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Seit 70 Jahren verheiratetDie Remmerts feiern Gnadenhochzeit

Lesezeit 3 Minuten
Auf einem Balkon mit vielen blühenden Pflanzen sitzen ein älterer Mann und eine ältere Dame auf einer Bank. Er hat seinen Arm um sie gelegt.

Richard und Inge Remmert unterstützen und lieben sich seit 70 Jahren.

Vor 70 Jahren heirateten Inge und Richard Remmert. Sie sind dankbar, gemeinsam alt werden zu dürfen. 

„Wenn man nachts aufwacht, ist man nicht allein. Morgens kann man sich guten Morgen wünschen und fragen `Wie geht es dir?‘ Es ist eine Gnade, zusammen alt zu werden“, sagt Inge Remmert. Ihr Mann Richard nickt. Vor 70 Jahren, am 28.Mai 1955, heirateten die beiden in Essen und feierten nun ihre Gnadenhochzeit.

Sie wurden in Essen geboren, er 1931, sie 1934.  Nach dem Krieg wohnten ihre Familien in derselben Straße, Gefunkt hat es da aber noch nicht zwischen Inge und Richard „Ich fand ihn zunächst ein wenig eingebildet“, erzählt die 91-Jährige. Das sollte sich ändern. Beide waren in der katholischen Pfarrjugend aktiv. Inge sang im Kirchenchor, Richard war Ministrant. „Sie gefiel mir. Sie war so aktiv, sah gut aus, und mich beeindruckte, wie sie sich um ihre Mutter kümmerte“, erinnert sich Richard.

Erster Kuss am Baldeneysee

Inges Mutter erkrankte schwer, als das Mädchen 16 Jahre war. Um sie zu pflegen, musste sie ihre Floristinnenlehre abbrechen. „Richard kam oft zu uns. Er mochte meine Mutter und wir spielten zusammen. Ich konnte mit ihm reden, er war immer für mich da“, beschreibt sie. Nach einer Mitternachtsmesse unternahm die Pfarrjugend eine Wanderung durch den Wald zum Baldeneysee. „Dort haben wir uns zum ersten Mal geküsst“, weiß Inge. „Ja, mit Blick auf den See“, ergänzt Richard.

Nach der Hochzeit blieb das Ehepaar in Essen, Richard arbeitet bei Krupp, 1956 kam Sohn Ulrich zur Welt, 1960 folgte Tochter Barbara. 1962 zog die Familie nach Köln, denn Richard hatte einen neuen Job im IT-Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung. „Meine Frau musste in den Jahren sehr eigenständig sein, mit den beiden Kindern in der fremden Stadt“, sagt der 93-Jährige.

Umzug von Refrath in die Kölner City

Nachdem das Haus in der Innenstadt, in dem die Remmerts wohnten, abgerissen wurde, zog die Familie nach Refrath. Hier blieben Inge und Richard 30 Jahre. Als 2008 ihre Wohnung verkauft wurde, zogen sie zurück in die Kölner Innenstadt.

Die Liebe zur Musik verbindet das Ehepaar. Lange sangen beide gemeinsam in Kirchenchören.  „Wir haben auch viel gefeiert. Chorleute sind gesellig“, lacht Inge. „Einmal haben wir sogar in Notre Dame gesungen. Das war toll“, berichtet Richard. Auch viele Reisen unternahmen die beiden, vor allem in die Berge, nach Bayern, Österreich und Südtirol. „Wir haben immer hundegerechten Urlaub gemacht“, sagt Richard. Auch die Liebe zu Hunden teilt das Ehepaar – drei Cocker Spaniel hatten sie im Laufe ihrer Ehe.

Die Corona-Zeit war ein tiefer Einschnitt in ihrem Leben – das gesellige Leben lag brach. „Mittlerweile sind auch Geschwister und Freunde verstorben. Das ist schwer“, sagt Richard. Heute hat das Ehepaar acht Enkel und zwölf Urenkel, der Kontakt zur Familie ist eng. An Christi Himmelfahrt feierten Inge und Richard Remmert mit ihrer Familie und Nachbarn ihre Gnadenhochzeit in einer Messe und einer Feier im Pfarrheim. Ihr Rezept für ein langes und glückliches Miteinander: „Toleranz. Wir haben alle unsere Eigenheiten, und man muss sich selbst auch ab und zu zur Ordnung rufen“, sagen sie.