Kölner Projekt „Alveni“ ohne GeldOsteuropäer erhalten keine Beratung mehr

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Zugewanderte aus Bulgarien und Rumänien werden bei „Willkommen in Köln“  im Mülheimer Bezirksrathaus beraten. (Archivbild)

Zugewanderte aus Bulgarien und Rumänien werden bei „Willkommen in Köln“  im Mülheimer Bezirksrathaus beraten. (Archivbild)

Köln – Das Ende der Fördermittel aus dem Europäischen Hilfsfonds bedeutet auch in Köln das Aus für das Projekt „Alveni“, in dem sozial benachteiligte EU-Bürger, meist aus Rumänien und Bulgarien, beraten wurden. Wie die Stadt mitteilte, scheiterte sie beim Bund damit, eine Überbrückungshilfe zu erhalten, bis ein neues EU-Programm verabschiedet werden kann.

„Das reißt eine große Lücke in unser Beratungssystem“, sagte Michael Lätsch von der Fachkoordination EU-Zuwanderung. „Ein wichtiger Teil der Unterstützungsarbeit wird wegbrechen", betont auch Lena Teschlade vom Verein Eva, der Migranten im Rahmen des Projekts beriet. „Das Ende ist ein großer Verlust“, sagte auch Kai Sterzenbach vom Verein Lernende Region – Netzwerk Köln.

Hintergrund des Projekts

Zum Hintergrund: Die Förderung des Europäischen Hilfsfonds für benachteiligten Personen (Ehap) wurde von 2014 bis 2020 vergeben. Der Fonds fördert Projekte in Deutschland, die sich an benachteiligte, neuzugewanderte EU-Bürger richten, darunter Eltern und deren Kinder bis sieben Jahren. In Köln wurden mit dem Geld die Projekte Bonvena für Erwachsene und Zubefa für Familien und Kinder von 2016 bis 2018 gefördert.

Das Kölner Projekt lief 2019 und 2020 unter dem Namen Alveni weiter. Hier ging es um die Beratung und Begleitung von neuzugewanderten EU-Bürgern, darunter Eltern mit Kindern im Vorschulalter. Bis Ende 2020 wurden 3815 Menschen in 8183 Gesprächsterminen beraten. Über die gesamte Förderphase von 2016 bis 2020 wurden 9574 Menschen in 22.435 Beratungsgesprächen unterstützt.

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Acht Vereine und Verbände, darunter die Caritas, das Allerweltshaus, die Vereine Looks, Eva gGmbh, Agisra, Latscho Drom, Lernende Region und das Bürgerzentrum Vingst, hatten sich an dem Projekt beteiligt. Streetworker suchten Migranten im öffentlichen Raum, etwa in Internet-Cafes, Spielplätzen oder Kitas, auf und boten muttersprachliche Beratungen an. Es sei vor allem darum gegangen Vertrauen aufzubauen und Menschen in Regelberatungen weiterzuleiten, so Sterzenbach. Besonders Themen wie Wohnen, Gesundheit, Integration und Erziehung seien nachgefragt worden. Auch zu den Hygienevorschriften in der Corona-Pandemie informierten die Alveni-Fachkräfte.

Prekäre Lebensverhältnisse

Insbesondere EU-Bürger aus Bulgarien und Rumänien nahmen die Hilfen an. Diese gelten als besonders gefährdet, in prekäre Lebensverhältnisse abzurutschen. Viele von ihnen kommen als Arbeitsmigranten, andere leben in ihrer Heimat in prekären Zuständen und werden dort etwa als Roma diskriminiert. Wer aber in Deutschland keinen Job hat oder diesen schnell verliert, hat kaum Aussichten auf Sozialleistungen, erläutert Sterzenbach. „Viele gehen aber trotzdem nicht zurück, weil auch die Lage zu Hause schlecht ist.“ In Deutschland könnten Familien zumindest ihre Kinder in die Schule schicken. „Manchmal fühlen sie sich selbst als Obdachlose in Deutschland sicherer als in ihrem Heimatland.“

Tatsächlich landen mittlerweile Osteuropäer vermehrt in der Wohnungslosigkeit. Immerhin haben die Stadt und der Sozialdienst katholischer Männer mit einer Anlaufstelle an der Vorgebirgsstraße Übernachtungsmöglichkeiten und medizinische Betreuung geschaffen. Weitere Beratungen wurden von den Alveni-Fachkräften durchgeführt, die es in Zukunft aber nicht mehr geben wird.

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