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Kölner StadtwaldAls die Rehe aus dem Tierpark Lindenthaler Vorgärten kahlfraßen

Lesezeit 4 Minuten
Stadtwald Heribert Resch

Heribert Resch war 18 Jahre lang Vorsitzender des Tierpark-Fördervereins.

  • Parks sind die grüne Lunge der Großstadt. Wer Ruhe und Natur sucht, muss nicht unbedingt raus aufs Land.
  • Auch mitten in Köln gibt es viele grüne Oasen. Sie laden ein zum Entspannen und Aktivsein, zum Verweilen und Flanieren, sind Orte des Alleinseins oder der Begegnung.
  • In unserer Serie stellen wir Kölner Parks vor – ihre Geschichte, ihre Besonderheiten und geben Tipps, was es dort zu erleben gibt.

Köln – Wenn Heribert Resch eine seiner regelmäßigen Runden durch den Tierpark in Lindenthal dreht, ist von dem „erbärmlichen Zustand“, in dem der Park einmal war, nichts mehr zu sehen. „Hier war alles völlig marode, die Außenzäune waren in einem grottenschlechten Zustand“, erinnert sich der 82-Jährige, der 18 Jahre lang Vorsitzender des Tierpark-Fördervereins war „Der Tierpark sollte im Jahr 2000 geschlossen werden. Das wollten wir verhindern.“ Und so gründete der naturverbundene Hobby-Jäger mit neun weiteren Mitgliedern den Förderverein.

In der Anfangszeit habe Resch einmal einen Anruf einer Anwohnerin der Haydnstraße bekommen: „Können Sie bitte die Rehe aus meinem Vorgarten holen? Die fressen meine ganzen Blumen auf“, berichtet Resch. Ein anderes Mal sei er angerufen worden, weil eine Gruppe japanischer Touristen im Park eingeschlossen waren. „Offenbar hatte das Personal nicht mitbekommen, dass noch Besucher da waren und die Tore abgeschlossen.“ Rund eine Million habe der Förderverein unter seiner Führung mit Hilfe von Spenden und Sponsoren in den Tierpark investiert. Aus Altersgründen hat Resch den Vorsitz vor drei Jahren abgegeben, doch einmal pro Woche besucht er den Tierpark im Stadtwald mindestens. Am liebsten beobachtet er dann das Damwild.

Das ist der Stadtwald

Eine riesige grüne Oase am Rande der Stadt, Park und Wald in einem: Neben großen Wiesenflächen, die zum Picknicken einladen, besticht der Stadtwald mit vielen hochgewachsenen Bäumen, die an heißen Tagen Schatten spenden. Mit einer Fläche von 205 Hektar gehört der Stadtwald zu den größten zusammenhängenden Grünflächen in Köln. Weitverzweigte Wege laden zum Spazieren gehen, Joggen und Radfahren ein. Außerdem bietet der Stadtwald viel Wasser: zwei Weiher, die durch mehrere Wasserkanäle miteinander verbunden sind, über die mehrere Brücken führen.

Geschichte des Stadtwalds

Die weitläufige Anlage wurde 1895 vom Gartenbaudirektor Adolf Kowallek als Erholungsort für die breite Bevölkerung geplant und angelegt. Kowallek ließ 300.000 Bäume pflanzen. Ein ausgedehntes Fuß-, Rad- und Reitwegenetz sollte Natur und Sport miteinander verbinden. Auf dem Gelände neben der alten Kitschburg (dort steht heute das Hotel) wurde der Stadtwaldweiher, inzwischen eher als Kahnweiher bekannt, mit einer Wasserfontäne angelegt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden eine Radrennbahn und Tennisplätze eröffnet. In den 1920er Jahren wurde der Stadtwald über den Militärring hinaus erweitert. Auch der Adenauer Weiher wurde in dieser Zeit angelegt. Zeitweise gab es im Stadtwald sogar eine Motorsport-Rennstrecke: In den 1930er Jahren waren die „Kölner Stadtwaldrennen“ sehr beliebt.

Das bietet der Stadtwald

Tierpark: Eine Attraktion vor allem für Familien ist der Tierpark an der Kitschburger Straße, der im Jahr 1908 eröffnet wurde. Hier leben mehr als 250 Tiere, unter anderem Esel, Ziegen, Schafe, Hochlandrinder, Gänse, Enten, Schwäne, Pfaue und Damwild. An Automaten können Besucher geeignetes Futter für die Tiere kaufen. Der Eintritt in den Wildpark ist frei. Öffnungszeiten: Juli und August 8-20 Uhr (sonntags ab 9 Uhr), im September schließt der Park um 19 Uhr, im Oktober um 18 Uhr.

Ponyreiten: An Wochenenden und Feiertagen können Kinder und Jugendliche bei trockenem Wetter im Stadtwald auf Ponys reiten. Sie werden von den Eltern geführt. 13 bis 18 Uhr, 4 Euro, Kitschburger Straße.

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Spiel und Sport: Ganz in der Nähe des Wildparks (zwischen Tennisplätzen und Tierpark) können sich Kinder auf einem schönen Spielplatz austoben. Weiter westlich Richtung Militärring gibt es eine Rampe für Skater. Gleich am Heinrich-Stevens-Weg nahe der Dürener Straße liegen ein Trimm-dich-Pfad und ein Waldlehrpfad, der über die verschiedenen Baumarten informiert.

Bötchen fahren: Bis vor kurzer Zeit konnten Ausflügler in Ruder- und Tretbooten über den Kahnweiher schippern. Aktuell gibt es nach Angaben eines Stadtsprechers aber keinen Pächter für den Bootsverleih, es liefen aber Verhandlungen.

Gastronomie im Stadtwald

Leonardo Royal Hotel: Gleich am Kahnweiher liegt das „Leonardo Royal Hotel“. Das hoteleigene Restaurant „Vitrov“ bietet eine Mischung aus regionaler und internationaler Küche. Die Seeterrasse hat 200 Außenplätze inklusive Blick aufs Wasser.

Expressomobil: Die rollende Kaffeebar steht an Wochenenden und Feiertagen regelmäßig im Wildpark an er Kitschburger Straße.

Toiletten

Im Tierpark gibt es eine öffentliche Toilette.

Lage

Der Stadtwald befindet sich im Kölner Westen zwischen dem Stadtwaldgürtel in Lindenthal und Junkersdorf. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen ist er von den KVB-Haltestellen Dürener Straße/ Gürtel, Wüllnerstraße, Eupener Straße, Clarenbachstift, Maarweg.

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