Kölner Kämpfer für Freiheit und DemokratieNur einen Tag Auszeit – Rolly Brings feiert 80. Geburtstag

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Rolly Brings sitzt mit seiner Gitarre auf der Bühne.

Rolly Brings, hier bei einem Auftritt in der Volksbühne im März 2023, feiert 80. Geburtstag.

Er ist Musiker, Autor und ganz viel mehr: Rolly Brings feiert am heutigen Mittwoch, 19. Juli, seinen 80. Geburtstag.

Der Begriff klingt veraltet oder historisch, aber könnte dem Jubilar vielleicht gefallen: Tausendsassa. Zumal sich Rolly Brings wie kaum ein anderer Kölner Musiker für Geschichte interessiert und diese oft zum Gegenstand seiner Kunst macht. „Multitalent“ dagegen klingt zu sehr nach Anfänger – und das ist man nach Jahrzehnten auf der Bühne kein bisschen mehr. Heute feiert Rolly Brings seinen 80. Geburtstag. Ein Kölner, der noch viel mehr ist als Musiker und Texter: Seefahrer, Schlosser, Lehrer, Gewerkschafter, Schauspieler sowie Kämpfer gegen Rassismus und Ausgrenzung. 

Mit gerade einmal 14 Jahren verließ Rolly Brings seine Familie und fuhr zur See, nach seiner Rückkehr verdiente er seinen Lebensunterhalt zunächst als Hilfsarbeiter. Es folgte eine Lehre als Maschinenschlosser bei Ford, bis er sich im Rahmen einer Begabtenförderung für die Zulassung für ein Pädagogik-Studium qualifizieren konnte. Nachdem er dieses erfolgreich absolviert hatte, unterrichtete Brings viele Jahre Englisch, Deutsch und Gesellschaftslehre, zuletzt an der Gesamtschule in Weilerswist.

Rolly Brings wird 80: Kämpfer für Freiheit und Demokratie

Was den Vater von vier Kindern immer begleitete, war die Musik: Historische, politische und gesellschaftliche Themen beschäftigen ihn dabei bis heute. Seine drei Söhne sind dabei oft an seiner Seite. Stephan und Peter, die mit der Kölschrockband Brings erfolgreich sind, sowie Benjamin Brings. Auch als Buchautor ist Brings aktiv: So stammen etwa „Grimms Märchen auf Kölsch“ sowie das „Evangelium auf Kölsch“ oder „Fabeln auf Kölsch“ von ihm.

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Peter Brings sagte einmal: „Wir haben von Rolly alles erklärt bekommen, vor allem politische und geschichtliche Zusammenhänge. Dafür bin ich dankbar. Sonst wären wir nicht so freie Menschen geworden.“

Für sein Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus wurde Brings mit mehreren Preisen ausgezeichnet, etwa mit dem Rheinlandtaler, den er 2007 unter anderem mit den mittlerweile verstorbenen Edelweißpiraten Gertrud Koch und Jean Jülich erhielt.

An seinem Ehrentag habe er am Morgen wie so oft in der Küche einen Kaffee getrunken, die Gitarre genommen und ein Stündchen gesungen, sagt Brings im Gespräch mit dem „Stadt-Anzeiger“ und schiebt humorvoll hinterher: „Dann ist meine Frau aus dem Haus, und ich kann krähen, wie ich will.“

Am Nachmittag soll dann eine größere Feier im Biergarten „Schwimmbad“ in Riehl steigen. Brings: „Da freue ich mich vor allem auf die Familie mit Kindern und Enkelkindern.“ Einmal im Jahr gelte es, das ganze Drumherum im Alltag zu vergessen. „Aber schon morgen ist wieder demokratisches Engagement gefragt“, kündigt der Jubilar mit Blick auf das aktuelle politische Geschehen an. Er sei mit 80 „noch immer nicht weise und auch nicht leise – aber zufrieden und dankbar“, sagt Brings und zitiert eine Zeile aus seinem Lied „Minscheland“: „Ich han Frau, Pänz un Fründe. Dat es meer jenoch.“

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