Versuche durchzuziehen. Oder die Venloer Straße.
Ein Blick in die Stadtgeschichte zeigt: Diese Unerschrockenheit hat Tradition. Einer seiner Vorgänger, vermutlich aus dem Baudezernat, hat im Jahr 1248 wegen der stark zunehmenden Pilgerströme, die sich schon damals vor dem Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige stauten, entschieden, den karolingischen Hildebold-Dom durch einen Neubau zu ersetzen.
Dass der Versuch, den Laden kontrolliert zum Einsturz bringen, mit einem Großfeuer endete, von dem nur ein paar Grundmauern verschont blieben, war so nicht geplant. Aber auch das hat in Köln ja Tradition.
Aus diesem Grund fragen sich Nicht-Kölner und Imis kopfschüttelnd, wer um Himmels willen den Satz „Et hätt noch immer jot jejange“ ins kölsche Grundgesetz geschmuggelt hat. Der Verkehrsdezernent kann es aus Altersgründen nicht gewesen sein. Er hätte es aber sein können.