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Wertvoller RohstoffKölnerin näht coole Sachen aus alten Jeans

3 min
Eine junge Frau sitzt auf einem Sessel. Sie hält eine Tasche aus Jeans-Stoff in der Hand.

Lola Kliesch näht aus alten Jeans neue Hosen, Taschen und Decken.

Neue Jeans sind teuer und sehr aufwändig produziert. Daher greift Designerin Lola Kliesch lieber zu alten Stoffen, aus denen sie Neues entstehen lässt. 

Das Besondere im Alltäglichen sehen: Das tut Lola Kliesch mit ihrem Modelabel „Lola Cita“. Die 25-Jährige näht Jeans zu neuen Hosen, Taschen und Decken um. Durch ihr Studium weiß sie, wie schnell Menschen Kleidung aussortieren, weil sie nicht mehr im Trend liegt. Mit Nachhaltigkeit möchte sie sich der so genannten Fast Fashion entgegenstellen.

„Eine Jeans kennt jeder und hat jeder. Sie ist ein Kleidungsstück, das es geschafft hat, Teil der Menschheit zu werden – trotzdem nehmen wir sie kaum wahr“, sagt die 25-Jährige, die am Eifelplatz lebt. Dabei weiß Kliesch um den aufwendigen Produktionsprozess. „Man benötigt viele Ressourcen und viel Material. Die Second-Hand-Läden werden überflutet, weil sie nicht kaputt gehen, viele Leute sich aber trotzdem neue Hosen kaufen.“

Abschlussarbeit in Nachhaltigem Design über Jeans

Kliesch weiß, wovon sie spricht, sie hat Nachhaltiges Design studiert. Im Sommer machte sie den Bachelor, schrieb ihre Abschlussarbeit über Jeans. „Die Beziehung zu unserer Kleidung ist seltsam, denn es dauert so lang, sie zu produzieren, aber sie kostet so wenig. Das Nähen dauert länger als man denkt: Für eine Hose brauche ich zwei Stunden, für eine Tasche eine Woche.“

Vor zwei Jahren wollte Kliesch selbst eine neue, fransige Jeans kaufen, die allerdings rund 100 Euro kostete. „Da habe ich mir gedacht: Das kann ich auch selbst.“ Sie habe im Second-Hand-Laden zugeschlagen, drei Hosen kosteten dort fünf Euro. „Ich hole sie auch oft beim Verein Iglu in Nippes, der Jeans für die Wiederverwertung sammelt. Die haben den ganzen Keller voll und geben sie mir gerne ab“, sagt sie.

Eine junge Frau, die ein fransiges Jeansoberteil trägt, sitzt an einer Nähmaschine.

Nähen hat Lola Kliesch von ihrem Vater gelernt - mittlerweile arbeitet sie mit einer robusteren Maschine.

Sie nähte ihre erste eigene Jeans, auch die, die sie gerade trägt: Das Werk besteht aus zwei Hosen, das zweite Teilstück hat allerdings die Taschen als Accessoire am Fußende. Auf ihrem Sessel liegt eine Decke aus genähten Jeans-Quadraten, sogar einen Hocker hat die 25-Jährige gestaltet. Dazu stülpte sie Hosenbeine über vier Vinylröhren aus dem Baumarkt und nähte ein Polster. Auch Taschen gestaltet sie. „Am besten verkauft sich der Tabakbeutel: Darin sind ein Fach für den Tabak, das Papier und das Feuerzeug – die Leute lieben es, alles beisammen zu haben“, sagt sie.

Das Nähen habe ihr ihr Vater beigebracht. „Ich habe schon drei Nähmaschinen von meiner Familie kaputt gemacht, weil der Motor den festen Jeans-Stoff nicht packt.“ Sie habe deswegen eine „Singer Heavy Duty“, die dazu imstande sei. Nachdem ihre Freundinnen und Freunde die ersten Stücke gesehen hätten, seien schnell die ersten Anfragen gekommen. „Ich nähe nur auf Bestellung, denn das geht schnell weg.“

Oft sei sie bereits gefragt worden, ob sie ihre Produkte auf Märkten verkaufen wolle. „Dafür reicht die Zeit nicht – und ich möchte auch, dass mir das Nähen weiterhin Spaß macht“, so Kliesch. Zum Hauptberuf soll ihr Label Lola Cita also erst mal nicht werden, die 25-Jährige sucht nach einem Job, der zu ihrem Studium passt. „Leider ist Köln nicht so gut aufgestellt in diesem Bereich, viele Firmen lassen Design hinten runter fallen.“

Ihre Hosen sind maßgeschneidert, in die Tabakbeutel näht sie den Namen hinein. „Durch diese Personalisierung erhalten die Leute eine Bindung zu ihrer Kleidung. Denn gerade jungen Leuten sind Trends wichtig, mit Zeitlosigkeit erreicht man sie gar nicht. Deswegen greifen sie zu Fast Fashion und die Sachen werden schnell aussortiert“, erklärt sie. „Durch das Umnähen kann man auf Trends eingehen, ohne dass die Umwelt darunter leidet.“

Anfragen nimmt Lola Kliesch auf ihrem Instagram-Kanal entgegen: www.instagram.com/lolacita.denim