Kölner LandgerichtMesserstecher entschuldigt sich bei seinem Opfer

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Das Justizzentrum in Köln

Köln – Versuchter Totschlag wird einem 28-jährigen Mann zur Last gelegt, der sich seit Montag vor dem Landgericht verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, in der Nacht zum 11. Januar dieses Jahres auf der Bonner Straße in der Südstadt bei einem Streit auf einen Mann Mitte 20 eingestochen und dabei „seinen Tod billigend in Kauf genommen“ zu haben.

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Denn durch einen Stich sei die Lunge verletzt worden mit der Folge, dass das Opfer, das als Nebenkläger am Prozess teilnimmt, sehr viel Blut verloren und sein Brustkorb sich lebensbedrohlich mit Luft gefüllt habe. Verteidiger Sebastian Schölzel sagte, sein Mandant, zur Tattzeit schwer alkoholisiert, habe nicht „bewusst und zielgerichtet zugestochen“, also keine Absicht gehabt zu töten. Überhaupt sei dessen Verhalten in jener Nacht nicht mit normalen Maßstäben zu messen.

Angeklagter fühlte sich provoziert

Dafür spricht die skurrile Ausgangssituation: Nach ausgiebiger Zecherei mit Freunden legte sich der 28-Jährige auf das Dach eines Autos in einer Haltung, als würde er sich sonnen. Das forderte eine Gruppe von acht Leuten, zu denen das Opfer gehörte, zu Kommentaren heraus. Darüber, welche Worte fielen, gehen die Angaben auseinander. Waren die Äußerungen beleidigend? Oder sagte der jüngere Mann nur so viel wie: „Was machst du da, geh von dem Auto runter“? Jedenfalls fühlte sich der Angeklagte provoziert, es kam zu Handgreiflichkeiten.

Um sein Gefühl in dieser Lage zu beschreiben, zog der Nebenkläger einen Vergleich. Es sei „wie in Spanien“ gewesen, wenn ein „Bulle durch die Straßen läuft“ und man zusehen müsse, ihm auszuweichen, um nicht verletzt zu werden. Der Angeklagte stellt es so dar: Im „tumultartigen Geschehen“ (Schölzel) sei er zu Boden gegangen, habe sich mit seinem Taschenmesser an der Hand verletzt und, aufgebracht vom Anblick des Bluts, mit dem Messer ziellos herumgefuchtelt.

Entschuldigung zögernd angenommen

Dass er der Nebenkläger dabei schwer getroffen hat, steht außer Frage. Deshalb entschuldigte sich der 28-Jährige im Gerichtssaal und sagte: „Ich habe überreagiert, es tut mir leid.“ „Gut, dass du das sagst", erwiderte der Zeuge zögernd. „Ich nehme die Entschuldigung an, aber es fällt mir schwer.“

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